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Mitteilungsblatt des AKN
Nr.27 (1/08)

 

Inhalt
In eigener Sache
AKN-Splitter

Unermüdlich

Kinder und Jugendliche in der Natur

Die AKN-Kinderseite

Logistikparks

Amphibienleitsystem

Zwei kleine Schönheiten

Wanderfalter

Von Menschen und Mäusen

Zusammenarbeit I

Zusammenarbeit II

Vogelmonitoring-Projekt
Strategie zur biologischen Vielfalt

Aktivitäten des AKN im Winterhalbjahr 07/08

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Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,

Vielleicht sind Sie überrascht, wenn Sie das neue Heft des AKN in Händen halten - hoffentlich freudig überrascht: Wir haben uns für eine farbige Ausgabe entschieden, auch wenn die Herstellungskosten ein wenig höher liegen. Ich denke es hat sich gelohnt! Farbige Fotos aus der Natur sind doch schwarz-weiß Darstellungen haushoch überlegen!
Die Kostenfrage spielte natürlich auch eine nicht unwesentliche Rolle, konnte aber zufriedenstellend gelöst werden. Die Druckkosten für Farbdrucke sind in den letzten Jahren deutlich gesunken und unsere Sponsoren ermöglichen inzwischen den Farbdruck. Insgesamt erscheinen uns die Vorteile einer farbige Ausgabe gegenüber den Nachteilen deutlich zu überwiegen!
Natürlich sind wir interessiert an Ihrer Meinung: Teilen Sie uns doch bitte Ihren Eindruck, Ihre Ansicht, Ihre Einstellung mit!
Stil und Inhalt unserer Mitteilungen haben sich ansonsten prinzipiell nicht geändert. Wir wollen Sie auch weiterhin über Aktivitäten des AKN, Ergebnisse von Untersuchungen, bevorstehende Planungen, aktuelle naturschutzrelevante Ereignisse aus Bund, Land, Kreis und Gemeinde informieren sowie über Wissenswertes aus unserer Natur berichten.

Das vorliegende Heft hat einen Schwerpunkt im Bereich der Zusammenarbeiten des AKN mit Institutionen, Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen - Zusammenarbeiten, die wunderbar und selbstverständlich funktionieren, zum Teil schon seit vielen Jahren. Aber auch über problematische Zusammenarbeiten, die trotz der Bemühungen des AKN nicht in Gang kommen, gescheitert sind oder sich als schwierig erweisen.
Daneben befassen sich mehrere Berichte mit dem aktuellen Thema der Artenvielfalt, der Erhaltung der Biodiversität. Konkreter Bezug ist die 9. Vertragsstaatenkonferenz des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt", die im Mai in Bonn stattfand. Über die Ergebnisse und deren Auswirkungen werden wir in einem der nächsten Hefte berichten. Hier stellen wir die Problematik und einige für uns und unsere Region bedeutsamen Aspekte dar.
Neu ist ein mehrfach angefragtes Angebot für unsere kleinen Naturfreunde: die Kinderseite, die aber auch für die Erwachsenen interessant sein sollte. Der AKN möchte grundsätzlich zukünftig seinen Nachwuchs stärker durch spezielle Aktivitäten ansprechen - leider fehlen hierzu bisher noch Mitglieder, die Zeit und Ideen hierfür einbringen möchten.
Wer kann uns helfen?! Wer möchte Kinderprojekte initiieren und betreuen?

Ich wünsche Euch und Ihnen allen viel Spaß beim Lesen,
Ihr
U.Quante

 

 

 

 

 

 

 

 

[Inhalt]

AKN-Splitter
Wichtiges - kurz berichtet

Exkursionen 2008
Auch in diesen Jahr werden wir wieder zwei Exkusionen durchführen, in denen wir Mitglieder und Freunde des AKN in unsere schöne, vielfältige Natur führen möchten. Wir haben uns für folgende Ziele und Termine entschieden:
So., 15.06.08: Mundsmoor bei Hollinde;
So., 31.08.08: Dohrener Mühlenbachtal,

Treffpunkt: 9.15 Uhr in Dohren am Ende des Fischteichenwegs; im Anschluss findet wieder ein gemütliches Beisammensein statt!

Helfer gesucht!
Der AKN wird sich in diesem Sommer bei verschiedenen Veranstaltungen wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Für die Ausstellungen bei folgenden Aktivitäten benötigen wir noch dringend Helfer:
Samstag, 28.06.08: Bürgerfest in Tostedt
Sonntag, 31.08.08: Dorffest Handeloh
Wer macht mit? - Bitte bei Reinhard Kempe (04188-381) melden!

Ortsumgehung Tostedt
Der Rat der SG Tostedt und seine Ausschüsse beschäftigen sich zur Zeit mit der Planung einer Umgehungsstraße für die Ortschaften Tostedt und Wistedt.
Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan besitzt der Bau einer solchen Umgehung, die bereits seit vielen Jahren im Flächennutzungsplan verankert ist, keine Priorität mehr. Um bei der nächsten Überprüfung der Straßenbauvorhaben des Bundes in eine höhere Prioritätsstufe aufgenommen zu werden, ist es nach Ansicht der Verwaltung erforderlich, in konkrete Planungen einzutreten.
Es werden verschiedene Trassenführungen diskutiert, die alle ein nicht unerhebliches Konfliktpotential besitzen. Auf der einen Seite bestehen sogenannte Raumwiderstände, d.h. Unverträglichkeiten mit dem Gut Natur und Landschaft, auf der anderen Seite existieren Unverträglichkeiten mit den Interessen der vor Ort wohnenden Menschen.
Der AKN wird das Vorhaben aufmerksam verfolgen und bei Gelegenheit detailliert über die konkreten Planungen und ihre Auswirkungen berichten.

Verfranst beim Fransen-Erdstern - eine Richtigstellung.
Schon unmittelbar nach dem Erscheinen des letzten Heftes kam das Ehepaar Sülbrandt , die beiden Entdecker des Erdstern-Wuchsortes, zu mir mit einem Bild aus einem zufällig in die Hand genommenen Pilzbuch.
Das damals photokopierte Bild zeigte den Halskrausen-Erdstern (Geastrum triplex). Es war uns eigentlich sofort klar, dass meine Bestimmung des Höckler Erdsterns (vor allem an Hand eines älteren Pilzkörpers) als Fransen-Erdstern (Geastrum fimbriatum) falsch war.
Wenig später erreichte mich die mail eines exellenten Pilzkenners der Region. Jörg Albers aus Tostedt, in Sachen Pilze Mitarbeiter der Bremer Universität, hatte sich gefreut, als er von diesem Fund in unseren Mitteilungen las. Auch seine Vermutung geht aufgrund der Abbildungen in Richtung Halskrausen-Erdstern. Eine genaue Untersuchung von Pilzkörpern von diesem Wuchsort soll verabredungsgemäß in 2008 vor Ort geschehen – wenn denn Fruchtkörper dort wieder auftauchen.
Im März erhielt der AKN dann noch einen weiteren Hinweis auf meine Fehlbestimmung von Axel Schilling vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Für Herrn Schilling sind die abgebildeten Exemplare eindeutige Vertreter des Halskrausen-Erdsterns (Geastrum triplex). Ich danke an dieser Stelle allen aufmerksamen Lesern für diese wichtige Korrektur.
Natürlich bedarf jetzt auch der Text einiger Korrekturen:
Der Halskrausen-Erdstern (Geastrum triplex) gehört auch zu den etwas häufigeren Erdsternen. Doch findet man in den meisten Bestimmungsbüchern die Angabe selten oder recht selten. Der Pilz bevorzugt Laub- u. Mischwälder, findet sich aber auch immer wieder in entlegenen Winkeln alter Gärten und Parks unter Laubbäumen, auch bei Gebäuden in Waldrandlage oder in Waldnähe und dort selbst unter Brennesseln und verwilderten Himbeerbüschen etc.
Seinen Artnamen triplex (=dreifältig, dreifach) hat diesem Erdstern ein schalen- bzw. ringförmiges Gebilde eingebracht, das die innere Hülle mit der Sporenmasse an der Basis mehr oder weniger deutlich umgibt, gleichsam wie ein Kragen oder eine Halskrause eben. Neben der später sternförmig zurückgeschlagenen äußeren Hülle und der inneren ist diese Krause das dritte Bauelement des Fruchtkörpers.
Der Autor bittet um Nachsicht für diesen Fehler und die beim nicht fachkompetenten Leser durch diese Richtigstellung möglicherweise erzeugte Verwirrung.

 

 

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Der Halskrausen-Erdstern
(Geastrum triplex)

[Inhalt]

 

Unermüdlich
Hermann, wir danken dir!

Um es gleich vorweg zu sagen: Hermann Aldag wird ein Unruheständler bleiben. Und das ist gut so. Er hat sich in diesem Winter (mit 71 Jahren) aus der Organisation und aus der praktischen Mitarbeit bei Arbeitseinsätzen des AKN, vor allem im Rahmen der Heidenauer Arbeitsgruppe, zurückgezogen. Henry Holst wird seine Stelle einnehmen. Wir „anderen" im AKN wünschen Henry und der Heidenauer Gruppe für die Zukunft guten Erfolg auf allen Tätigkeitsfeldern in dieser mit Naturschätzen noch so reichen Gemeinde. Soweit die sachliche Mitteilung.

Lieber Hermann,
aus obigem Anlass schreibe ich dir ein paar persönliche Zeilen – gleichsam einen kurzen „öffentlichen" Brief.
Der AKN hat dir und deinem unermüdlichen Wirken für den Naturschutz hier vor unserer Haustür, ganz besonders in deinem Heidenauer Beritt, viel zu verdanken.
Von der ersten Stunde der Gründung der Heidenauer Arbeitsgruppe des AKN 1990 hast du organisiert, Treffen, Begehungen anberaumt, Heidenauer Bürger zur Mitarbeit geworben. Du hast sie von den Zielen unserer gemeinsamen Naturschutz- und Entwicklungsstrategien zu überzeugen versucht und dabei viele, viele Mitstreiter für unsere Arbeit gewonnen.
Die Gemeinde Heidenau stellt schließlich die größte Mitgliederfraktion des AKN. Das ist im wesentlichen dein Verdienst.
Du hast Verbindungen geknüpft zum Rat der Gemeinde, hast mehrere Jahre beratend teilgenommen an den Sitzungen des Umwelt-, Bau-, und Planungsausschusses und du hast Projekte angestoßen in der Gemeinde, wie z.B. die Entwicklung eines Hochzeitwaldes, die Pflanzung von Obstbäumen, die Entwicklung von langen Benjes-Hecken am Füssel u.v. mehr. Mit atemberaubender Dynamik standest du stets in der ersten Reihe der Arbeitsgruppen. „Mir nach" war deine Devise, und sie kamen und halfen mit beeindruckender manpower. Du hast dich bei deinen Mitstreitern auf der Hauptversammlung für diese langjährige Unterstützung bedankt. Das fand ich toll, denn wir beide wissen nur zu gut, dass wir nur etwas bewegen konnten und können mit vielen guten, kritischen und starken Mitstreitern.
Dein Hemd war immer klatschnass – entweder vom Schweiß oder vom Regen oder auch von beidem. Angstschweiß war es sicherlich nie. Ich habe dich oft als echten Draufgänger erlebt, als unbeeindruckbar von in der Sache schlummernden Unsicherheiten oder gar Gefahren. Mit deinem eigenen Sinn für die Umsetzung mancher Naturschutzmaßnahme hast du es – wir wissen das beide – uns manchmal auch nicht ganz leicht gemacht. Aber das bist nun mal du mit deinen Ecken und Kanten. Unsere erfolgreiche Zusammenarbeit, dein überaus positives Wirken für Natur und Landschaft konnte das nicht beeinträchtigen.
Bleib‘ weiterhin wachsam in deinem Bereich als engagiertes AKN-Mitglied, als Beobachter, Mitdenker und Anreger in Sachen Natur – das alles, Hermann, bei einer unserem Alter entsprechend gut erträglichen Gesundheit! Das ist mein wichtigster Wunsch an dich.
Alles Gute und danke.

