Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,

Wer regelmäßig in die Natur hinausgeht, der wird zunehmend Veränderungen gegenüber früheren Jahren feststellen.
Da sind einerseits die Veränderungen, die auf die Aktivitäten der Menschen direkt zurückzuführen sind. Hierzu gehört die fortschreitende Zerschneidung der Landschaft durch immer mehr befestigte und versiegelte Straßen und Wege - Barrieren für viele Tiere, Verlust und Zerstückelung von Lebensräumen und zunehmende Beunruhigung der Lebewesen, die auf Ruheräume angewiesen sind.
Im Bereich der landwirtschaftlich genutzten Flächen zeigen Grünlandumbruch, Entwässerung, Umwandlung artenreicher strukturierter Grünflächen in artenarme monotone Gras-Felder, Zerstörung von Kleingewässern, Entfernen von Feldrainen, Hecken, Bäumen und Feldgehölzen eine Intensivierung der Nutzung auf, die immer verbunden ist mit einem Verlust an Lebensraum für Flora und Fauna und somit mit einem Rückgang der biologischen Artenvielfalt. Dieser zeigt sich im Verschwinden bestimmter Pflanzen- und Tierarten, die noch vor einigen Jahrzehnten den Charakter unserer Landschaft prägten.
Andererseits gibt es Veränderungen durch das Auftauchen neuer Pflanzen- und Tierarten, die früher nicht oder nur sehr selten zu beobachten waren. Hierfür ist der Mensch meist ebenfalls verantwortlich, wenn auch nur indirekt. Die „Neubürger" (Neobiota) breiten sich aus den verschiedensten Gründen aus. Da gibt es die Gruppe der „invasiven Neobiota", die durch den Menschen in unsere Region verbracht wurden und sich hier nun invasionsartig breit machen, verbunden mit erheblichen Problemen für die heimische Flora bzw. Fauna.
Anders verhält es sich bei den Arten, die aufgrund von erfolgreichen Bemühungen des Arten- bzw. Naturschutzes wieder angesiedelt werden konnten oder sich wieder vermehren und ihr Verbreitungsareal ausdehnen.
Eine weitere Gruppe wird von den Profiteuren des Klimawandels gebildet, Pflanzen- und besonders Tierarten, die in Folge der Klimaerwärmung eine Ausbreitungstendenz nach Norden hin zeigen und als Vertreter der südeuropäischen oder zumindest süddeutschen Fauna plötzlich auch in Norddeutschland auftauchen.
Wandel ist somit allgegenwärtig und so bildet er auch den Schwerpunkt des vorliegenden Mitteilungsblattes. Verschiedene Beiträge werfen Schlaglichter auf die Probleme, die mit dem Wandel verbunden sind.
Ich freue mich besonders darüber, dass wir ein weites Spektrum verschiedener Autoren zu bieten haben: Insgesamt acht verschiedene Mitglieder des AKN konnten als Verfasser gewonnen werden.

Ich wünsche viel Freude beim Lesen,

Ihr/ Euer
U.Quante

 

 

 

 

 

 

 

 

AKN-Splitter
Wichtiges - kurz berichtet

Vandalen an den Dittmer-Teichen

Gewaltsam wurde (wohl zwischen dem 14. und 18. April) in die Fischer Hütte eingebrochen. Herr Dittmer entdeckte den Einbruch am 19.4.09. Die Tür zum Geräteanbau wurde vollständig zerstört. Die meisten Gerätschaften fanden sich im Teich an der Hütte wieder.
Auch die vordere Seite wurde bearbeitet: das Schloss geknackt, die Eisenstange entfernt und in den Teich geworfen. Weitere Zerstörungen unterblieben hier. Hinzu kam die Entdeckung durch die Familie Dittmer, dass auf dem Zufahrtsweg erhebliche Mengen Nägel und Schrauben verstreut worden waren, ein Anschlag auf die Reifen unserer Kraftfahrzeuge.
Wir haben die Vorkommnisse bei der Polizei Tostedt angezeigt. Sie war auch vor Ort. Schon am Montag, dem 27.4.09, waren die Schäden behoben. Karsten Müller und Peter Roocks haben da schnelle und gute Arbeit geleistet! Beiden ein dickes Dankeschön. RK

Wümmeniederung

Matthias Kessler und seine Familie vom Hof Quellen haben die Weideflächen komplett von Klaus Hamper übernommen. Für den AKN ist das ein nahtloser Übergang in der Zusammenarbeit, ist doch auch Matthias Kessler seit Jahren schon Mitglied im AKN. Bei einer Vorstandssitzung im März 09 haben wir mit Matthias Kessler zunächst die groben Leitlinien für unserer Zusammenarbeit auf den sehr vielfältigen Flächen einvernehmlich besprochen. Letztlich fachbestimmend für die Festlegung der weiteren Entwicklung der vielen Teilflächen ist das Land Niedersachsen und unsere Fachbehörde beim Landkreis mit Herrn Hirt.
Die bisher erfolgten engen Abstimmungen zwischen allen am Projekt Beteiligten sind ausgesprochen positiv. Schließlich geht es hier um komplexes Geschehen: Die Ziele des Naturschutzes in der landschaftsräumlich so wertvollen Wümmeniederung müssen und sollen im Sinne biologischer Vielfalt mit den Zielen extensiver Landwirtschaft zusammengebracht werden, die letztendlich davon leben muss.
Alle Beteiligten sind der festen Überzeugung, dass das mit diesem Projekt gelingen wird. RK