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„Mir nach" war Hermanns Devise

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Auch Hermann freute sich bei jedem Einsatz auf die Pausen

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Immer in vollem Einsatz -
hier bei der Rettung von Nashornkäfer-Larven

[Inhalt]

 

Wir müssten eigentlich . . .
Kinder und Jugendliche in der Natur

Wenn wir vom AKN mit Gruppen der Jugendfeuerwehr oder den jungen Pfadfindern am Waldbach oder im Moor einen „Arbeitseinsatz" durchführen, dann ist das zugleich oder besser in erster Linie jedesmal auch eine Abenteuer- und Entdeckungstour.
Die meisten Mädchen und Jungen stürzen sich nach unserer Einführung vor Ort regelrecht in die Arbeit und leisten und erreichen „spielend" das, was wir uns als gemeinsames Ziel gesetzt haben.
Schon der Weg z.B. vom Rand des Moores hin zum „Arbeitsplatz" hat Exkursionscharakter, das Arbeiten dann am Rande „unergründlicher" Moorwasser oder aufschwimmender Sickerquellzonen fasziniert und verlockt zu vorsichtigem Wagnis – mit Erkenntnisgewinn. Da sind Kinder und Jugendliche schnelle Meister, und die Erfahrung des einen spricht sich sofort herum und wird positiv für das eigene Tun übernommen – und weiterentwickelt.
Bei der einen oder anderen Erkundungsexkursion im Sommerhalbjahr kommen dann intensive Begegnungen mit Pflanzen und Tieren hinzu – für die meisten Jugendlichen sind das erste engere Kontakte, Berührungen im wahrsten Sinne des Wortes, mit Pflanzen und Tieren an ungewöhnlichem Ort, in der „Wildnis" eben, weit, weit weg, oft „Lichtjahre" entfernt von den Geschehnissen und Erlebnissen ihrer Alltags- und meistens auch Wochenendswelt.
Ich sehe, da ich dies schreibe, auch meine drei Enkelkinder vor mir. Wenn ich deren Begeisterung und die der anderen Jugendlichen rundum so erlebe, wenn die Aufmerksamkeit plötzlich von winzigen Tierchen gefesselt wird, wenn Neugierde wächst, wenn die Arbeit mit dem Astschneider plötzlich abgebrochen wird und in forschendes Spiel zur Querung des Baches übergeht, dann ist der Gedanke plötzlich da: Wir müssten eigentlich viel häufiger und intensiver mit Kindern und Jugendlichen draußen sein. Wir müssten Angebote machen, viel mehr Angebote!
Es gibt so viele richtige Gründe dafür: den Kindern und Jugendlichen tut das einfach rundherum gut. Aus „erzieherischer" Sicht tut es auch Not! Wer weiß das nicht! Es geschieht etwas Sinnvolles in der Natur. Der Natur wird geholfen; dafür haben junge Menschen grundsätzlich eine hohe Bereitschaft, wenn sie im richtigen Alter geweckt wird. Und schließlich vielleicht der wichtigste Grund: Der AKN braucht Nachwuchs, der Naturschutz neue Freunde, aktive Mitstreiter. Das ist nur auf den ersten Blick vielleicht ein egoistischer Grund, genau genommen aber einer mit hoher Investition in die Zukunft – für den Verein (na klar!), aber auch für den einzelnen Beteiligten. Denn da wird das ganze zum Geben und Nehmen zwischen Mensch und Natur: der für Natur und Landschaft durch aktives Tun sensibilisierte Mensch erfährt ungeahnte Bereicherung für seine persönliche Lebensentfaltung.
Wir müssten daher eigentlich etwas auf die Beine stellen, haben wir doch – ich mag es gar nicht offen aussprechen – sieben oder mehr Lehrer in unseren „aktiven Reihen"!
„Lass das nichtssagende, entschärfende Wörtchen eigentlich doch weg", höre ich Günther Knabe schon sagen, wenn er das hier liest. - Und er hat Recht.
Was hindert uns also am sichtbaren Engagement auf diesem Feld?
Wir müssen in Teilen andere Prioritäten setzen; nicht alles, was wünschenswert wäre, ist zu schaffen. Es ist die Zeit, die uns begrenzt.
Vielleicht fällt ja ein Stein mit diesen Zeilen ins Wasser . . .

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Die Jugendfeuerwehr im Büsenbachtal:
Wichtige Selbsterfahrung und Spiel krönen die Arbeit

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David Rooks, Bjarne, Finn und Jördis Voigtländer und als junge Helfer im Todtschlatt

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. . . in Berührung kommen - eine wichtige Erfahrung für Kinder!

[Inhalt]

 


Die AKN-Kinderseite

Raten: Welches Tier verbirgt sich hier?
Unser Rätseltier ist wahrlich nicht selten, dennoch sieht man es im Winter fast nie, und wenn, dann meist im Haus.
Es ist aber auch kein Haustier, sondern es hält sich mit Vorliebe auf Wiesen, Brachflächen und Wegrändern auf.
Zu bestimmten Zeiten ist es ein richtiger Nimmersatt und steht auf Futter, das wir Menschen lieber nicht anfassen.
Wenn es auch keine Nase besitzt, so ist sein Geruchssinn dennoch sehr gut ausgeprägt! Und einen Trinkhalm hat unser Rätseltier, zumindest wenn es ausgewachsen ist, immer dabei.
Der ganze Körper ist mit Schuppen bedeckt und dennoch ist sein Name nicht Schuppentier.
Der Name besteht aus zwei Wörtern, wobei der erste seine Größe beschreibt, der zweite ist ein Teekesselchen! - Welches Tier suchen wir, und was ist sein Futter?


Welches Tier ist dies?

Wissen: Die kleinsten Säugetiere
Die Hummelfledermaus hält den Rekord als kleinstes Säugetier der Erde. Wie schon der Name vermuten lässt, ist der Körper dieser Fledermaus nicht größer als der einer großen Hummel. Mit ihren knapp 3 cm Länge und 2 g Gewicht ist die in Thailand lebende Fledermaus leicht zu übersehen. Deshalb wurde die bedrohte Art auch erst 1973 entdeckt.
Die kleinsten europäischen Säugetiere sind die Knirpsspitzmaus mit einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. 4 cm und einem Gewicht von ca. 3 g und die Etruskerspitzmaus, die knapp 4 cm lang und gut 2 g schwer wird. Die Knirpsspitzmaus kommt im äußersten Nordosten Europas (Finnland, Russland) und ostwärts bis Japan vor, die Etruskerspitzmaus lebt in Südeuropa.
Die kleinsten Säugetiere in Deutschland sind die Zwergspitzmaus (5 cm, 4-5g) und die Zwergfledermaus (4,5 cm, 5-6g). Erst im Jahre 2000 hat man eine Zwillingsart der Zwergfledermaus in Deutschland entdeckt, die Mückenfledermaus, die noch ein wenig kleiner ist!

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Die winzige Zwergspitzmaus

 

Kennen: Welcher Baum ist das?
Wie gut kennst du dich mit unseren einheimischen Bäumen aus? Trage die richtigen Baumnamen ein und ordne die Blätter/Früchte zu (richtigen Buchstaben eintragen!). Es sind die Stämme und Blätter folgender Bäume abgebildet: Birke, Buche, Eiche, Erle, Hainbuche, Kiefer. Die eingetragenen Buchstaben ergeben in der richtigen Reihenfolge den Namen eines bunten Waldvogels, der auch ans Futterhaus kommt.

 

Logistikparks
- der Landkreis Harburg als Hafenerweiterung?

„ Grünes Licht für Log-Park Hamburg!", „Welche Zukunft hat unser Kreis?", „Mega-Logistikparks sind rechtswidrig", „Logistik-Parks: der Widerstand wächst", „Appell: Rettet Heidenau".

Solche und ähnliche Schlagzeilen konnte man in den letzten Monaten in fast jeder Ausgabe der regionalen Presse finden und mit verfolgen, wie jenes Thema rapide an politischer Brisanz gewann. Die heftigen Reaktionen aus der Bevölkerung können hierbei als guter Indikator dafür angesehen werden, dass es sich bei den geplanten Projekten um weitaus mehr als bloße Erweiterungen/Neuansiedlungen von Gewerbegebieten handeln muss. Die Dimensionen der geplanten Logistik-Ansiedlungen sprengen das bisherige, im Landkreis vorhandene Ausmaß gewerblich genutzter Flächen beträchtlich: So sollen an die 500 Hektar, u.a. in Mienenbüttel, Heidenau und Tangendorf für Logistikansiedlungen bereitgestellt werden!
In der Samtgemeinde Tostedt waren an der Autobahnanschlussstelle Heidenau 80 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche für Logistik und Autohof im Visier der Wirtschaftsentwickler des Landkreises (WLH und der Süderelbe AG). Flächenverbrauch, Eingriff in das Landschaftsbild und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Heidenau und Tostedt wären unwiderruflich die Folge gewesen.

Nun ist zwar der geplante Logistik Park der Firma PROLOGIS in Heidenau vorerst vom Tisch (Bürgerproteste und nicht verkaufsbereite Flächeneigentümer verhinderten bisher eine Realisierung), die Entwicklung in Mienenbüttel jedoch läuft ungebremst weiter. Hamburgs Flächenhunger ist immens und der angrenzende Süden hat davon viel! Der Süden Hamburgs hat jedoch auch viel zu verlieren: Seine Attraktivität verdankt der Landkreis Harburg nicht zuletzt auch seinen Naturlandschaften, in touristischer und ökologischer Hinsicht, sowie auch seiner Wohnqualität.

Obgleich auf Seiten der Befürworter versucht wird, die ökonomischen Vorteile solcher Logistikparks für die Region herauszustellen, muss aus Sicht des Naturschutzes der mit solchen Projekten verbundene massive Eingriff in den Naturhaushalt äußerst kritisch betrachtet werden. Flächenversiegelungen in solchen Dimensionen und die entstehende Verkehrsbelastung lassen die Bedeutung der Standortfrage solcher „Parks" im rechten Licht erscheinen: Die sogenannte „Logistik auf der grünen Wiese", wie die Branche es bezeichnet, ist zugegebener Weise zwar eine günstige Variante, leistet der zunehmenden Zersiedlung der Landschaft und der Zersplitterung/Entkopplung von Biotopen Vorschub, also genau jenen Prozessen, die der Naturschutz mit mühsam erkämpften Maßnahmenpaketen (FFH-Richtlinien, Natura 2000 etc.) entgegenwirken möchte!

An diesem Punkt versuchen nun, neben den gegründeten Bürgerinitiativen, auch die Naturschutzverbände anzusetzen. Die Realisierung solcher Mega-Parks im Landkreis hat überregionale Auswirkungen, ist somit „raumbedeutsam" und muss genehmigungstechnisch dementsprechend behandelt werden. Solcherlei Vorhaben werden laut Landesraumordnungsprogramm und dem untergeordneten Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) geprüft. Hier liegt allerdings die Problematik, denn im RROP sind die Gewerbeflächen an den Autobahnen in erster Linie für mittelständisches Gewerbe vorgesehen und nicht für Logistik- Riesen. Jene sollten laut Landesraumordnungsprogramm eher in Bereichen mit hohem Güterverkehrsaufkommen, also z.B. in Maschen entstehen. Dies macht Sinn, denn dadurch werden Verkehr und Emissionen minimiert und zugleich „wächst Hamburg am richtigen Ende"

Niedersachsen soll zum Logistik-Land werden, so steht es wohl im Koalitionsvertrag, die Frage ist jedoch, zu welchem Preis und in welcher Gestalt. Denn wie schon der schweizer Arzt und Naturphilosoph Paracelsus im 16. Jahrhundert treffend bemerkte:„Die Dosis macht das Gift".

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Der ursprünglich geplante Logistik Park in Heidenau:
Detailkarte mit möglicher Hallenbebauung
(zum Vergrößern anklicken!)

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Übersichtskarte mit Größenvergleich zur Heidenauer Ortsfläche
(zum Vergrößern anklicken!)

[Inhalt]

 

Amphibienleitsystem
Forschung an den Holmer Teichen

An der Leitanlage – und am Zaun im Wald davor – werden in diesem Jahr nicht nur Amphibien gezählt, um quantitative Angaben zur tatsächlichen Nutzung der Anlage zu bekommen, es wird auch geforscht! Das Amphibienleitsystem ist eingebunden in ein von der Bundesanstalt für Straßenwesen durchgeführtes Projekt mit dem gewichtigen Titel „Annahme von Kleintierdurchlässen – Einfluss der Laufsohlenbeschaffenheit und des Kleinklimas auf die erfolgreiche Durchquerung". Man ahnt es: es ist nicht immer selbstverständlich, dass die Molche, Kröten und Frösche die menschengemachten Querungshilfen annehmen, die es ihnen ermöglichen sollen, angestammte Wanderwege zu ihren Laichgewässern unbeschadet nutzen zu können, auch wenn irgendwann Straßen dazwischengebaut worden sind. Denn Krötentunnel ist nicht gleich Krötentunnel. Zahlreiche Faktoren spielen eine Rolle, die die Wanderung der Amphibien vom Winterquartier ins Laichgewässer – und später in umgekehrter Richtung – beeinflussen, und die beim Bau sog. Krötentunnel berücksichtigt werden müssen.
Während vielfach eine zu große Trockenheit in den Tunneln eines Leitsystems – insbesondere auch für die abwandernden Jungtiere – ein großes Problem darstellen kann, ist es in Holm eher zu viel Wasser, das möglicherweise An- oder Abwanderung beeinflussen oder gar behindern kann. Insofern ist es in diesem Zusammenhang besonders interessant, im Hinblick auf die Annahme von derartigen Leitsystemen auch einmal erhöhte Feuchtigkeit, sprich einen Wasserüberschuss, berücksichtigen zu können.
In den Tunneln an den Holmer Teichen wurden daher unter tatkräftiger Mithilfe von Hinnerk Lehmann verschiedene Messsysteme installiert, die solche möglichen Einflussgrößen erfassen. Zeitweise wurde sogar ein Tunnel auf einer Seite mit Folie abgesperrt, um den Luftzug zu reduzieren und damit verbundene physikalischen Parameter zu verändern.
In ausgewählten Tunneln wurde so - wie die Fotos zeigen – über drei Tage Verdunstungs- und Austrocknungsphänomene erfasst, in anderen Versuchen wurden sog. Datalogger exponiert, die über 14 Tage vor und in den Tunneln Temperatur- und (Luft-)Feuchtigkeitsverhältnisse aufzeichnen. Außerdem wurden die (Luft-)Strömungsverhältnisse registriert.
Daneben wurden – natürlich - immer auch Verhaltensbeobachtungen an anwandernden Tieren durchgeführt, um einen möglichen positiven oder negativen Einfluss nicht nur mit der Zahl der hinter den Tunneln in den Eimern erfassten Tiere zu beschreiben, sondern auch am Verhalten der Lurche vor bzw. während der Einwanderung in die Tunnel zu dokumentieren. Hier wurde auch eine Infrarot-Videokamera eingesetzt, die die Anwanderungs- und Durchquerungsaktivitäten am Eingang der Tunnel über viele Stunden aufzeichnete. Außerdem wurde u.a. getestet, inwieweit beispielsweise eine Zuleitung durch quer zum Leitsystem angebrachte Bretter im Tunneleingangsbereich das Eindringen in die Tunnel verbessert.
Insgesamt eine spannende Sache – deren Auswertung allerdings an anderer Stelle und später erfolgen wird.
Vorläufig ausgewertet dagegen – soweit die Protokolle am 8. April vorliegen - sind die Zahlen der Tiere, die am Zaun vor den Tunneln in den Eimern erfasst wurden und die derjenigen, die später in den Eimern hinter den Tunneln gefunden wurden, die also die Tunnel zur Querung der Straße genutzt hatten: von über 2.200 Amphibien, die etwa 50 m östlich der Kreisstraße im Wald angetroffen und über den Zaun gesetzt wurden, sind knapp 1.700 in den Eimern westlich der Straße wiedergefunden worden – über 75 %, ein insgesamt sehr gutes Ergebnis.
Und: auch der Wanderpreis ist wieder vergeben worden. Er geht diesmal nach Holm-Seppensen, an Petra Boldt, die am 22. Februar sagenhafte 493 Tiere angetroffen hat. Super! Man darf die Zahl natürlich nicht mit den Maxima der vergangenen Jahre vergleichen – der Zaun hatte 2008 nur etwa 2/5 der Länge der letzten Fangsaisons.

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Tunnel 8 mit Messvorrichtungen zu Temperatur und Feuchtigkeit (Datalogger unterhalb der Tunnelnummer und 2x im Tunnel), Luftströmung (glänzendes Anemometer mittig zwischen den Rampen, Datalogger rechts auf der Rampe) sowie Verdunstung und Austrocknung (Schachtel links und Schwämmchen rechts)

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Messvorrichtungen auf der Berme im Bachdurchlass
(Messvorrichtungen wie o.a. Abb.)

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Mit Folie abgehängter Tunnel 7 (vgl. Text), im Vordergrund die Zuleitung zum Fangeimer; mittig im Tunnel hängt ein Temperatur-/Feuchtgkeits-Datalogger

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Auffällig unauffällig !
Zwei kleine Schönheiten auf kargem Sand:
Die Knorpelmiere und das Kahle Bruchkraut

Meine ersten Begegnungen mit diesen beiden zarten Pflanzen aus der Familie der Nelkengewächse gehen auf das Jahr 1982 zurück. Obwohl schon seit 1957 botanisch aktiv, begegnete ich – aus welchen Gründen auch immer – erst in jenem Sommer diesen beiden Winzlingen.
Auf dem sehr feuchten nackten Boden der ehemaligen Sandgrube bei Dohren-Gehege fielen mir die kleinfingerlangen, knapp bleistiftdicken, geschlängelten „Würste" auf, die dort in großer Zahl nebeneinander lagen, irgendwie „segmentiert" grün-weiß gezeichnet. Raupen? Vogelkot? – Nein, nein, kleine zarte dem Boden anliegende Pflänzchen, mit fädiger Wurzel verankert, an der Basis verzweigt, so dass auch (sehr unregelmäßige) sternförmige Anordnungen der Triebe entstanden waren.
Zwischen den weit auseinander stehenden Horsten der kräftigen Flatterbinse (Juncus effusus) bot die dauerfeuchte Sandgrubensohle ideale Bedingungen für die Knorpelmiere (Illecebrum verticillatum). Dauerfeuchte Ränder extensiv bewirtschafteter Äcker, pfützenreiche Sandwege, Ufer von Heideweihern und eben Sand- und Kiesgruben sind die potentiellen Standorte der Knorpelmiere.
An solchen meist kleinräumigen Stellen hat diese konkurrenzschwache Pflanze meistens für einige Jahre eine gute Chance sich individuenreich auszubreiten.
In der Sandgrube bei Dohren-Gehege verschwand die Knorpelmiere dann auch schon wenige Jahre später. Der kräftig zunehmende Aufwuchs der kniehohen Flatterbinse hatte sie bald verdrängt.
Seitdem habe ich die Art in unserer Samtgemeinde nicht wieder beobachten können. Allein im Bereich der Holmer Fischteiche gibt es wohl ein verlässliches Vorkommen (der augenblickliche Bestand ist mir allerdings nicht bekannt). In der Flora des Landkreises Harburg von Rolf Müller (1991) sind max. 6 Wuchsorte angegeben.
Vorübergehend große Bestände gab es zu besichtigen auf den Roten Flächen östlich von Schneverdingen zwischen 1994 und 2000, an nassen und feuchten Stellen auf den breiten Sandwegen. Aber auch dort sind die Individuenzahlen stark zurückgegangen, dennoch konnte ich auch 2007 dort an verschiedenen Stellen Kleinvorkommen beobachten. Auf Grund ihrer differenzierten Ansprüche an den Boden, die Nässe und auf Grund ihrer geringen Wuchshöhe war und ist die zarte Pflanze immer relativ selten gewesen, auf eben ganz spezifische mögliche Standorte beschränkt, eine Pflanze mit unstetem Auftreten in unserer Landschaft (Rote Liste 2 = stark gefährdet). Die Lüneburger Heide gehört sicherlich zu ihrem Hauptverbreitungsgebiet hier im norddeutschen Raum.
Der Stängel ist fadenförmig, also zwangsweise niederliegend, oft nur 1-2 cm, meist aber zwischen 3 und 10cm lang, an der Basis verzweigt.
Die Blätter sind klein (2-5mm), verkehrt eiförmig, mit kleinen trockenhäutigen Nebenblättern.
Die weißen Blüten stehen knäuelartig gedrängt in den Blattachseln, so dass die schon erwähnte weiß-grüne „Segmentierung" entsteht. Es sind die 5 weißen, knorpelig-fleischigen, Kelchblätter, die der Blüte ihre Leuchtkraft geben und der Pflanze zu ihrem Namen verhalfen.
Die eigentlichen Blütenblätter (auch 5 an der Zahl) sind fadenförmig unscheinbar. 5 Staubblätter und 2 Griffel mit Narbe vervollständigen die Einzelblüte – alles im 0,5 – 2,5 mm – Bereich! Blütezeit: Juli bis September. Insektenbestäubung und Selbstbestäubung sind bekannt. Die Frucht ist eine winzige Kapsel.

Diese zuletzt genannten Größenordnungen und Blühzeiten gelten in etwa auch für das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra).
Diese kleine, zarte Pflanze besiedelt allerdings trockenere Standorte, braucht sommerwarme, arme, eher saure Böden, die durchaus ruderal, d.h. vom Menschen beeinflusst sein können: Wegränder, freigeschobene humusarme Rohböden, Randbereiche von Wildäckern, aber auch Pflasterfugen inmitten von Ortschaften, selbst größeren Städten.
Der dünne fadenförmige Stängel mit lebhafter allseitiger Verzweigung an der Basis sorgt für einen „rosettenartigen Habitus" der Pflanze mit einem Durchmesser von 5-25 cm. Die Blatt- und Blütenfarben bewirken ein insgesamt gelblich-grünes Leuchten dieser Pflanze auf dem meist nackten, grausandigen Boden.
Durchaus auffällig für den, der es entdeckt, ein Pflänzchen flach dem Boden angedrückt und doch voller zarter Grazie!
Auch beim Kahlen Bruchkraut ist der (gelblich-grüne) Kelch auffälliger als die Blütenblätter. Die Blüten stehen, ähnlich wie bei der Knorpelmiere, dicht gedrängt, fast sitzend, in den Blattachseln.
Der Name sagt weiteres: die Pflanze ist kahl, höchstens der Stängel ganz schwach mit entfernt stehenden Härchen bestückt. Und sie galt früher als Heilpflanze bei Bruchleiden. Von dieser Pflanze habe ich seit 1982 Jahr für Jahr 1-3(4) Wuchsorte in unserer Samtgemeinde nachweisen können. Aktuell gibt es seit ca. 10 Jahren im Bereich der alten Handeloher Sandgrube am Friedhof ein kontinuierliches Vorkommen. Dies allerdings auch nur, weil bei der jährlichen Wiederherstellung der Uferschwalbenwand auch einige Teilflächen ihrer Humusauflage und damit ihres üppigeren Pflanzenbewuchses beraubt werden. Zwei weitere Wuchsorte befinden sich ebenfalls im Handeloher Raum, ein vierter Bereich in Ottermoor-Kamperheide. Im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide sind zahlreiche Wuchsorte bekannt. So auch im Bereich Reinsehlen, nahe Schneverdingen. Rolf Müller gibt in seiner Flora 28 Wuchsorte an für den Landkreis Harburg.
Interessant für mich war die Entdeckung von Wuchsorten im Zentrum zweier ganz verschiedener Städte: Sowohl in Celle als auch direkt auf dem Platz vor dem Bamberger Dom leuchteten meiner Frau und mir die „Rosetten" des Kahlen Bruchkrautes aus den Pflasterfugen entgegen, unbeachtet, getreten und doch in üppiger Fülle!

Literatur:
Rolf Müller: Flora des Landkreises Harburg 1991
Werner Rothmaler: Atlas der Gefäßpflanzen, 1987
Schmeil-Fitschen: Flora von Deutschland, 1996

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Knorpelmieren-Wuchsort: am Rande sandiger Altpfützen auf breiten Heidewegen

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Man muss sich schon tief bücken: Die Knorpelmiere,

 

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Auffällig: der „rosettige" Wuchs und die grün-weiß „segmentierten" Triebe

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Bei aller Kleinheit: Das Kahle Bruchkraut „prahlt" mit gelb-grüner Leuchtkraft


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Wie die Vögel, so die Schmetterlinge
Wanderfalter

Von den Vögeln weiß jeder, dass eine Gruppe von ihnen, die Zugvögel, jedes Jahr große Strecken auf dem Weg in die Winter- bzw. Sommerlebensräume zurücklegen. Im Frühjahr fliegen sie aus dem Süden in Richtung Norden, im Herbst verlassen sie unsere Breiten und begeben sich, teilweise in großen Schwärmen, in südliche Gefilde.
Wenig bekannt ist hingegen das Wanderverhalten einiger Schmetterlinge, das durchaus vergleichbar ist mit dem Wanderverhalten der Zugvögel. Auch sie wandern im Frühjahr, ausgelöst durch die Witterung und die Suche nach Nahrung bzw. Futterpflanzen für die Raupen, aus Südeuropa und teilweise sogar Afrika kommend nach Mittel- und Nordeuropa ein. Der Rückflug im Herbst wird dann allerdings nicht von allen angetreten, die meisten überstehen den mittel- und nordeuropäischen Winter einfach nicht.
Ihre Leistung dabei ist mindestens so erstaunlich wie die der Zugvögel; müssen diese kleinen wirbellosen Tiere doch das Mittelmeer und die Alpen bzw. Pyrenäen überfliegen!

Typische in Deutschland vorkommende Wanderfalter sind Admiral, Distelfalter, Postillon, Taubenschwänzchen und Totenkopfschwärmer. Man bezeichnet sie als Saisonwanderer; sie sind bei uns nicht bodenständig. Diese Falter überleben in weiten Teilen Deutschlands normalerweise nicht die winterlichen Temperaturen, wandern aber in jedem Jahr ab dem Frühsommer aus Afrika und Südeuropa wieder zu uns ein. Hier pflanzen sie sich während des Sommers fort, so dass die Falter des Spätsommers Nachkommen der Einwanderer sind. Diese fliegen im Herbst wieder in den Süden zurück oder gehen auf Grund der niedrigen Temperaturen zugrunde. Nur in Ausnahmefällen können die typischen Wanderfalter in Deutschland auch einmal einen besonders milden Winter überstehen.

Der Distelfalter ist über die gesamte Erde mit Ausnahme Südamerikas bis in eine Höhe von ca. 3.000 Metern verbreitet. In Europa ist er nur im Mittelmeergebiet dauerhaft bodenständig. Er lebt vorzugsweise in trockenem Gelände, wie z.B. auf Trockenrasen, man findet Distelfalter aber nahezu überall in großen Zahlen, wo Disteln wachsen.
In Europa fliegen die Falter von Mai bis Juli ein. Sie bilden dann je nach Klima bis zu zwei Generationen aus, die von Juli bis August und von September bis Oktober fliegen. Die Raupen der ersten neu ausgebildeten Generation findet man von Juni bis Juli, die der zweiten von August bis September. Die Raupen ernähren sich je nach besiedeltem Gebiet von einer Vielzahl verschiedener Pflanzenfamilien.
Der Distelfalter ist ein klassischer Saisonwanderer. Bei ihren Wanderungen können die Falter weite Strecken zurücklegen, indem sie sich durch Wind tragen lassen. Dadurch erreichen sie sogar den hohen Norden Europas. Sie wandern häufig einzeln, so dass die Wanderung des Distelfalters relativ unauffällig geschieht und als solche meist gar nicht wahrgenommen wird. Es gibt aber immer wieder auch ganze Schwärme von wandernden Distelfaltern, so wie Reinhard Kempe sie in den italienischen Alpen auf einer Passhöhe (ca.2000 m) beobachtet hat. Im Mai tummelten sich dort mehrfach Hunderte von Distelfaltern, teilweise von Blüten zu Blüte fliegend und Nahrung aufnehmend, teilweise auch eilig nach Norden strebend. Wandernde Falter erkennt man daran, dass sie ohne Aufenthalt knapp über dem Boden geradlinig in Richtung Norden (Frühjahr) bzw. Süden (Herbst) fliegen und sich dabei auch durch Hindernisse nicht stören lassen, die einfach überflogen werden.