Baumfällaktion an der Weller Straße

Anfang Februar 2009 stellten Anwohner und Bürger aus Tostedt und Umgebung mit Erstaunen und Unverständnis fest, dass ca. 30 Bäume (vorwiegend Eichen, eine Buche, auch Birken und Kiefern) auf einem Grünstreifen längs der Weller Straße gefällt worden waren. Dieser Grünstreifen hatte laut B-Plan ursprünglich eine Breite von 16,5 m und war durch eine Änderung auf 5 m und im Bereich der Bushaltestelle auf 2,50 mit dem Ziel reduziert worden, die Parksituation für die angrenzenden Geschäfte zu verbessern.
Ratsherr Alexander Gröngröft richtete nach der Fällaktion eine Reihe kritischer Fragen an die Verwaltung. Nach Auskunft der zuständigen Mitarbeiter der Gemeinde hätten die Bäume nach einer Ortsbesichtigung und Inaugenscheinnahme zusammen mit dem Grundstückbesitzer sich „vorwiegend in keinem guten verkehrssicheren Zustand" befunden. Eine Begutachtung der Baumstümpfe, die unabhängig von einem Dipl.-Landespfleger, einer Dipl.-Biologin und einem Dipl.-Forstingenieur durchgeführt wurden, kam an Hand der Schnittflächenbeurteilung zur Überzeugung, dass „ein epidemisches Massensterben der Eichenreihe" nicht nachvollzogen werden konnte. Unter dem Gesichtspunkt des Artenschutzes kommt erschwerend hinzu, dass die gefällten Bäume als Sommerquartier für Fledermäuse dienten.
Für die Planung einer Ersatzpflanzung trafen sich am 26. März 2009 der Eigentümer des Grünstreifens, Herr Gosselk, für die Verwaltung Frau Bolz, für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Herr Dr. Hamann und für den AKN Hans-Eckhard Miersch. Folgendes wurde vereinbart:
Es sollten 10 Stieleiche (Quercus robur) im Abstand von ca. 8 – 10 m mittig im Grünstreifen neu gepflanzt werden. Bei den zu pflanzenden Jungbäumen sollte es sich um Hochstämme mit einem Stammumfang von mindestens 18 – 20 cm handeln. Die Pflanzung sollte kurzfristig und zwar bereits im Frühjahr 2009 umgesetzt werden. Eine gezielte Zwischen-/Unterbepflanzung sollte nicht erfolgen, so dass eine eigene dynamische Entwicklung bzw. Sukzession im Grünstreifen möglich sei.
D
ie Ersatzpflanzung ist inzwischen durchgeführt worden.
Es bleibt bedauerlich und ein fader Nachgeschmack, dass nicht vor der Fällaktion (obwohl diese mehrere Monate vorher geplant und abgesprochen wurde) an Natur/Naturschutz interessierte Personen/Vereine zu Rate gezogen wurden.

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Kostspielige Fehlleistung: Eichenfällung an der Weller Straße in Tostedt

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Aufwendige Neupflanzung von Eichen, eine gut gemeinte, aber völlig unzureichende Kompensation

 

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Neophyten

Hand auf ´s Herz – haben Sie sich schon einmal mit Neophyten beschäftigt?
Ich schon. Ich versuche seit 2006 standortgerecht zu gärtnern und habe aufrund meines trockenen, extrem sandigen Bodens viele Neophyten in meinen Beeten: Gräser und Stauden mediterranen Ursprungs, aus Steppen und trockenen Prärien. Ich bin begeistert von meinen Pflanzen und der Tierwelt, zu der auch die Wespenspinne gehört, werkele beständig in meinen Beeten herum und sehe ganz offenbar nicht mehr weiter als (bis) zu meinem Gartenzaun.
Neophyten sind fremdländische Pflanzen. Und wie Sie sich denken können, meine ich an dieser Stelle nicht alle die harmlosen Neubürger in unseren Gärten, Parks und in der freien Natur, sondern die invasiven Neophyten. Auf der Basis einer landesweiten Befragung zur Neophyten-Problematik in Niedersachsen zeigt sich folgendes Ergebnis:
Zwei Drittel der benannten Konfliktfälle sind auf wenige Neophyten zurückzuführen: Prunus serotina (Spätblühende Traubenkirsche), Heracleum mantegazzianum (Herkulesstaude), Fallopia-Species (Japan-Knöterich-Arten).
Ich fahre recht häufig zum Tostedter Bahnhof, habe aber lange Zeit nicht gewusst, dass sich im Bereich der Bahnbrücke, der Raiffeisen-Einfahrt sowie auch etwas entfernt liegender Gebiete ein großer Bestand von Fallopia japonica (Synonym: Reynoutria japonica) ausgebreitet hat.
Beschäftigt man sich mit der Fachliteratur, so kann man folgendes nachlesen:
Fallopia japonica gehört zu den erfolgreichsten Neophyten, da die Pflanze über biologische Eigenschaften verfügt, die ohne Vergleich in der heimischen Pflanzenwelt sind.
Die vegetative Ausbreitungs- und Regenerationskraft ist vor allem darauf zurückzuführen, dass etwa zwei Drittel der Biomasse in den Rhizomen gebunden ist, die bis zu zwei Meter tief in die Erde reichen.
E
s werden so genannte Polykormone, d.h. durch ein unterirdisches System zusammenhängende Pflanzen gebildet. Die Bestände erweitern sich polyzentrisch bis zu einem Meter pro Jahr, vereinzelt bis zu zwei Metern. Dank dieser unterirdischen Ausbreitung und des enorm schnellen Wachstums gelingt es dem Japan-Knöterich, die übrige Vegetation zu überwachsen, zu verdrängen und innerhalb weniger Jahre sehr dichte, ausgedehnte Bestände zu bilden, die selbst mit Gehölzen konkurrieren können.
Die vegetative Regeneration von Sprossabschnitten gelingt auch aus kleinsten, 1 bis 1,5 Zentimeter großen Rhizomteilen, sofern sie eine Knospe enthalten. Auch Stängelfragmente können sich bewurzeln.
Es wurde untersucht, ob auch kleinere Sprossstücke, wie sie nach dem Schreddern anfallen, noch austreiben: 4 cm lange Sprossfragmente mit einem ganzen oder einem halbierten Knoten schossen wieder aus. Sogar durch Mähen kann infolge der enormen Regenerationsfähigkeit der Pflanze selbst durch kleine Bestandteile die Besiedlung neuer Standorte verursacht werden.
Die Entsorgung in einer Kompostierungsanlage ist vermutlich nicht zu empfehlen, da es nicht sicher ist, ob die Pflanzen durch die Verbrennung bei 80 ° C ausreichend erhitzt werden, um ihre Keimfähigkeit zu unterbinden. Die Pflanzen sollten mit dem Hausmüll entsorgt werden. Die Rhizome können Pflastersteine aus Befestigungen herauslösen, Gebäude beschädigen und selbst Asphalt durchstoßen. Zusätzlich ist die Pflanze unerwünscht, weil ihr dichtes Blattwerk keine standortgerechte Vegetation mehr aufkommen lässt.
Die Frage ist, was kann da getan werden? Wohl nichts. Weshalb also langweile ich Sie durch diese Erläuterungen?
Die Tostedter Bahnbrücke soll abgerissen und neu gebaut werden. Erdarbeiten und Erdtransporte werden damit verbunden sein. Die Verschleppung von Pflanzenmaterial und mit Knöterichrhizomen durchsetztem Boden ist eine Hauptverbreitungsmöglichkeit.
Die Pflanzen wachsen sogar nach Aufschüttungen oder Böschungsarbeiten selbst aus tieferen Bodenschichten auf und konnten sich im Versuch auch nach einer zwei Meter mächtigen Überschüttung regenerieren (Kretz, 1995).
Biologische Invasionen. Herausforderung zum Handeln?