Der Admiral kommt in Nordamerika, Nordafrika und Europa bis in den Westen Asiens in vor. Dort leben speziell an das regionale Klima angepasste Populationen, die im Frühjahr nach Norden und im Herbst nach Süden wandern. Der Admiral war bis vor kurzem ein klassischer Saisonwanderer. Die südeuropäischen Populationen fliegen allerdings anscheinend heute nicht mehr nach Mitteleuropa, sondern innerhalb des Mittelmeerraumes nach Norden und vor allem in die Gebirge. Mitteleuropäische Populationen fliegen im Norden bis Südskandinavien und im Herbst wieder in ihre Überwinterungsgebiete in Südwestdeutschland und in Ostfrankreich zurück. Der Admiral ist einer unserer häufigsten Schmetterlinge und nicht so frostempfindlich wie der Distelfalter. So kann er in milden Jahren auch in größerer Zahl in Deutschland den Winter überdauern. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist der Einflug aus Süd- nach Mitteleuropa anscheinend vollständig zum Erliegen gekommen.
In Niedersachsen ist der Admiral jedoch anscheinend noch nicht bodenständig, denn er wird in der „Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großschmetterlinge" von 2004 noch als „nicht bodenständiger gebietsfremder Wanderfalter" geführt.
Häufig kann man den Admiral ebenso wie den Distelfalter auf Schmetterlingsflieder oder Wasserdost beobachten, im Herbst saugen sie auch gerne auf am Boden aufgeplatztem Fallobst.
Die Raupen des Admirals ernähren sich ausschließlich von Großen Brennnesseln, die Falter fliegen in Mitteleuropa in einer Generation von Juni bis Oktober. Überwinternde Falter können das ganze Jahr über angetroffen werden.

Postillon und Totenkopfschwärmer sieht man bei uns nur äußerst selten. Sie sind in Niedersachsen nicht bodenständig und wandern aus dem Süden (Nordafrika, Südeuropa) ein, allerdings nach Niedersachsen nur in geringer Individuenzahl.

Das zur Gruppe der Schwärmer gehörende Taubenschwänzchen kann man bei uns häufiger sehen. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Nordafrika, Südeuropa und Asien bis nach Japan hin.
Taubenschwänzchen sind Wanderfalter und erschließen in den Sommermonaten neue Areale. Sie kommen dann in Europa bis in den hohen Norden vor.
Die Tiere legen dabei große Distanzen zurück und können bis zu 3.000 Kilometer in weniger als 14 Tagen bewältigen. In Niedersachsen tauchen sie im Laufe des Sommers auf.
Das Taubenschwänzchen kann man überall dort antreffen, wo nektarreiche Blütenpflanzen existieren, so auch in Parks, Gärten und in Städten, insbesondere an geeigneten Topfpflanzen. Dies ist auch der Grund, warum diese auffällig fliegenden Tiere häufig beobachtet werden.
Die Taubenschwänzchen sind, unüblich für Schwärmer, tagaktiv. Sie sind ausgezeichnete Flieger, ihr Flug ist sehr schnell und wendig und ähnelt dem von Kolibris: Beim Nektarsaugen stehen sie im Schwirrflug vor den Blüten und saugen mit ihrem langen Saugrüssel, den sie bereits beim Anflug ausrollen und zielsicher in die Blütenkelche einführen.
In Niedersachsen gilt das Taubenschwänzchen als Wanderfalter, der keine bodenständigen Populationen bildet. Allerdings gibt es Hinweise, dass erfolgreiche Überwinterungen in Deutschland nicht mehr die Ausnahme, sondern eher die Regel sind. Insofern ist die Art wahrscheinlich auch als Binnenwanderer zu betrachten.

Die zweite Gruppe von Wanderfaltern bezeichnet man als Binnenwanderer. Zu den Binnenwanderern gehören die Arten, die in Deutschland bodenständig sind, d.h. sie kommen hier in Populationen vor, die sich auch über den Winter erhalten, die dennoch regelmäßig im Verlauf des Sommers innerhalb ihres Verbreitungsgebietes Wanderungen unternehmen, um neue Lebensräume und Futterquellen zu erschließen und sich insbesondere in Richtung Norden ausbreiten.
Zu ihnen gehören unter anderem der Schwalbenschwanz, das Tagpfauenauge, der Große Kohlweißling und der Kleine Perlmutterfalter.

Das Tagpfauenauge ist einer unserer bekanntesten Tagfalter. Es wurde in Europa in sämtlichen Ländern nachgewiesen. Darüber hinaus ist es in Asien bis nach Japan verbreitet.
Früher wurde die einheimische Population alljährlich durch Zuwanderer vermehrt. Seit ca. 1930 ist es zur Erweiterung des dauerhaft besiedelten Areals gekommen, so dass jetzt auch dauerhafte Populationen in Skandinavien angetroffen werden.
Das Tagpfauenauge gilt in Europa als Binnenwanderer. Frisch geschlüpfte Falter legen grundsätzlich in den ersten Tagen erst einmal einige Kilometer zurück und verlassen dabei den Ort ihrer Geburt. Das Tagpfauenauge ist in großen Teilen Europas einbrütig, d.h. es existiert nur eine Generation. Die Mehrzahl der Falter schlüpft im Juli/August. Im September sind noch zahlreiche Falter zu beobachten, die sich im Oktober zum Überwintern in Verstecke (z.B. Gebäude) zurückziehen. Frühestens im März, vor allem aber im April und Mai wird das Winterversteck verlassen, und die Falter pflanzen sich fort.
Die Raupe entwickelt sich in Mitteleuropa fast ausschließlich an der Großen Brennnessel.
Das Tagpfauenauge bevorzugt als Lebensraum Fluss- und Bach-Auen mit voll besonnt stehenden Brennnesseln. Mit zum natürlichen Habitat gehören Obstbäume, deren überreife Früchte von den Faltern gerne besucht werden, und Efeu als besonders beliebte Nektarpflanze im Herbst. Mit zum natürlichen Lebensraum im Auenbereich gehören auch Staudenfluren mit Wasserdost, und neuerdings auch Gärten mit entsprechendem Angebot an Blütenpflanzen (Schmetterlingsflieder).
Das Tagpfauenauge ist in Niedersachsen nicht gefährdet. Schmetterlingsliebhaber sollten dennoch im Garten immer ein Fleckchen für Brennnesseln haben; so schaffen sie für eine ganze Reihe von Schmetterlingen Lebensraum und können den gesamten Lebenszyklus der Falters aus der Nähe studieren.

Weniger bekannt ist der Kleine Perlmutterfalter, ein Vertreter der artenreichen Gruppe der Perlmuttfalter, die sich durch eine orangebraune Grundfarbe mit schwarzer Linien und Flecken auszeichnet. Auf der Flügelunterseite finden sich häufig glänzend weiße Felder (Name!).
Der Kleine Perlmutterfalter trägt auf den Unterseiten der Hinterflügel große Flecken mit intensiv silbrigem Metallglanz.
Er kommt in Mitteleuropa weit verbreitet und noch häufig vor, ist aber stellenweise in seinen Populationen rückläufig. In Niedersachsen ist er bodenständig, wird in der Roten Liste aber bereits in einer Vorwarnliste beführt. Arten der Vorwarnliste sind zur Zeit noch nicht gefährdet, im Bestand aber rückläufig, so dass mittelfristig eine Einstufung als „gefährdet" wahrscheinlich ist.
Der Kleine Perlmutterfalter lebt in locker bewachsenem Gelände wie z.B. Trockenrasen, Heiden, Brachen und auch extensiv genutzten Kulturflächen. Besonders häufig sieht man den Falter im September/Oktober, da dann die heimischen Populationen durch Einwanderer aus dem Süden verstärkt werden. So konnte ich mehrfach im September viele Exemplare des Kleinen Perlmutterfalters auf der Drögen Heide bei Handeloh beobachten. Wandernde Exemplare sind gut an ihrem schnellen, geradlinigem Flug, dicht am Boden entlang, zu erkennen. Nicht wandernde Falter sonnen sich gerne an unbewachsenen Stellen am Boden oder fliegen in niedriger Vegetation von Blüte zu Blüte.
Die Raupen ernähren sich vom Acker-Stiefmütterchen und leben daher hauptsächlich auf Äckern, deren Rändern und offenen Brachflächen. Der Bestand ist in erster Linie durch intensive Bewirtschaftung, Umbruch direkt nach der Ernte, Spritzmittel und die Entfernung von Feld- und Wegrändern gefährdet.

Der Schwalbenschwanz ist einer der größten und auffälligsten Tagfalter. Er kommt in Nordwestafrika und in fast ganz Europa und Asien vor. In wärmeren Gebieten Süddeutschlands kann die Art recht häufig sein. In Norddeutschland tritt der Schwalbenschwanz hingegen nur vereinzelt auf.
Seine fingerdicken Raupen fressen an verschiedenen Doldenblütlern, wie Möhren, Dill, Kümmel u.a.. Daher kann sie, wie auch der Falter, auch in Gärten beobachtet werden, gelegentlich sogar auch im Ortsgebiet von Tostedt.
Der Schwalbenschwanz gilt als Arealerweiterer. In Jahren mit starker Vermehrung kann er plötzlich in Gebieten auftauchen, in denen er zuvor Jahre oder Jahrzehnte lang nicht mehr beobachtet worden ist.
Der auffällige Falter ist in Mitteleuropa in den letzten Jahren eher selten geworden und meist nur mehr vereinzelt zu beobachten. Die Art gilt als gefährdet und ist gesetzlich geschützt. In Niedersachsen wird er als „stark gefährdet" eingestuft. Hauptgefährdungsursachen sind Überdüngung und intensive Bewirtschaftung des Grünlandes sowie die unnötig häufige Mahd von Wegrändern bzw. deren Vernichtung, so dass die Futterpflanzen fehlen.
Der Grund für das Wanderverhalten der Falter ist noch nicht hinreichend geklärt. Nahe liegt eine Strategie zur Arealerweiterung, ursächlich ist zumindest auch ein Verdorren von Nektar- und Raupenfutterpflanzen im Mittelmeerraum im Sommer. Auch wird als Erklärung des Wanderns ein postglaziales (nacheiszeitliches) Zurückkehren der Falter in das frühere Verbreitungsareal der Art angenommen. Offensichtlich ist die Falterwanderung ein sehr komplexes Geschehen, dessen einzelne Faktoren wir noch nicht genügend kennen.
Über Informationen zu Vorkommen der selteneren Falter in unserem Bereich freut sich der AKN jederzeit.

Für Interessierte finden sich unter den Quellenangaben auch einige Internet-Seiten zur weiteren Recherche. Insbesondere sei hier auf die hervorragende Website von Walter Schön verwiesen, die auch eine Vielzahl brillanter Fotos enthält. Für die Überlassung einiger dieser Fotos bedanken wir uns sehr herzlich bei Herrn Schön.

Quellen:
Higgins, L.G. u. N.D. Riley (1978): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas, Hamburg,
Lobenstein, U., (2004): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großschmetterlinge, Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 3/2004,
Nabu (2008): Jetzt Wanderfalter beobachten und melden, http://www.nabu.de/m05/m05_07/04366.html,
Schön, W. (2008): Portal für Schmetterlinge/Raupen, http://www.schmetterling-raupe.de/migration.htm,
Science4you (2008): Wanderfalter-Monitoring, http://www.science4you.org,
Tolmann, T. u. R. Lewington (1998): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas, Stuttgart,
Weidemann, H.-J. (1986): Tagfalter, Melsungen,
Westmeier, T. (2008): Wanderfalter, http://www.tobias-westmeier.de/tagfalter_wanderfalter.php.

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Der Distelfalter ist ein klassischer Saisonwanderer

admiral3.jpg (54244 Byte)
Der Admiral ist in Mitteleuropa häufig geworden

admiral2.jpg (63300 Byte)
Der Admiral besucht gerne die Blüten des Rainfarns

totenkopf.jpg (57491 Byte)
Die Rückenzeichnung des Brustabschnitts gab dem Totenkopfschwärmer seinen Namen
(Foto W.Schön)

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Beim Nektarsaugen steht das Taubenschwänzchen im Schwirrflug vor der Blüte
(Foto W.Schön)

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Das Tagpfauenauge ist ein Binnenwanderer

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Der Kleine Perlmutterfalter trägt auf den Unterseiten der Hinterflügel große Flecken mit intensiv silbrigem Metallglanz
Issoria_lathonia3.jpg (92337 Byte)
Der Kleine Perlmutterfalter besucht die Blüten der Besenheide
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Die Raupen des Schwalbenschwanzes kann man gelegentlich auch in unseren Gärten beobachten
(Foto W.Schön)
schwalbenschwanz.JPG (108843 Byte)
Der Schwalbenschwanz ist einer unserer größten Falter
[Inhalt]

 

Von Menschen und Mäusen
Eine gelbe Maus auf dem Siedlungstrip

Wenn man auf dem Lande aufgewachsen ist- zumal auf einem Bauernhof – versteht man zweifelsfrei etwas von Tieren. Das betraf zuerst die Nutztiere wie Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Hauskaninchen, Puten, Gänse, Enten, Hühner und Bienen. Nicht zu vergessen sind Hund und Katze, ebenfalls Nutztiere früher auf dem Lande. Ersterer musste den Hof bewachen, letztere Mäuse vertilgen.
Die Nutztiere dienten uns Menschen und das war gut so. Alles andere Getier spielte so gut wie keine Rolle oder wurde sogar als feindlich eingestuft. Es war schlichtweg „Ungeziefer".
Mäuse waren ein besonderes Problem, weil sie in Form der Hausmaus an die mühsam eingebrachte Ernte wollten. Das war nicht so gut.
Jedenfalls hatten die Hauskatzen gut zu tun – auf den Höfen.
Ab und an erbeuteten die nächtlichen Jäger auch Wühlmäuse und -noch seltener- Spitzmäuse. Die gab es bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Bereich der Bauernhöfen nur in verhältnismäßig geringer Anzahl . Warum? - dazu später mehr.
Zum Ungeziefer gehörten auch Hausratte und Wanderratte, die, wenn man die Ställe nicht sorgfältig abdichtete, über Nacht so manch ein Entenküken in ihr unterirdisches Labyrinth schleppen konnten. Ein Angriff auf „unsere" Tiere- da musste man sich wehren! Mit Mistgabeln bewaffnet ging es dann auf Rattenjagd – ohne Erfolg allerdings.
So war sie, die „gute alte Zeit", die durchweg so gut nicht war auf den Kleinbauernhöfen in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es gab viel zu tun – auch für uns Kinder.
Fundierte fachliche Kenntnisse über die heimischen Wildtiere haben wir damals kaum vermittelt bekommen. Das wäre doch nutzlos gewesen.

Jahrzehnte später im Rahmen meiner Tätigkeit im behördlichen Naturschutz galt es, die heimische Natur und nicht die Nutztiere zu erhalten. Nicht selten traten Nutztierhalter in Konkurrenz zu unseren Naturschutzzielen. Oftmals gingen beispielsweise die Lebensräume der Zwergmaus durch intensive Pferdebeweidung (bis an die Gewässerränder) dauerhaft verloren. Ich erinnere mich sehr gut, wie schwer es oftmals war, Pferdehaltern die Beweggründe des Naturschutzes zu vermitteln. Was ist die denn schon wert, eine Zwergmaus!?
Jahre später – nunmehr im Ruhestand - begann dann eine Zeit des großen Konfliktes. Ich war zum Hühnerhalter geworden. Die Angst vor der Vogelgrippe hatte den Gesetzgeber veranlasst, die Haltebedingungen zu verschärfen. Man war angehalten, die sog. „Schadnager" wie die Wanderratte zu bekämpfen. Sie gilt als Überträger verschiedener Krankheiten. Mein Bekämpfungseinsatz war eher zögerlich. So schnell löst man sich nicht vom Gedanken die Natur zu schützen – selbst wenn es um Ratten geht. Nachdem jedoch der „böse Nager" begonnen hatte, unter dem Fußboden und in den Wänden des Stalles Quartier zu beziehen, musste gehandelt werden. Ich entschied mich für die Ausbringung von Fraßködern. Kurz darauf machte mich der Fund einer verendeten Maus von der Größe einer jungen Ratte stutzig.
Eine solche Maus hatte ich bisher noch nicht gesehen. Größer als eine Hausmaus, weißer Bauch, hell-rostbraune Decke, lange Beine, langer Schwanz, große Ohren und große Augen.
Mein erster Hilferuf hinsichtlich der Bestimmung einer Art erreicht dann immer unseren ersten Vorsitzenden: „ Reinhard, was ist das für `ne Maus?" – „ Das kann eine Wald- oder Gelbhalsmaus sein, muss ich mir mal ansehen." Gesagt, getan. Es war eine Gelbhalsmaus!

Diese Mausart zählt zu den „Echten Mäusen" oder besser „Langschwanzmäusen". In Deutschland zählen dazu Brandmaus (Apodemus agrarius), Zwergmaus (Micromys minutus), Hausmaus (Mus musculus), Hausratte (Rattus rattus), Wanderratte (Rattus norvegicus), Wald- und die Gelbhalsmaus (Apodemus sylvaticus und Apodemus flavicollis).
Sie besitzen durchweg einen schlanken Körper, einen spitzschnauzigen Kopf, große, weit aus dem Pelz herausragende Ohren, lange Hinterfüße, und einen etwa körperlangen, wenig behaarten, mit ringförmig geordneten Schuppen besetzten Schwanz. Sie laufen, springen und klettern zumeist sehr gewandt. Die großen Augen z.B. von der Gelbhalsmaus verraten das Nachttier.
Die Gelbhalsmaus und die Waldmaus sehen sich sehr ähnlich. Bis zum Ende des 19.Jahrh. galten sie als eine Art. Auch wird die Abgrenzung beider Arten, je weiter man nach Osteuropa kommt, immer undeutlicher.
Die Gelbhalsmaus unterscheidet sich im wesentlichen von der Waldmaus durch:
- die meist rein weiße und scharf abgegrenzte Unterseite,
- die etwas mehr ins bräunliche gehende Oberseite- statt einer grau-braunen,
- das durchgehende gelbe Kehlquerband statt eines Kehllängsflecks,
- einem dunklen Fleck an der Ferse.
Zudem hat sie etwas größere Ohren, einen längeren Schwanz und ist insgesamt etwas größer als die Waldmaus.
Die Körperlänge der Gelbhalsmaus kann bis zu 13cm betragen, die der Waldmaus nur 11cm. In der Literatur wird die Gelbhalsmaus deshalb auch schon einmal Große Waldmaus genannt.

Aber warum kannte ich diese Mausart nicht aus meinen Kindertagen? Sicher, sie ist nachtaktiv, dennoch hätten die Katzen sie fangen können - wenn es sie bei uns gegeben hätte. Die Beantwortung der Frage ist recht einfach: Voraussetzung für das Vorkommen einer Tierart ist immer der geeignete - artspezifische - Lebensraum (Habitat) mit seinem entsprechenden Nahrungsangebot.
Bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts war unsere Hoflage von intensiv genutztem Weideland, Wiesen, Äckern und Gartenland umgeben. Eine Hecken- oder Buschverbindung zu den Waldgebieten bestand an keiner Stelle. Allein einzeln stehende Eichen, Buchen, Eschen und Kastanien prägten den Bauernhof. Kaum ein Quadratmeter blieb ungenutzt, weshalb beispielsweise auch Wühlmaus und Spitzmaus keinen Lebensraum hatten.
Die Gelbhalsmaus ist ein typischer Bewohner gut beschatteter, leicht feuchter Laubwälder und Parklandschaften. Sie ist dort die am häufigsten anzutreffende Maus. Im Gegensatz zur Waldmaus, die offene Landschaften bevorzugt, gräbt sie selten eigene Gänge, sondern nutzt Höhlen unter Baumstubben oder auch alte Dachshöhlen.
Zum Schlafen nistet sie sich gerne in Vogelbrutkästen ein, was die Abbildungen unten belegen. Ich fand die Tiere beim Reinigen einer Kohlmeisenhöhle in diesem Frühjahr. Er ist in einer Baum- und Strauchhecke aufgehängt, die ich vor ca. 20 Jahren gepflanzt habe.

In den Jahren zuvor hatte ich keine derartigen Beobachtungen machen können.
Allerdings fand ich bereits ein Jahr zuvor einen halbvoll mit Eicheln gefüllten Meisenkasten. Als mir Reinhard von ähnlichen Beobachtungen in Höckel erzählte, konnte eine erste Verbindung zu Mäusen hergestellt werden.
Die Gelbhalsmaus ernährt sich generell von fettreichen Sämereien aller Art, aber auch von Knospen, Pilzen und Insekten. Im Sommer werden auch grüne Pflanzenteile und Schnirkelschnecken genommen.

Seit nunmehr ungefähr 5 Jahren kann man von einem Altholzbestand in meiner Hecke sprechen und seit dieser Zeit muss die Zuwanderung der Gelbhalsmaus erfolgt sein.
Die Fachliteratur betätigt eine nach wie vor anhaltende Ausbreitungstendenz auch in den Siedlungsbereich hinein.
Auch in die Häuser geht sie vermehrt –vorzugsweise im Winter. Solche Beobachtungen haben sowohl Günther Knabe in Todtglüsingen wie auch Vilmut Brock in Handeloh, die beide in Nachbarschaft von feuchten Waldgebieten wohnen, gemacht.
Unter den entsprechenden Fachleuten gilt es als sicher, dass durch das Dominanzverhalten (durchsetzungsfähi-ger aufgrund von Größe und Wesen) der Gelbhalsmaus die Hausmaus immer mehr verdrängt wird.
Wenn man bedenkt, dass die Hausmaus ursprünglich ein Tier der Steppen und Halbwüsten war und sich erst nach den großen Waldrodungen im späten Mittelalter im Norden Europas durchsetzen und heimisch werden konnte, kann man ermessen, wie groß die Anpassungsfähigkeit dieser Tiere sein kann.
Die Fotos von Herrn Boldt aus Handeloh belegen, dass Siedlungsgebiete mit unmittelbarer Nachbarschaft zu geschlossenen Waldgebieten von Gelbhalsmäusen schon seit langem besiedelt wurden.
Wer selber in dieser Hinsicht Beobachtungen gemacht hat oder auch spezielle Begegnungen mit Mäusen hatte, möge uns das gerne mitteilen, damit wir darüber in den folgenden Ausgaben des Heftes Mitteilung machen können.

Quelle:
Steinbachs Naturführer Säugetiere, München 1983

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Schlafende Mäuse im Nest

maus4.jpg (69947 Byte)
Aufgeschreckte Maus vor dem Fluchtsprung

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Die Gelbhalsmaus ernährt sich gerne auch von Pilzen

maus2.jpg (80636 Byte)
Die Gelbhalsmaus beim Naschen

[Inhalt]

 

Zusammenarbeit I
Mit vereinten Kräften

Große und kleine Projekte haben uns im Frühjahr und Sommer 2007 und im Winterhalbjahr 2007/08 in beträchtlicher Zahl beschäftigt. Selbst kleinere Projekte sind in der Planung und Vorbereitung oft langwierig und aufwendig, ehe man schließlich draußen „handgreiflich" werden kann.
Zusammenarbeit bedeutet dabei vor allem, in der Vorbereitung und Durchführung mit Einzelpersonen und/oder Gruppen so zu kooperieren, dass alle Beteiligten am Ende ein wirklich gutes Gefühl für den Erfolg entwickeln können. Es ist dann ein gemeinsamer Erfolg, der darin besteht, dass die Natur, konkret der jeweilige Biotop mit seiner Lebensgemeinschaft grob vorhersehbar möglichst nachhaltig profitieren wird.
Die weitere Entwicklung danach zu beobachten - und wenn möglich und sinnvoll – auch zu dokumentieren, ist dann ein spannendes und lehrreiches Folgeunternehmen.
Diese „Nachsorge" ist im übrigen ein interessantes Aufgabenfeld im Rahmen unseres Betreuungssystems!
Achtung Leute! Leute gesucht!

Zusammenarbeit fand in den zurückliegenden 12 Monaten statt

1. mit den Naturschutzfreunden Estetal aus Kakenstorf und der dortigen Jugendfeuerwehr. Es galt eine wertvolle, kleine Flechtenheide in der Gemeinde zu entkusseln, nördlich der B 75 und des dortigen Parkplatzes.
Dank an Frau Adomat und ihre Helfer. Es hat Spaß gemacht und es war eine gute Zusammenarbeit.

2. mit der Jugendfeuerwehr Handeloh, die mit 25 begeisterten Jugendlichen wertvolle „Befreiungsarbeit" im Quellbereich des Büsenbaches leistete und das nun schon zum 3. Mal. Nach den grundlegenden Freistellungsarbeiten in den Randbereichen der empfindlichen Quellzonen durch die Forstbetriebsgemeinschaft Jesteburg (Homm/Gamradt) war zupackende Handarbeit nötig in der torfmoosreichen eigentlichen Quellzone. Nun – vom schweren Schatten-druck alter und junger Fichten befreit – kann wieder Licht in die schmale Quellaue fallen und vielfältiges Leben regt sich bereits mächtig in der Moos- und Krautschicht. Weitere Arbeitseinsätze sind noch nötig! In Absprache mit dem Landkreis, der Eigentümer der Flächen im Büsenbachtal ist, hat die Jugendfeuerwehr Handeloh hier eine Pflegepatenschaft übernommen.

3. Eine gute Zusammenarbeit bahnt sich auch mit einer Pfadfindergruppe der Tostedter Johannis-Gemeinde unter Herrn Wacker an. Auch diese Jungen und Mädchen streben eine Patenschaft an, in diesem Falle für bestimmte Flächen im Großen Moor bei Wistedt. Hier gilt es, die trockenen Torfsockel, die die weiten einst abgetorften Vernässungsflächen überragen, weitestgehend vom immer wieder aufkommenden Jungwuchs von Moorbirke und Kiefer zu befreien, um den zahlreichen sonnen- und wärmehungrigen Reptilien- und Insektenarten ihre extrem knapp gewordenen Lebensräume zu erhalten.