Benutzte Literatur:
Kowarik, I., 2003: Biologische Invasionen – Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa,
Kowarik, I. & Starfinger, U. (Hrsg.), 2002: Biologische Invasionen. Herausforderung zum Handeln?
Starfinger, U. & Kowarik, I.: Artensteckbrief Fallopia japonica, Neo Flora:
www.neophyten.de
Bollens, U., 2005: Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs,
Otto, C., 2007: Bundesamt für Naturschutz (Mitteilung vom 06.08.2007)
Baudirektion Kanton Zürich (Hrsg.), 2006: Problempflanzen, Zugespitzter oder Japan-Knöterich, Japanischer Staudenknöterich,

 

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Ausgedehnte Bestände des Japan-Knöterichs verdrängen im Bereich der Bahnbrücke die heimische Vegetation

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Der Japan-Knöterich besitzt hohle, von Knoten unterteilte Stängel

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Geballte Motivation
Eine tolle Leistung

Stets mit großer Freude schreibe ich diese Berichte über die Aktivitäten des AKN. Ich hoffe, man merkt ihnen das auch ein wenig an. Denn das, was wir da Jahr für Jahr, verstärkt Winterhalbjahr für Winterhalbjahr, auf die Beine stellen, ist schon immer wieder eine tolle Leistung und gar nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der jede(r) zunehmend mit sich selbst beschäftigt ist.
In nüchternen Zahlen: 13 Samstagseinsätze gab es im vergangenen Winterhalbjahr; mindestens die gleiche Anzahl Mittwochs- bzw. Donnerstagseinsätze der „Rentnerband" kommen hinzu.
Von den Samstagseinsätzen ragen dabei besonders fünf Ereignisse heraus wegen der jeweils großenZahl der Beteiligten und wegen des Umfangs der Arbeiten, die geleistet wurden. Auch waren diese Einsätze geprägt von einer sehr guten Zusammenarbeit mit anderen (Naturschutz) Gruppen unserer Region, sowie mit der Jugendfeuerwehr der SG Tostedt.
Zwei dieser Großeinsätze galten dem NSG Großes Moor. Hier wurden in Fortsetzung der Arbeiten vom Winterhalbjahr 07/08 weitere trockene Torfsockel von ihren nassen Rändern her von Birkenstangenhölzern befreit.
Während die nassen Bereiche des Moores mit den nunmehr erreichten Nässegraden weitgehend der intensiven Eigendynamik der einsetzenden Moorregeneration überlassen bleiben können, brauchen die höher gelegenen Torfsockel und –bänke weitere Starthilfen als wichtige Wärmebiotope für Reptilien und Insekten, wie Käfer, Schmetterlinge, Heuschrecken und auch Libellen.
Die z.T. dichtstehenden Gehölze aus 20-30 jährigen Birkenstangen müssen gelichtet oder auch ganz entfernt werden. Besenheide, Erika-Heide und trockentorf-wüchsige Moose und Gräser profitieren dann spontan; ebenso auch Beerensträucher, wie Blau-, Rausch- und Preiselbeere. Diese Arbeiten wurden durchgeführt mit rund 90 Jugendlichen der Jugendfeuerwehren aus der Samtgemeinde und ihren Gruppenleitern Mitte November 08 und mit einer fast 30 köpfigen Arbeitsgruppe des AKN Mitte Dezember 2008.
Ein weiterer Arbeitseinsatz mit großer Beteiligung fand auch noch im ausgehenden Jahr 2008 statt und zwar auf der Drögen Heide in Handeloh. Mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Handeloh und den Freunden der Astronomie aus Hamburg, die am Rande der Drögen Heide einen Beob-achtungscontainer unterhalten, waren es rund 20 Personen, die eine respektable Heidefläche entkusselt haben.
Im neuen Jahr 2009 galten dann je eine Großveranstaltung dem Todtschlatt in der Todtglüsinger Heide und der Trelder Moorkoppel bei Kakenstorf. Beide Areale gehören zu den äußerst wertvollen Hangquellmooren am Rande der Este-Aue.
Im Todtschlatt galt es, die von uns 2007/08 begonnenen Freistellungsarbeiten in einem sensiblen Quellbach-Areal und in einer Moorsenke (dem eigentlichen Schlatt) fortzusetzen (siehe Heft 1/2008). Großartige Moorlilienbestände, Moorheidezonen und nasse Torfmoos-schlenken erhalten so langfristig mehr Licht und Wärme durch die dringend nötige Beseitigung von Kiefern- und Birkenaufwuchs.
Darum ging es auch in der quellnassen Trelder Moorkoppel. Nach fachlicher Abstimmung mit dem Inhaber des Forstbetriebes, Herrn Franz Konrad, dem Pächter einer der Waldflächen und ihrem Eigentümer, Herrn Prigge aus Kakenstorf, konnten wir loslegen.