4. Traditionell gut ist die Zusammenarbeit mit Frau Bolz im Tostedter Rathaus und den jeweils zwei Zividienstleistenden der Gemeinde Tostedt. Seit vielen Jahren gibt es diese Zusammearbeit zwischen dem AKN und der Verwaltung im Tostedter Rathaus.
In diesem Winterhalbjahr haben die beiden Zivis Oliver Tretau aus Tostedt und Harry Flohr aus Wesseloh wertvolle Entkusselungshilfen geleistet im Großen Moor und im Ottermoor. Daneben haben sie tatkräftig mit angepackt, einen Damm auszubessern, der das Wasser im Ottermoor auf einem bestimmten Niveau halten soll. Auch bei Aufbau und Betreuung der Krötenzäune am Knick und bei Riepshof waren sie beteiligt.

5. Weiter gab es eine Zusammenarbeit mit einer kleinen Gruppe von Hobby-Astronomen aus Hamburg bei der Entkusselung der Drögen Heide bei Handeloh. Diese Männer und Frauen haben am Rande der Drögen Heide einen Container aufstellen dürfen mit einer Teleskopeinrichtung zur Beobachtung des Nachthimmels. Die Gruppe fühlt sich verpflichtet, an der Offenhaltung der Heide mitzuwirken.

6. Mit Ludwig Tent wurde ein Abschnitt des Dohrener Mühlenbaches mit Jungerlen bepflanzt. Ausführende: Uwe Quante mit einer Schülergruppe seiner Schule.

7. Eine gute Zusammenarbeit gab es auch wieder mit der Familie Dittmer an den von uns gepachteten Dittmer-Teichen. Bei der Erneuerung eines Dammes bedurfte es so mancher Frontladerschaufel!

8. Natürlich hat sich auch die gute Zusammenarbeit mit der Naturschutzabteilung des Landkreises Harburg, mit den Herren Rainer Böttcher, Detlef Gumz und Armin Hirt fortgesetzt. Schwerpunkt war einmal mehr die Obere Wümmeniederung. Aus Landesmitteln wurden unter der Regie von Bernhard Stutzmann (Landesverwaltung) vier neue Wiesentümpel südlich von Otter angelegt. Weitere sollen folgen.
Über die Todtgraben-Sanierung in diesem Raum in der 2. Jahreshälfte 2007 wurde im letzten Heft bereits berichtet. An der Beobachtung seiner weiteren Entwicklung wird sich der AKN gezielt beteiligen.

9. In enger Abstimmung mit der Vorwerk-Stiftung und ihrem Plan zur ökologischen Aufwertung der Todtglüsinger Heide hat der AKN zwei großartige Arbeitseinsätze (mit jeweils mehr als 25 Leuten!) in diesem abwechslungsreichen Landschaftsteil durchgeführt.
Es galt, die Quellbachrinne mit ihren angrenzenden sanften Hängen und Übergängen zu Restheideflächen und Waldarealen vom starken Kiefern- und Moorbirkenaufwuchs zu befreien. Die Degeneration der vielfältigen lichthungrigen kleinräumigen Lebensgemeinschaften der Durchströmungstümpel, Torfmoos-Schlenken, Gagel- u. Weidengebüsche und Moorlilienbestände soll mit diesen Maßnahmen gestoppt werden. Weitere Aktionen sind nötig in den Folgejahren.

10. Eine schlagkräftige Gruppe von AKN-Mitgliedern hat sich im Laufe des letzten Jahres herausgebildet. Sie firmiert unter dem verheißungsvollen Namen „Rentner-Band". Bisher sieben „Freiherrn" haben sich gefunden, die es sich leisten können, auch z.B. am Mittwoch bereits vormittags auszurücken, um kleine, aber wichtige Arbeiten draußen zu erledigen. In wechselnder Zusammensetzung hat diese Gruppe im letzten Jahr und im vergangenen Winter
·
Altzäune abgebaut
·
E-Zäune zum Schutz vor Viehtritt etc. errichtet
·
Einen Zaun zum Schutz eines seltenen Bärlappwuchsortes aufgebaut
·
Rückschnitt an wegbegleitenden Sträuchern durchgeführt
·
Moorlecks abgedichtet
·
Jungerlen am Schmokbach gepflanzt u.a. mehr
Immer mittwochs, 9 – 12 Uhr. Die Stimmung ist prächtig. Weitere „Frei-herren/Damen" sind willkommen.

11. Mit 27 Leuten ging es im Januar 08 dann auch ins Große Moor. Die Unternehmung begann mit deutlichen Zweifeln beim Treffen auf dem Sand, denn es regnete (phasenweise) in Strömen. Aber schließlich gab es nur überzeugend-fröhliche Gesichter. Also, auf ging’s! Und es wurde eine erfolgreiche Unternehmung. Der Regen hörte auf, die Arbeit ging voran und machte Spaß. Alle waren dennoch bald klatschnass, denn der Regen hing noch in den Zweigen unterm Arm. Die Stimmung war prima; Kaffee, Tee und Brötchen, Bier und Marsriegel schmeckten zur Pause. Die Torfsockel wurden mit dem Abräumen des Aufwuchses wieder sichtbar; die freie Moorlandschaft war nicht Arbeitsplatz, sondern auch Erlebnisraum. Als es dann nach rund 3 Stunden im Gänsemarsch auf dem Damm zurückging, fing es wieder an zu regnen. Nach uns die Sintflut! Die Moore freut es eh!
Diese intensive Zusammenarbeit der AKN-Mitglieder und ihrer Freunde bei den Arbeitseinsätzen ist – so will es mir jedenfalls scheinen – so etwas wie ein „Markenzeichen" des AKN. Sie ist eine unserer Stärken. Denn es nützt nichts, großräumige Ziele zu verfolgen, viel zu wollen; man muss die Arbeit auch leisten können.

Die Zahl der jeweiligen Mitstreiter muss der gestellten Aufgabe angemessen, besser noch überlegen sein, das gilt für große Arbeitsfelder noch mehr als für kleinere. Es darf nicht das Gefühl aufkommen, auf verlorenem Posten zu stehen. Und dies Gefühl habe ich in den vielen Jahren weder bei mir noch bei irgendeinem Mitstreiter gespürt.
Im Zusammenspiel von planerischer und inhaltlicher Solidität ist es diese Stärke der Zusammenarbeit, die sich auf die Fähigkeit eines Vereins zur zielführenden Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, Vereinen, mit Institutionen und Behörden immer wieder erfolgreich auswirkt.

Und hier –wie immer im Frühjahrsheft – die Namen aller, die im vergangenen Sommer, Herbst und Winter mit Hand angelegt haben:
Günther Aldag, Hermann Aldag, Karl-Heinz Aldag, Jens Bade, Hans Benecke, Edith Birger, Achim Birke, Claus Bohling, Peter Büsing, Heinrich Busch, Reinhard Dampmann, Helmut Duden, Horst-Dieter Fehling, Annette Gutenschwager, Adolf Hennig, Henry Holst, Tina Hostmann, Stefan Hirsch, Wolf-Rüdiger Ibelings, Jutta + Reinhard Kempe, Dieter Kessler, Jutta + Günther Knabe, Joachim Knüppel, Ralf Kolm, Udo Kolm, Manfred Koslowski, Thomas Kurps, Christel Kühne, Hinnerk Lehmann, Eckhard Miersch, Jürgen Meyer, Karsten Müller, Walter Müller, Ludwig Narewski, Günther Neubauer, Naturschutzfreunde mit Anke Adomat, Jürgen Marquardt, Peter Ohrff, Peter Busch, Jürgen Wohlert, Helmut Meyer, Torsten Peters, Rocio Picard, Uwe Quante, Fam. Birgit Rademacher/Matthias Voigtländer mit Finn, Bjarne u. Jördis, Ralf Reinkober, Hans-Heinrich Riepshoff, Bernd Risse, Johanna Risse, Peter Rooks, Hansmartin Steffens, Klaus Sülbrandt, Kai Tibke, Karl-Heinz Vollmer, Rolf Westphal, Helmut Winkelmann, Tanja Winkelmann, Zivildienstleistende: Harry Flor u. Oliver Tretau.

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Nicht zum Chorsingen angetreten: tatkräftige Mitglieder der Naturschutzfreunde Estetal in der Stärkungspause

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Mit vereinten Kräften im Büsenbachtal

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Viele Hände machen der Arbeit ein schnelles Ende: Jugendfeuerwehr Handeloh

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Viel Licht fällt wieder ins Quelltälchen

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Mit 27 Leuten im Todtschlatt

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Wildschweine gefährden einen 40 Jahre alten Bärlapp-Bestand bei Langeloh

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Die „Rentner-Band" nach der Einzäunung des Bärlapps

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Jungerlen-Pflanzung am renaturierten Schmokbach (Neddernhof)
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Das Quelltälchen im Todtschlatt:
oben vor,

unten nach der Freistellung

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Zusammenarbeit II
Schwierige Handlungsfelder

Während bei den im vorherigen Beitrag (Zusammenarbeit I) alle kooperierenden Gruppen und Personen von vornherein vorher feststehende Naturschutzziele erreichen wollen, die auch der Gesetzeslage entsprechen, handelt es sich bei den beiden hier zu schildernden und zu bilanzierenden Projekten um eine Zusammenarbeit anderer Art: die Ziele des Naturschutzes gehen mit anderen, hier mit denen der Freizeitausübung, in einen Abwägungsprozess. Es kommt also bei den Partnern auf Kompromissbereitschaft an, auf einen Abbau von Konfrontationsfeldern, auf – wie es immer so schön heißt – konstruktives Denken und Handeln. Ziel ist ein Kompromiss mit den nötigen Sicherheiten und Chancen für die Natur und definierten Freiräumen und Freiheiten für Freizeit und Sportbetrieb.

Vorbildlich konstruktiv verlief die Zusammenarbeit im Falle des Modellflugvereins Condor, der seinen Flugplatz seit mehr als 40 Jahren südlich von Heidenau betreibt. Es ist ein behördlich nur geduldeter, im Flächennutzungsplan bisher nicht verankerter Flugplatz. Die Jahr für Jahr durch den Landkreis verlängerte Genehmigung soll und muss durch eine Dauergenehmigung abgelöst werden. Die Umweltverträglichkeit musste nachgewiesen werden, denn sowohl der Flugplatz selbst als auch sein engeres und weiteres Umfeld sind als sensible Räume anzusehen, was den Vogel-Artenschutz betrifft.
Korn-, Wiesen- und Rohrweihe, Kiebitz, Großer Brachvogel und Rebhuhn, Rotmilan, Kolkrabe und Sumpfohreule, um nur die wichtigsten zu nennen, haben hier ihre Brut- und/oder Jahreslebensräume, ihre Nahrungsräume. Es sind allesamt Rote-Liste-Arten, Korn- und Wiesenweihe sogar Arten mit der Gefährdungskategorie 1, d. h. sie sind vom Aussterben bedroht.
Der AKN konnte nun zu einer sachlichen Diskussion über das Für und Wider einer Dauergenehmigung (mit bestimmten Auflagen!) beitragen. Grundlage waren unsere langjährigen Beobachtungsdaten über die verschiedenen hochgradig gefährdeten Vogelarten.
Das Ergebnis war und ist offensichtlich. Die hier heimischen Vogelarten sind durch den Flugbetrieb nicht gefährdet, sie leben in z.T. engem Kontakt zum Flugplatz hier seit 40 Jahren und mehr (siehe die ausführliche Diskussion auch im Mitteilungsblatt des AKN Nr. 22-2/2005).
Mit dem 1. Vorsitzenden des Modellflugvereins Condor, Herrn Dohrmann, entwickelte sich vor diesem Hintergrund seit seinem Amtsantritt 2003 eine lebhafte, sachliche und damit erfolgreiche Zusammenarbeit. Der Landkreis Harburg als Genehmigungsbehörde für eine Flächennutzungsplanänderung und daher als wichtigster Partner für den Verein Condor förderte unsere Dialoge und stimmte seine Auflagen für die Flugzeiten mit uns ab. Auch die Gemeinde Heidenau und die Samtgemeinde Tostedt waren und sind natürlich mit in der Runde der Handelnden. Alle hier vor Ort Beteiligten wünschen sich den Erhalt des Flugplatzes für den Verein Condor und den Erhalt der genannten Vogelpopulation in diesem Raum. Auch der Landkreis Harburg sieht keine grundsätzlichen Bedenken, hat sich aber als Genehmigungsbehörde noch kritisch absichernden Fragen aus der Naturschutzabteilung des Landes, dem NLWKN (Nieders. Landesamt für Wasser, Kernkraft u. Naturschutz), zu stellen, schließlich geht es hier auch um Vogelarten, die nach EU-Recht geschützt sind.
Jetzt hat die Samtgemeinde für den Antrag zur Flächennutzungsplanänderung aus unserer Datenfülle eine avifaunistische Zusammenfassung erstellt, die die Rolle eines teuren Gutachtens einnehmen soll und u. E. auch kann. So wird der Verein Condor durch langjährige zielführende konstruktive Zusammenarbeit hoffentlich bald die ersehnte Sicherheit eines genehmigten Flugplatzes mit Flugerlaubnis genießen können. Auch die genannten Vogelarten werden es honorieren. Das kurzrasige Gelände hat hohe Attraktivität für Beuteflug und Nahrungssuche und bietet in seinen Randzonen sogar dem Großen Brachvogel erfolgreiche Brutmöglichkeiten.