Mit 35 tatendurstigen Personen zwischen 5 und 75 Jahren war dieser Arbeitseinsatz Mitte Februar 09 unsere letzte große Unternehmung des vergangenen Winterhalbjahres.
Zu der Kernmannschaft des AKN aus dem Tostedter Raum kam die arbeitskräftige Weller Gruppe unter Gerd Schröder (AKN) hinzu, sowie einige Mitglieder der Naturschutzfreunde Estetal aus Kakenstorf und der Nabu-Gruppe Buchholz. Letztere sind auch Eigentümer einer Parzelle auf der Trelder Moorkoppel. Bei gutem Wetter und nach präziser Vorarbeit durch die Rentner-Band war das insgesamt ein toller Abschluss dieses arbeitsreichen Winterhalbjahres. Mir sind an diesem Samstag nur entspannte und fröhlich Gesichter begegnet.
Wenn auch nicht so vielköpfig, so waren die zahlreichen anderen Samstags-Arbeitseinsätze doch von nicht minderer Bedeutung und in ihrer Planung und Durchführung intensiv und erfolgreich.
So war die Handeloher Gruppe noch weitere fünf Mal tätig im Raum Handeloh, die Weller Gruppe unter Gerd Schröder zweimal im und am NSG Ottermoor. Die Heidenauer Arbeitsgruppe unter Henry Holst arbeitete im Großen Moor, auf der Edmund-Siemers-Stiftungsfläche an der Heidenauer Aue und im Springmoor. Schließlich war eine Arbeitsgruppe der Naturfreunde Estetal unter Anleitung des AKN auf dem Heide-Gras-Areal am Dössel aktiv: eine Fortsetzungsarbeit des vorletzten Winterhalbjahres. Weiterhin haben sich in diesem Winterhalbjahr eingebracht: die Pfadfindergruppe der Johannes-Gemeinde Tostedt unter Herrn Wacker im Großen Moor, die beiden Zivildienstleistenden Tobias Benecke und Alexander Eich im Großen Moor, im Ottermoor und beim Aufbau eines Krötenzaunes und schließlich unser Mitglied Günther Klenota als Erzieher im Rahmen einer arbeitspädagogischen Aktion mit einem Jugendlichen im Großen Moor.
Zu all‘ diesen Aktivitäten kommen noch die 13 Mittwochs- bzw. Donnerstagseinsätze der unverwüstlichen „Rentner-Band". Diese mit vier bis neun Leuten durchgeführten Arbeiten sind gar nicht mehr wegzudenken aus unserem Gesamtaufgabenplan. So viele Samstage gibt es gar nicht in einem Winterhalbjahr, um auch diese Arbeiten noch an Samstagen durchzuführen.
Fünf Mal waren Vorsägearbeiten nötig, jeweils vor den Samstagseinsätzen im Großen Moor, im Todtschlatt und in der Trelder Moorkoppel. Weiter wurde ein wertvoller Bärlapp-Wuchsort in den Lohbergen z. T. freigestellt und damit gefördert. Dies wieder einmal in enger Zusammenarbeit mit unserem Mitglied Gerd Netzel, dem für die staatlichen Forsten hier im Raum zuständigen Forstmann.
Im Schmokbachtal ging es um die Beseitigung eines durch völlig deplazierte Anpflanzung entstandenen Kiefernstangengehölzes. Schließlich waren Anfang März (Aufbau) und im April (Abbau) wieder die Krötenzäune dran am Knick und bei Riepshof am Otterberg. Drei Vormittage waren dann noch anzusetzen, um unsere Obstbäume an der Tostedter Viehtrift fachgerecht zurückzuschneiden, ein weiterer war nötig in Heidenau am Füssel, um einen exemplarischen Einstieg in diese wichtige Pflege zu leisten. Der Obstbaumschnitt erfolgte unter der fachkundigen Leitung unseres Mitglieds Walter Müller aus Handeloh.

Wer mit der Gesamtorganisation – wie ich – total verwoben ist, dem ist es einfach ein tiefes Bedürfnis, am Ende einer solchen Wintersaison einmal mehr ein herzliches „Danke" verlauten zu lassen.
Dank an alle, die mitgewirkt haben, in der Organisation, in der Pflege der Arbeitsgeräte, bei der liebevollen Verpflegung draußen im Gelände und natürlich beim Zupacken bei der eigentlichen Arbeit.
Wie einsatzfreudig und leistungsfähig der AKN ist, zeigte dabei Samstag, der 31.1.09. Da waren doch drei Gruppen von jeweils rund 10-12 Leuten gleichzeitig im Einsatz: die Handeloher Gruppe am oberen Wörmer Weg, die Weller Gruppe am Ottermoor und die Heidenauer Gruppe im Großen Moor. Die zahlenstarke Tostedter Kerngruppe war dabei noch nicht einmal beteiligt!
Zum Schluss hat der Verfasser bei all‘ der Freude über die hohe Motivation zu begeisternder Mitarbeit der AKN-Mitglieder und auch Nichtmitglieder eine einzige Bitte im Namen der Organisatoren:

Lasst uns eure verbindliche Bereitschaft zur Mitarbeit bei einem konkreten Termin bitte so früh wie möglich zukommen.
Natürlich kann immer noch ein unvorhergesehener Störfaktor dazwischen kommen. Aber die Organisatoren brauchen einen verlässlichen Grad an Pla-nungssicherheit, möglichst rechtzeitig, schon allein für die Vorarbeiten, die Verpflegung, für ggf. nötige Anfragen zur Mitarbeit bei weiteren Aktivisten.
Ein kurzer Anruf, eine Mail genügt. Im voraus schon einmal dafür ein kräftiges Danke!
Hier – ganz wichtig, weil auch so überzeugend in der Zahl, die Namen aller Mitstreiter bei den Arbeiten des vergangenen Jahres von April 2008 – März 2009:
Anke Adomat, Günther Aldag, Hans Beneke, Edith Birger, Achim Birke, Edda Boethel, Claus Bohling, Ulli Boner, Bobby Bottke, Heike Bottke, Nick Bottke, Peter Büsing, Hein Busch, Peter Busch, Reinhard Dampmann, Helmut Duden, Heiner Fehling, Horst-Dieter Fehling, Volker Freise, Kurt Freytag, Horst Gerlach, Annette Gutenschwager, Adolf Henning, Stefan u. Kerstin Hirsch, Henry Holst, Tina Hostmann, Wolf-Rüdiger Ibelings, Charles v. Jutrzenkea, Jutta u. Reinhard Kempe, Dieter Kessler, Günther Klenota, Winfried Klumpp, Jutta u. Günther Knabe, Joachim Knüppel, Ralf Kolm, Udo Kolm, Manfred Koslowski, Gaby Krebs, Christel Kühne, Hinnerk Lehmann, Yannick Lehmann, Nikolas Lüllau, Helmut Meyer, Jakob Meyer, Jürgen Meyer, Marianne Mialki, Eckhard Miersch, Karsten Müller, Walter Müller, Ludwig Narewski, Günther u. Gerda Neubauer, Maria Nyhuis, Torsten Peters, Rocio Picard, Klaus Plate, Konstantin v. Poschinger (+11 Personen), Uwe Quante, Ralf Reinkober, Anneliese Reinsch, Erika Ripkin, Peter Roocks, Gerd Schröder, Sabine Schröder, Sven Schröder, Horst Stabrey, Klaus Süllbrandt, Andrea Tetzlaff, Kai Tibke, Matthias Voigtländer/Birgit Rademacher mit Finn, Bjarne u. Jördis, Karl-Heinz Vollmer, Fritz Visarius, Jürgen Wohlers, Hans-Peter Wacker u. seine Pfadfindergruppe, die Zivildienstleistenden Tobias Benecke u. Alexander Eich.

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Trelder Moorkoppel: dichter Kiefernanflug bedrängt Torfmoose, Erikaheide, Sonnentau und Moorlilie

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Nach der Arbeit: Entkusselte Teilfläche

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Nach dem Mähen und Abräumen auf den Poppenwischen; mit dabei: unsere Zivis als großartige Helfer

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Eine starke Truppe: AKN + Naturschutzfreunde Estetal + Nabu Buchholz

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Sanfte Hilfe für einen seltenen Wuchsort: A: Zypressen-Flachbärlapp, B: Keulenbärlapp

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Nichtrentner Henry Holst unterstützt die „Rentner-Band" im Großen Moor

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Großes Moor: Im Hintergrund der freigestellte trocken-warme Torfsockel; im Vordergrund die wassergesättigte Moorwachstumszone

 

 

[Inhalt]

 


Die AKN-Kinderseite

Raten: Welcher Vogel verbirgt sich hier?
Unser Rätseltier ist ein Vogel, der bei uns gar nicht so häufig zu sehen ist. Er hält sich gerne auf dem Wasser auf und sucht seine Nahrung unter Wasser. Diese besteht vorwiegend aus Pflanzenteilen und Kleintieren. Er ist nicht besonders farbenprächtig, in seinem Federkleid herrschen die Farben Weiß, Braun und Grau vor. Dennoch ist das Gefieder des Männchens wunderschön gezeichnet – dies erkennt man jedoch erst, wenn man sehr genau hinschaut (s. Foto). Die Weibchen sind sehr unscheinbar, sie sind getarnt, was beim Brüten von Vorteil ist. Der erste Teil des Namens leitet sich von den Rufen der Männchen ab, der zweite bezeichnet die Vogelgruppe, die mit vielen Arten in der ganzen Welt die Binnengewässer besiedeln. Die Jungen sind Nestflüchter, richtige kleine Federbällchen. Weist du, um welchen Vogel es sich handelt? Vielleicht musst du auch ein Vogelbuch oder das Internet zur Hilfe nehmen.


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Kennen: Welcher Vogel ist das?
Alte Bäume strotzen vor Leben.
Zerfallendes, altes Holz ist nötig, damit andere Arten leben können. Verschiedene Tiere hausen in den Höhlungen der alten Stämme oder fressen von deren Holz, kahle Äste sind beliebte Sitzwarten der Greifvögel.
Kennst du die dargestellten Tiere?


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Wissen: Die kleinsten Vögel
Vögel sind die Tiere, die uns in unserer Umwelt am meisten auffallen, obwohl es mit knapp 10 000 Arten weit weniger Vogelarten gibt als zum Beispiel Insektenarten (man glaubt, dass es mehr als eine Million hiervon gibt). Natürlich sind die meisten Vögel viel größer als Insekten - aber nicht alle. Rekordhalter unter den kleinsten Vögeln sind die Kolibris. Ihr kleinster Vertreter, der Hummelkolibri, ist der kleinste Vogel der Welt. Er lebt auf Kuba und ist nicht viel größer als eine Hummel: seine Länge beträgt von der Schnabel- zur Schwanzspitze 5,7 cm, er wiegt nur etwa 2 g.
Der kleinste Vogel Europas ist das Wintergoldhähnchen (Körperlänge 9 cm, Gewicht 5 g), das auch in Deutschland beheimatet ist. Ähnlich klein sind noch das Sommergoldhähnchen (9 cm, 6 g), der Zaunkönig (10 cm, 9 g) und der Zilpzalp (11 cm, 8 g).