Das zweite Projekt mit AKN-Beteiligung war vom Todtglüsinger Sportverein auf den Weg gebracht worden. Es geht dabei um die naturverträgliche Entwicklung der stillgelegten Bereiche des Sand- u. Kiesabbaugebietes am Bötersheimer Weg/B75 zu einer Bade-, Sport- und Freizeitanlage.
Der Verein selbst hatte uns gerufen, wohl auf Hinweis des Landkreises, mit uns in enger Zusammenarbeit die Natur- und Freizeiträume gleichermaßen zu entwickeln mit soviel Naturverträglichkeit wie möglich und dennoch mit soviel Freizeitraum wie wünschenswert und zugleich vertretbar. (Selbst-)kritisches Abwägen war von Anfang gefragt.
Inzwischen ist der AKN aus dieser Zusammenarbeit ausgestiegen. Es blieb ihm keine andere Wahl, nachdem immer wieder deutlich wurde, dass wir in die Planungen des Vereins nicht mehr eingebunden wurden. Stets standen wir vor vollendeten Situationen. Es wurde gebaut, gepflanzt, Mutterboden, Hackschnitzel aufgebracht, Boden eingebracht und verschoben, ohne dass die Maßnahmen vorher besprochen wurden hinsichtlich eines schonenden Umgangs mit den vorhandenen Naturschätzen.
Ein energisches Einschreiten des Landkreises sollte dann eine geordnete Zusammenarbeit und einen geordneten Ablauf der einzelnen Planungs-, Genehmigungs- und der Maßnahmenschritte wieder ermöglichen. Schon Tage später war wieder alles beim alten. Da mussten wir uns aus der Mitarbeit verabschieden. Wir wollten ja keine Aufpasser und Anzeiger sein, aber natürlich auch keine ohnmächtigen Zuschauer. Unser Part war und wäre gewesen, die Belange der Natur im Auge zu behalten und mit Sachverstand einzubringen in die Planung und vor allem in die Umsetzung.
Wir bedauern diese Entwicklung zutiefst. Das faszinierende Projekt des Todtglüsinger Sportvereins hätte eine gedeihliche, sachbezogenen Zusammenarbeit gerade der Fachkräfte vor Ort verdient gehabt.
Schade.
Unsere kurze, streng auf die Teilräume bezogene Stellungnahme zu den vorgelegten Plänen liegt seit langem allen Beteiligten vor. Sie enthält aus unserer Sicht wichtige Vorschläge zur Gestaltung insgesamt und zur Beherrschung des Regenwassers und der Nährstoffsituation auf dem Gelände.
Einige dieser Vorschläge finden sich wieder in dem von der Samtgemeinde erstellten Antrag auf Flächennutzungsplanänderung.
Wir werden natürlich die weitere Entwicklung im Auge behalten. Wir wünschen dem Verein ein gutes Gelingen dieses ehrgeizigen Projektes im Einklang mit den vorhandenen wertvollen naturschutzrelevanten Ressourcen.

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Kiebitze suchen gerne auf den kurzrasigen, blütenreichen Flächen des Modellflugvereins nach Nahrung

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Die Schafstelze kommt am Modellflugplatz in einer erstaunlich hohen Populationsdichte vor

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Der Brachvogel ist hier bereits seit vielen Jahren anzutreffen

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Die Wiesenweihe brütete zeitweise in unmittelbarer Nachbarschaft vom Modellflugplatz

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Der Baggersee, attraktiv sowohl für eine Freizeitnutzung als auch für die Natur

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Großflächig wurde, ohne vorherige Absprache, Mutterboden auf Hänge aufgebracht - sehr zum Schaden der Wasserqualität

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Wie sieht es aus mit der Artenvielfalt?
Ergebnisse des Vogelmonitoring-Projekts

In Bonn tagte vom 19. bis 30. Mai die UN-Naturschutzkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt. Unter deutschem Vorsitz wurden Maßnahmen gegen die anhaltende Naturzerstörung und den damit verbundenen Artenrückgang bzw. -verlust beraten. Aber die Zeit drängt, denn der rapide Verlust der Artenvielfalt soll bis zum Jahr 2010 zumindest entscheidend begrenzt werden, so haben dies die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt beim Weltgipfel in Rio de Janeiro (1992) beschlossen und 2002 in Johannesburg bekräftigt.
Die Ergebnisse der Beratungen in Bonn lagen zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Heftes noch nicht vor, jedoch startete die Bundesregierung im Vorfeld der Konferenz eine Kampagne, in der eine Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt vorgelegt wurde, eine Strategie zur Umsetzung des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt, die rund 330 Ziele und rund 430 Maßnahmen zu allen biodiversitätsrelevanten Themen enthält.
Im Dezember 07 erschien ein nationaler „Bericht über den Zustand von Arten und Lebensräumen" gemäß der EU-Richtlinie Flora-Fauna-Habitat (FFH), der erstaunlicherweise zu einem recht positiven Ergebnis kommt – ganz im Gegensatz zu den existierenden Roten Listen, die ein düsteres Bild von der Entwicklung der Artenvielfalt und der Lebensräume zeichnen.
Der 4. April 2008 (der Tag der Mitgliederversammlung des AKN) wurde zu einem Länderaktionstag zur biologischen Vielfalt erklärt. Bundesweit sollte in zahlreichen Veranstaltungen auf das Thema „biologische Vielfalt" aufmerksam gemacht werden. Allerdings war hiervon kaum etwas zu bemerken und es bleibt zu hoffen, dass im Hinblick auf die Umsetzung der geplanten Strategie nicht wieder nur große Worte gemacht werden, sondern auch Taten folgen, die von geeigneten Rahmenbedingungen, Gesetzen und Vorschriften flankiert werden!
Die Basis von Konzepten und Strategien kann grundsätzlich nur eine genaue Kenntnis der augenblicklichen Situation sein, möglichst im Kontext mit der Entwicklung hierhin. Im Bereich der Avifauna erfolgte bundesweit in den letzten Jahren eine Datenerhebung in einem Vogelmonitoring-Projekt, an dem sich auch Mitglieder des AKN beteiligt haben (wir haben hierüber bereits mehrfach berichtet).

Vögel in Deutschland 2007
Inzwischen ist, herausgegeben vom Dachverband Deutscher Avifaunisten, vom Bundesamt für Naturschutz sowie der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten, der Bericht „Vögel in Deutschland 2007" erschienen, in dem erstmalig für Deutschland eine komprimierte Zusammenfassung aktueller Entwicklungen in der heimischen Vogelwelt vorgestellt wird, die auf den Ergebnissen des Vogelmonitoring basiert.
Hier sollen die wichtigsten Erkenntnisse kurz vorgestellt werden:

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Viele häufige Vogelarten sind auf dem Rückzug: In den letzten 15 Jahren sind von 64 in Deutschland weit verbreiteten Arten 23 seltener geworden! Die Bestände für Vogelarten wie z.B. Haussperling, Mehlschwalbe und Kiebitz nehmen kontinuierlich ab.
Ø
Besonders gefährdet sind Bodenbrüter der Agrarlandschaft wie Feldlerche und Großer Brachvogel. Verantwortlich dafür ist die intensive Landwirtschaft, der Verlust naturnaher Feuchtwiesen sowie neuerdings die Nutzung von Brachflächen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe. Günstigere Entwicklungen gibt es zurzeit lediglich in Regionen mit einem hohen Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen und in großflächigen Schutzgebieten. Um den Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft zu stoppen, muss die Agrarförderung wesentlich stärker auf den Schutz von Arten und Lebensräumen ausgerichtet werden.
Ø
Im Wald hat sich die Vogelwelt leicht erholt, die naturnähere Waldbewirtschaftung führt zu besseren Lebensbedingungen für typische Arten wie Kleiber und Buntspecht. Wegen der stark gestiegenen Holzpreise und der zunehmenden Holznutzung sind jedoch zukünftig Rückgänge bei den Waldvögeln zu befürchten.
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Durch jahrelange Schutzbemühungen konnten einige Großvogelarten gefördert werden: Die anhaltenden Bestandszunahmen von Kranich, Seeadler, Wanderfalke und Schwarzstorch zeigen, dass ehrenamtliche und staatliche Hilfsmaßnahmen das langfristige Überleben dieser Arten ermöglichen können.
Ø
Baumpieper, Waldlaubsänger und Trauerschnäpper leiden, wie die meisten Langstreckenzieher, während des Zuges und in den Überwinterungsgebieten unter dramatischen Veränderungen der Landschaft. Dafür sind Dürren, Überweidung, Entwaldung und die Ausdehnung von Wüstengebieten verantwortlich.

Vögel dienen der Politik als Indikatoren, die die Nachhaltigkeit der Landnutzung in Deutschland anzeigen. Die Bundesregierung hat sich daher das Ziel gesetzt, eine Stabilisierung des Zustands bei allen Arten des Nachhaltigkeitsindikators für die Artenvielfalt und den von den ausgewählten Arten repräsentierten Lebensräumen auf hohem Niveau zu erreichen. Der Indikator stagniert jedoch seit zehn Jahren und steht 2005 bei nur 74 % (Ziel 100%). Um die Ziele der Nachhaltigkeit zu erreichen, sind zusätzlich erhebliche Anstrengungen erforderlich.

Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel 2007
Ganz aktuell wird im Heft 3/2007 des Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen (erschienen im Mai 2008) eine neue Rote Liste der Brutvögel Niedersachsens vorgelegt. Auch hier bestätigen sich die erschreckenden Tendenzen eines Bestandsrückganges bei vielen Arten.

Ø
Derzeit gehören 212 Brutvogelarten zur niedersächsischen Avifauna. Die Bestände von 15 Arten sind erloschen, 30 Arten sind vom Aussterben bedroht, 17 Arten im Bestand stark gefährdet, 32 Brutvogelarten gefährdet und sechs Arten sind extrem selten. Somit sind derzeit 47% aller niedersächsischen Brutvogelarten in der Roten Liste geführt. Weitere 18 Arten (9 %) stehen in der Vorwarnliste, während 44 % (94 Arten) als ungefährdet beurteilt werden können. Zusätzlich zu den 212 regelmäßigen Brutvogelarten gibt es 20 Vermehrungsgäste (unregelmäßige Brutvögel). Weiterhin brüten aktuell neun aus menschlicher Obhut entwichene oder ausgesetzte Neozoen-Arten („Neubürger") in Niedersachsen.
Ø
Positive Bestandstrends werden auch hier durch Erfolge im Naturschutz z.B. bei Seeadler, Schwarzstorch und Kranich festgestellt. Der Kranich konnte daher erstmals als ungefährdet von der Roten Liste gestrichen werden.
Ø
Im Gegensatz dazu steht die Auswertung der Gefährdungssituation besonders der Arten, die auf bestimmte Lebensräume angewiesen sind. Sie zeigt, dass alle zehn primär im Lebensraumtyp „Trockenlebensräume" lebenden Arten gefährdet sind oder bereits als ausgestorben gelten. In den Mooren und Verlandungszonen bzw. Röhrichten sind 61 %, in der offenen, landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft 63 %, in den Lebensraumtypen „Küste" und „Binnengewässer" je 46 % und im Wald 32 % der hauptsächlich dort vorkommenden Arten Teil der Roten Liste. Einzig der Lebensraumtyp „Siedlungen" schneidet mit lediglich einer gefährdeten Brutvogelart (8 %) vergleichsweise gut ab.

Linienkartierung des AKN in der Samtgemeinde Tostedt
Der AKN hatte sich mit mehreren Mitgliedern in den Jahren 2005 und 2006 an der Erfassung insbesondere der „mittelhäufigen" Vogelarten nach der Methode der Linienkartierung beteiligt. Bearbeitet wurden große Teile der SG Tostedt, und zwar die Flächen, die sich auf den Topographischen Karten 2724 (Tostedt, Wistedt, Königsmoor, Otter, Lohbergen, Welle, Todtshorn), TK 2623 Quadrant 4 (Heidenau) und TK 2723 Quadrant 2 (Aueniederung, Avensermoor/Everstorfer-moor) befinden.