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Die Amphibienleitanlage Holmer Teiche
Ergebnisse der Akzeptanzkontrolle 2008

Im Sommer 2006 ist an der Kreisstraße K28 im Bereich der Holmer Teiche nach über 25 Jahren frühjährlicher Krötenzaunbetreuung endlich das Amphibien-leitsystem (ALS) eingebaut worden – ein riesiger Fortschritt ! Jetzt ist nicht nur die Anwanderung der Alttiere zu ihren Laichgewässern geschützt, sondern auch die Abwanderung der frisch umgewandelten Jungtiere und die Rückwanderung der Adulten in die Sommer- bzw. Winterlebensräume. Und natürlich nutzen nicht nur Amphibien diese moderne (Unter-) Querungshilfe.

Allerdings stellt solch ein technisches Bauwerk auch einen großen Eingriff in das Wanderungsgeschehen der Lurche dar. Die Wanderung selbst wird ja durch eine Vielzahl von Faktoren gesteuert und die Tiere müssen hier an der Straße auf gewaltige Veränderungen ihres Lebensraumes reagieren und sich letztlich daran gewöhnen.

Um die Annahme der Leitanlage auf die Amphibien zu überprüfen, wurde im Frühjahr 2007 eine sog. Funktionskontrolle und im vergangenen Jahr, also im Jahr 2 nach dem Bau des ALS, eine Akzeptanzkontrolle durchgeführt.
Während der Funktionskontrolle wurde geprüft, inwieweit noch Schwachstellen gegeben waren, etwa

o fehlende Umkehrprofile an den Enden des ALS, die ein Auswandern der Tiere ermöglichten,
o nicht verschlossene Fugen zwischen den Bauteilen, in denen sich die Amphibien verstecken konnten,
o ungünstig ausgeformte (Silikon)-Kehlen zwischen zwei Betonelementen, die ein Überwinden der Leitwand möglich machten sowie
o Aus- und Unterspülungen an verschiedenen Stellen usw.

Alle diese Mängel sind zwischenzeitlich nachgearbeitet worden.

Für die Akzeptanzkontrolle im Jahr 2008 musste allerdings nochmals ein Zaun gestellt werden. Wie Abb. 1 zeigt, jetzt aber etwa 50 m östlich der Straße im Wald. Hier wurden die anwandernden Tiere (in Abb. 2 von links kommend) erfasst, d.h. in Eimern gefangen, gezählt und über den Zaun gesetzt, so dass sie ihre Wanderung fortsetzen konnten.

Wenn sie einen der fünf (von insgesamt zehn) der in die Untersuchung einbezogenen Tunnel unter der K 28 durchquert hatten, landeten sie abermals in einem Fangeimer (s. Abb. 3). So konnte bestimmt werden, welcher Anteil der im Wald registrierten Amphibien die Leitanlage tatsächlich genutzt hatte.
Abb. 4 gibt den zeitlichen Verlauf der Anwanderung im Wald und die Nutzung der Tunnel der Leitanlage an der K 28 wieder. Es zeigt sich, dass diese an beiden Stellen sehr gleichsinnig geschieht, und mit einem absoluten Maximum am 22. Februar.

Im Wald wurden so 2.342 Exemplare registriert, in den Eimern hinter den Tunneln 1.798. Damit haben insgesamt 76,8 % der Amphibien die Leitanlage genutzt. Nach Aussage von Richard Podloucky vom NLWKN (Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) werden die Ergebnisse dann als positiv gewertet, wenn mehr als 75 % Durchwanderer zu verzeichnen sind - und das ist an der K 28 im Bereich der Holmer Teiche gegeben.

Interessant ist die Tatsache, dass bei Betrachtung der einzelnen Arten doch z.T. große Unterschiede in der Nutzung des ALS zu beobachten sind. Wie Abb. 5 zeigt, wandern die Grasfrösche zu über 94 % durch die Tunnel, während es bei den Moorfröschen etwa 80 % sind – und bei den kleinen Molchen (das sind die in Landtracht schwer zu unterscheidenden Arten Teich- und Fadenmolch) nur knapp 27 %. Das scheint aber überall ähnlich zu sein (Podloucky mdl.).

Wenn man von 2.342 Lurchen im Wald und 1.798 am ALS ausgeht, kann man fragen, wo die „fehlenden" Tiere geblieben sind. Hier gibt es eine Reihe von möglichen Gründen:

o erfasst werden konnten immerhin 56 Umkehrer (= 2,4 %) (die sich in Eimern an der Zaunrückseite im Wald einfanden),
o ein Teil der Tiere ist vermutlich im „ausgezäunten" Bereich verblieben (oder später gewandert),
o ein Teil ist von Fressfeinden dezimiert worden oder anderswie zu Tode gekommen,
o ein Teil ist über den Zaun im Wald durch rückwärtiges Überklettern entkommen oder
o ist im unmittelbaren Bereich der Ufer der beiden in die Auszäunung einbezogenen Weselbacharme (vgl. Abb. 1) ausgewandert (weil hier natürlich nicht 100 %ig gesperrt werden konnte),
o einige Tiere konnten aus den Fangeimern am ALS entweichen oder
o sind einfach über die Straße getragen worden, ohne als möglicher Nutzer des ALS gezählt werden zu können (methodischer Fehler bei Eimer 24).

Und – nicht zuletzt – es gab einen registrierten Todfund auf der Straße, und zwar im mittleren Bereich der Leitanlage (bei Tunnel 6), wo drei Wirtschaftswege (aus dem Wald bzw. der gegenüberliegenden Teichanlage) an die Kreisstraße stoßen. Diese sind zwar durch sog. Stopprinnen gesichert, es kann aber offensichtlich passieren, dass - etwa bei starker Nutzung durch holzabfahrende LKWs – so viel Erde, Rindenstücke etc. auf den Trägern zu liegen kommen, dass diese durch Kletterkünstler überwunden werden können. Dies ist im Berichtszeitraum allerdings nur einer einzigen Erdkröte gelungen.

Wie geht es weiter ?
Nach der Funktionskontrolle im Jahr 2007 und der oben beschriebenen Akzeptanzkontrolle im vergangenen Jahr wird die Akzeptanzkontrolle im kommenden Jahr, also 2010, nochmals wiederholt, im Jahr 4 nach dem Bau des Amphibienleitsystems an der K 28.
Es ist dann sicher davon auszugehen, dass sich ein noch höherer Anteil der
landesweit bedeutsamen Amphibienpopulation der Holmer Teiche an die Tunnel gewöhnt haben wird.
Es wird zu gegebener Zeit darüber zu berichten sein.

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Abb. 1: Lage des Zaunes sowie die Nummerierung der eingesetzten Fangeimer am Amphibienleitsystem an den Holmer Teichen

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Abb. 2: Fangzaun im Wald östlich der K28, Blick nach Süden (im Hintergrund ein ‚Deich’ des südlichen Weselbacharmes)

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Abb. 3: Fangeinrichtung hinter Tunnel 7

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Abb. 4: Wanderungsaktivitäten im Wald und am ALS im Bereich der Holmer Teiche1

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Abb. 5: Akzeptanz der Tunnel des ALS durch die einzelnen Arten (Kammmolch, kl. Molche = Teich- und Fadenmolch, Knoblauchkröte, Erdkröte, Grünfrosch, Grasfrosch und Moorfrosch)

[Inhalt]

 

Handeln tut not
Die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt

Der Anlass für diesen Bericht
Unter obigen Überschriften hatte ich mich mit einem kleinen Artikel im Frühjahrsheft 2008 eingereiht in die medienbreiten Ankündigungen der 9. Vertragskonferenz des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt" Ende Mai 2008 in Bonn. Seit der Konferenz ist ein Jahr vergangen. Ich hatte angekündigt, über die Ergebnisse und erste Folgeveranstaltungen zu berichten. Das soll nun mit diesem Artikel geschehen. Möglich ist das nur in sehr verkürzter Form, die wegen der komplexen Materie zahlreiche Vereinfachungen nötig macht. Zudem: das Thema geht jeden an, der global denkt und lokal handelt.

1. Einige grundsätzliche Fakten
Der internationale Rahmen und die nationale Strategie
Es war eine internationale Konferenz zur langfristigen Sicherung der Biodiversität auf der Erde. Diese Sicherung soll über verbindliche Verträge (=Übereinkommen) zwischen den Nationen zu verbindlichem nationalen Handeln führen. Jedes Land entwickelt daher verpflichtend auf Grund der international getroffenen Zielwerte und Zielzeiten seine nationale Strategie zur Erreichung dieser Ziele und damit zur Sicherung der biologischen Vielfalt.
Der wissenschaftliche Ansatz
Der Fachterminus „Biodiversität" wird mit biologischer Vielfalt übersetzt. Und natürlich steht der Erhalt der biologischen Vielfalt auch im Zentrum der Bemühungen des AKN hier vor Ort. Dies schon seit mehr als zwei Jahrzehnten beim Biotop- und Artenschutz.
Hinter dem Fachterminus verbirgt sich aber in dem von der Konferenz beackerten Zusammenhang mehr als auf den ersten Blick zu erwarten ist.
Es ist ein umfassender Betrachtungs- und For-schungsansatz, der alle Einzeldisziplinen der Wissenschaft, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben, zur Zusammenarbeit aufruft.
Dieser Ansatz beinhaltet unter vielen anderen Wissenszweigen die Genforschung, die Populationsbiologie, die Ökologie, die Bodenkunde, die Landnutzung durch den Menschen und z.B. auch die Veränderungen, die der Klimawandel und die gesellschaftlichen Entwicklungen in der Zukunft auf die biologische Vielfalt haben werden.
Konkrete Forschungsaufgaben reichen von der Bedeutung der Moorregeneration für den weltweiten CO
2-Kreislauf über die möglichen und schon erlebbaren Konsequenzen zunehmender Nutzung regenerativer Energielieferanten bis hin zu den Auswirkungen der Wirtschaftsformen der Industrieländer auf die Länder der 3. Welt.
Grundtatsache dieses internationalen komplexen Forschungsansatzes und der daraus resultierenden notwendigen Handlungsanweisungen an uns alle ist dabei die Endlichkeit der biologischen Ressourcen unserer einen Welt.
Nicht erst seit heute wissen wir um die globalen besorgniserregenden Einflüsse menschlichen Handelns auf die biologisch-ökologisch-gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse.

Ein langer Weg
Es ist ein mühsamer Prozess, der – vereinfacht – mit der Konferenz von Rio 1992 begann. Kyoto ist eine weitere Station gewesen, das Kyoto-Protokoll (das Klimaschutzabkommen von 1997) eine immer wieder beschworene Vertragsvereinbarung mit festen Zielwerten und Zielzeiten, was den Ausstoß von Treibhausgasen betrifft.
Der Anlass, diese Zeilen zu schreiben, die 9. Vertragskonferenz des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt", ist eine weitere Station auf diesem mühsamen Weg zu globalem, naturverträglichem Handeln. Ein Treffen, das als Großereignis gewertet wurde und wird. Ob mit Recht, muss sich noch zeigen.

2. Die Konferenz 2008 in Bonn
Der äußere Rahmen
Es war eine Mammutkonferenz von 10 Tagen Dauer mit 191 Vertragsparteien (sprich: Nationen) am Tisch.
Deutschland hatte den Vorsitz und wird ihn bis zur nächsten Konferenz in Japan 2010 innehaben mit der Selbstverpflichtung, mit gutem Beispiel bei der Umsetzung der Beschlüsse voranzugehen und zugleich fordernd und motivierend weltweit für Nachdruck zu sorgen bei den nächsten Schritten der Umsetzung.
Minister und Staatsoberhäupter vieler Nationen waren in der Schlussphase der Konferenz anwesend und haben manche wichtige Vereinbarung als Kompromiss erst ermöglicht.
Viele der Beschlüsse sind also erwartungsgemäß Kompromisse und erscheinen dem Forschungs- und Verbands-Naturschutz als zu vage und oft nur mit Aufforderungscharakter.
Auch deutsche Politiker haben sich eingebracht und ihre Stimme für wichtige Beschlüsse zur Nachhaltigkeit erhoben, u.a. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und Bundespräsident Horst Köhler.