Ø
Es konnten insgesamt 115 Arten nachgewiesen werden, was jedoch nicht darüber hinweg täuschen darf, dass auch bei uns die Populationen vieler Arten stark abgenommen haben.
Ø
Einige Arten, die in Niedersachsen als häufig eingestuft sind, kommen bei uns nur (noch) sehr selten vor (z. B. Gelbspötter, Kernbeißer, Stieglitz) oder zeigen stark rückläufige Tendenzen (Gartengrasmücke, Dorngrasmücke, Feldlerche, Baumpieper, Grauschnäpper).
Ø
Bei den meisten mittelhäufigen Arten, die in der SG Tostedt durchaus noch verbreitet anzutreffen sind, wird der Schwund besonders deutlich. Dies betrifft nicht nur die Wiesenvogel-Arten wie Kiebitz, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Bekassine, Feldschwirl, Uferschnepfe und Großer Brachvogel, bei denen ein dramatischer Bestandsrückgang zu verzeichnen ist, sondern auch andere Gruppen, deren Lebensraumansprüche in der vom Menschen beeinträchtigten Natur nur noch unzureichend erfüllt sind. So haben unsere eleganten Luftjäger, Rauch-, Mehl- und Uferschwalbe sowie der Mauersegler, in Ermangelung geeigneter Brutplätze ebenso stark abgenommen wie einige Arten, die trockene Brachflächen, Heiden, Trocken- und Magerrasen bevorzugen (Raubwürger, Steinschmätzer, Bluthänfling, Grauammer). Deutliche Abnahmen gibt es auch bei Rebhuhn, Kuckuck, Turteltaube, Türkentaube, Neuntöter, Misteldrossel und Teichrohrsänger.
Ø
Erfreulich ist die zu beobachtende Zunahme bei einigen heimischen Arten, die von gezielten Schutzmaßnahmen (Kranich), schonenderer Waldbewirtschaftung (Schwarzspecht, Kolkrabe) bzw. von der Klimaerwärmung (Schwarzkehlchen, Schafstelze) profitieren.
Ø
Folgende Arten wurden im untersuchten Gebiet überhaupt nicht mehr angetroffen, obwohl es noch vor einigen Jahren Nachweise gab: Steinkauz, Wendehals, Brachpieper, Haubenlerche, Nachtigall, Girlitz, Grauammer. Wenn jemand aus dem Kreis unserer Leser aktuelle Vorkommen dieser Arten kennt, so informiere er/sie bitte den Autor!

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Junge Kiebitze haben es schwer, in unserer Agrarlandschaft groß zu werden

 

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Gerade noch ein Brutpaar der Uferschnepfe konnte in der Samtgemeinde Tostedt nachgewiesen werden

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Der Bluthänfling und der Grauschnäpper
- zwei Arten, deren Bestände dramatisch abgenommen haben

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Grauammer und Wendehals konnten nicht mehr in der Samtgemeinde Tostedt nachgewiesen werden

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Sie singt nicht mehr in Tostedt - die Nachtigall

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Handeln tut Not!
Die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt

Das Übereinkommen zum Erhalt der biologischen Vielfalt (Convention on Biological Diversity (CBD) wurde 1992 in Rio de Janeiro beschlossen. 189 Staaten stimmten ihm zu. 1993 wurde es auch von Deutschland ratifiziert.
Nun hat die Bundesregierung am 7.11.2007 beschlossen, der biologischen Vielfalt in Deutschland verstärkte Aufmerksamkeit zu zollen. Dies soll im Rahmen einer Nationalen Strategie erfolgen, die gewährleisten soll, dass die biologische Vielfalt nicht nur zu erhalten, sondern auch zu fördern und ggf. wieder herzustellen ist.
Äußerer Anlass dieser Forcierung der Bemühungen ist ein internationales Großereignis, das vom 19. bis 30. Mai 2008 in Bonn stattgefunden hat, am Sitz des Bundesamtes für Naturschutz (BFN). Im Vorfeld wurde ankündigend in allen Medien z.T. ausführlich darüber berichtet. Die meisten Leser dieser Zeilen werden darauf aufmerksam geworden sein.
Es ist die 9. Vertragsstaatenkonferenz des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt" (CBD).

Vier Schwerpunktthemen mit z.T. jeweils reichhaltigem Fächer von Unterthemen standen auf der Agenda:
1. Die biologischen Ressourcen sollen stärker als bisher den Staaten zugute kommen, aus denen sie stammen.
2. Eine verstärkte Erschließung und damit die Sicherung von Finanzmitteln zur Bewahrung der biologischen Vielfalt soll erfolgen.
3. Die Sicherung und Ausweitung eines weltweiten Schutzsystems soll forciert werden, einschließlich von Meeresschutzgebieten, die bisher völlig unterrepräsentiert sind.
4. Die Fortschreibung der bisher erfolgreichen Beschlüsse im Rahmen der CBD zum Schutz der Wälder wird angestrebt, dies insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels.

Auf allen vier Feldern will sich Deutschland mit Nachdruck engagieren. Ernste, fast ergriffen wirkende Aussagen und Appelle an uns selbst und die Weltgemeinschaft waren mehrfach von Bundeskanzlerin Merkel zu diesem Ereignis zu hören. Die harten Fakten über die Notwendigkeit zukunftsweisender Entscheidungen und konsequenten Handelns kamen von den Verbänden und aus der Wissenschaft.
Hoffentlich sind das nicht alles nur schöne Worte, hehre Absichtserklärungen. Wir hier vor Ort nehmen zunächst erfreut den hohen Aufmerksamskeitgrad, den dieses Thema erzeugt, zur Kenntnis, zwar „weit weg" von der internationalen Kulisse, aber doch letztlich direkt und indirekt eingebunden in die Bemühungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Natura 2000
Der Beitrag der EU zu diesem weltumspannenden Thema „Artenvielfalt" heißt seit den 90ger Jahren Natura 2000. Das Ziel dieses Programms ist die Schaffung eines gesamteuropäischen Naturschutzgebiets-Netzes.
Konkret erlebbar für den Bürger, auch für uns vor Ort hier, ist seit Mitte der 90er Jahre die Einrichtung von FFH-Gebieten und EU-Vogelschutzgebieten. Sie sollen der Sicherung der Arten- und Biotopvielfalt dienen, also dem Schutz von Flora, Fauna und Habitaten (=Lebensräumen). Diese Gebiete unterliegen strengen Qualitätskontrollen alle sechs Jahre.
Wir haben allein im Raum der SG sieben solcher Schutzgebiete (siehe auch unser Sonderheft 2005: Natura 2000).

EU-Wasserrahmenrichtlinie
Als weiteres Instrument zum Bremsen des Artenschwundes und zur Sicherung der Vielfalt wurde im Jahr 2002 die EU-Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet. Sie hat zum Ziel, den Fließgewässersystemen ihre Strukturvielfalt zurückzugeben. Viele Strukturen im und am Gewässer, wie Kies, Steine, Totholz, Uferbewuchs, unregelmäßiger Verlauf des Bachbettes u.a. bedeuten in der Summe viele Lebensraumangebote für Pflanzen und Tiere.

Agenda 21
Und schließlich ist die örtliche Agenda 21 mit ihren breit gefächerten Bemühungen um die Schonung der Ressourcen im w. S. auch unser Handlungsfeld.

Die Klammer zwischen den so unterschiedlichen Ebenen heißt – aus unserem Blickwinkel natürlich – global denken – lokal handeln.
Doch möchte ich – aus dem Blickwinkel der CBD und z.B. der Bundesregierung und der Bundesländer – diesen bekannten, einfachen und unwiderlegbaren Slogan um einen ebenso wichtigen ergänzen: global mutig entscheiden und handeln – global und lokal gewinnen.
Denn eines wurmt den Handelnden vor Ort, wenn er auf die höheren, lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Entscheidungsebenen hinausdenkt: es ist die ungeheure Diskrepanz zwischen dem Denken, Reden und Fordern einerseits und dem tatsächlichen Entscheiden, Beschließen, sprich Handeln andererseits.
Das Artensterben hat immer noch eine erschreckende Dynamik und der gewaltige Landschaftsverbrauch geht weiter – auch vor unserer Haustür!
Daher: Alle meine guten Gedanken waren im Mai kraftvoll nach Bonn gerichtet für mutige, zukunftsweisende Entscheidungen. Und wir sollten in der Folge, nein wir müssen konsequentes Handeln auf diesen Feldern einfordern – auf allen Ebenen, im Bund, in den Ländern und in den Gemeinden.
Wir wollen unseren Beitrag auf unserer Ebene mit unseren Möglichkeiten schon leisten.

Da der Redaktionsschluss für dieses Heft die tatsächlich beschlossenen Ergebnisse und Zielsetzungen für zukünftiges verpflichtendes Handeln in Sachen Artenvielfalt nicht abwarten konnte, werden wir im nächsten Heft darauf zurückkommen.

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Von Entwässerung und Überdüngung bedroht: die Sumpfdotterblumen-Wiese

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Seltene Vielfalt auf engstem Raum: Moorheide mit Besen- u. Glockenheide und Weißem Schnabelried

 

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Oft nur noch auf schmale Ränder beschränkt: Blütenreiche Hochstaudenflur

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Aktivitäten des AKN im Winterhalbjahr 2007/2008
Begehungen, Bereisungen, Treffen, Sitzungen, Arbeits- und Pflegeeinsätze
Sa. 24.11.07: Dröge Heide Handeloh, Arbeitseinsatz der Handeloher Gruppe zur Beseitigung der Späten Traubenkirsche,

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Hat sich auf offenen Flächen bewährt: der „Kirschenreißer“, eine Eigenkonstruktion aus Handeloh

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So.25.11.07: Begehung des NSG Ottermoor mit unserem Mitglied Alexander Gröngröft als Hydrologen: kritische Betrachtung der Wasserstände vor dem Hintergrund der Pumpversuche der HWW bei ihren Westbrunnen,
Mi.28.11.07: Bau eines Wildschutzzaunes um einen 40 Jahre alten u. seltenen Wuchsort des Sprossenden Bärlapps im Staats-Forstbereich bei Langeloh (in Absprache und mit Unterstützung unseres Mitglieds Herrn Netzel als verantwortlichem Forstmann),
Mi.05.12.07: Vorsägen im Todtschlatt mit 4 Leuten,
Sa.08.12.07: Großer Arbeitseinsatz im Todtschlatt,
Fr.14.12.07: Einführung der Zivis in den Arbeitsplatz Ottermoor,
Sa.15.12.07: Fortsetzung der Arbeiten auf der Drögen Heide durch die Arbeitsgruppe Handeloh (Entfernung der Späten Traubenkirsche),
Do.03.01.08: Ortstermin mit Bernhard Stutzmann, Lüneburg, in der Wümmeniederung zur Besichtigung von Grünlandflächen zur Anlage neuer Wiesentümpel bzw. zur Umgestaltung vorhandener Fischteiche,
So.06.01.08: Besichtigung der Arbeitsareale im Großen Moor für den Einsatz am 19.01.08,
Sa.12.01.08: Dritter Arbeitseinsatz der Handeloher Gruppe auf der Drögen Heide zur Besichtigung der Traubenkirsche und Entkusselung von Heide-Teilflächen,
Mo.14.01.08: Vorsägen und Abräumen auf einer kleinen Heidefläche am Dössel mit Mitgliedern der Wander- u. Naturfreunde Estetal aus Kakenstorf,


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Spaß muss sein - beim Arbeitseinsatz im Großen Moor

Mi.16.01.08: Vorsägen mit 3 Leuten u. Zivis im großen Moor für den Arbeitseinsatz am 19.01.08,
Sa.19.01.08: Großer Arbeitseinsatz im Großen Moor,
Mi.23.01.08: Freischneiden eines Wiesenweges am Heiderücken in der Wümmeniederung (1.Teil),
Mi.30.01.08: Aufbau der Krötenzäune am Knick und am Otterberg/Riepshof,
Do.31.01.08: Abnahme u. Restarbeiten mit den Zivis im Südteil des Großen Moores,
Sa.02.02.08: Gruppe Handeloh: Arbeitseinsatz am oberen Wörmer Weg auf einem Heide-Gras-Areal,
Sa.09.02.08: Arbeitseinsatz an den Dittmer-Teichen (Dammbau; Entfernung der Jungerlen u.a.),
Mo.11.02.08: Dammbau/-verstärkungsarbeiten im NSG Ottermoor mit den Zivis u. andere Arbeiten,
Mi.13.02.08: Reparaturarbeiten an einem wichtigen Damm zur Zurückhaltung des Wassers im Großen Moor,
Do.14.02.08: Freischneiden eines Wiesenweges am Heiderücken in der Wümmeniederung (2.Teil),
Mi.20.02.08: Aufstellung eines E-Zaunes um den neugeschaffenen Wiesentümpel auf der Hamper-Weide am Heiderücken,
Mi.20.02.08: Leitung einer Entkusselungsmaßnahme im Großen Moor mit den jungen Pfadfindern der Kirchengemeinde Tostedt unter Herrn Wacker,
Sa.23.02.08: Arbeitseinsatz im Quellbereich des Büsenbaches (Handeloh/Wörme) mit der Jugendfeuerwehr Handeloh,

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Schüler des Gymnasiums Tostedt pflanzen Erlen an der Este

Mi.05.03.08: Pflanzung von Erlen an der Mündung Mühlenbach/Este mit einer Schülergruppe vom Gymnasium Tostedt und Dr.Tent,
Fr.07.03.08: Dränierungsversuch mit Minibagger auf unserer Obstbaumpflanzung an der Quellner Straße und Obstbaumschnitt,
Do.13.03.08: „Eröffnungstreffen" der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Donnerstags-Exkursionen bei Kaffee und Kuchen,
Do.27.03.07: Teilnahme an der Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss-Sitzung der SG Tostedt,
Fr.04.04.08: Jahreshauptversammlung des AKN 2008,
Mi.09.04.08: Jungerlenpflanzung am Schmokbach (Neddernhof),
Do.10.04.08: 1. Donnerstag-Exkursion (Tostedt-Land/Wümme),
Mi.16.04. u.
Do.17.04.08:
Bau der Schleiereulenkammer in unserem Pachtschuppen am Dössel und andere bauliche Verbesserungen dort,
Do.24.04.08: 2. Donnerstag-Exkursion (Glüsinger Bruch),

 

Febr. - Mai 08: Amphibienerhebung Holmer Teiche,
März - Juni 08: Vogelmonitoring Niedersachsen.

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