Inhaltliche Schwerpunkte
Vorangebracht wurden durch zukunftsweisende Beschlüsse:

- der Schutz biologischer Vielfalt auf der Ebene der Gene, der Arten und der Ökosysteme
- ihre nachhaltige Nutzung, sowie
- die Verwirklichung eines gerechten Vorteilsausgleichs bei der Nutzung genetischer Ressourcen zwischen reichen und armen Ländern

Zu diesen Schwerpunkten der Konferenz wurden zahlreiche konkrete Beschlüsse gefasst, darunter auch solche, die weiterführende, bindende Vertragsabschlüsse auf der nächsten Konferenz 2010 ermöglichen sollen. Eine große Zahl von Forschungsprojekten wurde formuliert und auf den Weg gebracht.
Die Vorarbeiten zur Ausweisung von Meeresschutzgebieten außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer wurden vorangebracht, so dass auf der nächsten Konferenz 2010 möglicherweise schon über konkrete Ausweisungen gesprochen werden kann.
Die erhoffte stärkere Erschließung von Finanzmitteln zur Bewahrung der Vielfalt konnte nicht erreicht werden. Die Zahl der Geberstaaten blieb gering. Die Situation wird sich durch die inzwischen hereingebrochene Finanzkrise kaum bessern.

Folgewirkungen der Konferenz: Große und viele Worte
Im Februar-Heft 09 von „Natur und Landschaft" (Hauszeitschrift des Bundesamtes für Naturschutz) sieht unser Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Deutschland gut aufgestellt zum Thema „Biologische Vielfalt". Zitat:
" Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt enthält rund 330 konkrete und oft quantifizierte Ziele mit genauen Zieljahren und rund 430 Maßnahmen, die die verschiedenen staatlichen und nicht staatlichen Akteure zum Handeln auffordern. Sie berücksichtigen auch den Beitrag Deutschlands zur Erhaltung der biologischen Vielfalt weltweit".
An anderer Stelle heißt es dann noch: „Wir sind auf einem guten Weg . . . Die nationale Strategie ist ein anspruchsvolles Zukunftsprogramm für Deutschland . . . in Verantwortung vor der Weltgemeinschaft und vor nachfolgenden Generationen gibt es keine Alternative zum Schutz und zu einer nachhaltigen Nutzung unserer natürlichen Ressourcen".
Und in der Tat gab es in Deutschland 2008 allein 11 Regionalforen bzw. Dialogforen zwischen Politik und Wissenschaft, mit den Landes-Naturschutzverbänden, mit Vertretern aus Kultur und Bildung.

Da ging es um Themen wie

- Biodiversität und Klimawandel
- Biologische Vielfalt im bewohnten, städtischen Raum
- Biodiversität, Innovation und naturverträgliches Wirtschaften
- Küsten- und Marinebiodiversität

- Biologische Vielfalt und Wildnis
- Naturverträgliche Regionalentwicklung
- Internationale Dimensionen der Umsetzung
- Wissenschaft und Forschung im Hinblick auf die Umsetzung
- Gesellschaftliches Bewusstsein, Öffentlichkeit und Bildung im Zusammenhang mit den Inhalten der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

So weit – so gut. Als Naturschutzpraktiker können wir Initiativen zu all diesen Themenkreisen voll unterstützen.

Handeln aber tut not !!

Jetzt gilt es, die Umweltminister und die insgesamt politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen streng beim Wort zu nehmen. Für uns geht es dabei vorwiegend um die Eindämmung des gigantischen Flächenfraßes und natürlich um den Biotop- und Artenschutz, außerhalb von Naturschutzgebieten, wohlgemerkt, und flächendeckend!
Wenn wir die Fülle der genannten Themen, die Ziele und Inhalte der globalen und nationalen höchst ernsthaften und langfristig angesetzten Bemühungen und Vertragsabschlüsse herunterbrechen auf unsere Ebene der lokalen Naturschutzarbeit, dann entdecken wir – wie schon vor einem Jahr von mir erwähnt – zweierlei:

1. Es gibt zu diesen regionalen, nationalen und globalen Strategien keine ernsthafte Alternative. Es gibt nur die wachsende Notwendigkeit verstärkter Bemühungen und schnellerer Umsetzung auf allen Ebenen.
2. Lokal aber, auf den Ebenen der Samtgemeinden und Gemeinden, ist das Inwertsetzen von Natur und Landschaft (in weitestem Sinne gefasst und, wohlgemerkt, zum Wohle des Menschen!) ein weitgehend unbeackertes Feld.

Bis auf diese Ebene ist die brisante Problematik der ungebremsten Naturzerstörung noch nicht durchgedrungen. Sie wird nicht wahrgenommen, aus welchen Gründen auch immer, obwohl sie konkret vor Ort ihr elementarstes Aktionsfeld hat. Schließlich entscheiden die Gemeinderäte und der Landkreis im Wesentlichen über Wohl und Wehe der Naturressourcen hier vor unserer Haustür.
Der in vielen Bereichen wenig vorbildhafte Verhaltensrahmen der Landesregierung fördert leider eine gewisse Laschheit in der Gesetzesanwendung. Diese Laschheit wiederum stärkt die überall emsig wirksamen natur-zerstörerischen Lobbyinteressen. Das gilt für alle Entscheidungsebenen bis hinunter auf die Gemeindeebene.

Nur wenn EU-Richtlinien anzuwenden sind, haben Arten- und Flächenschutz eine echte Chance, gehört und nicht wegdiskutiert zu werden.

Die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt verlangt aber die ernsthafte flächendeckende Ausrichtung auf die Gesamtheit der nationalen Ressourcen.
Sehr deutlich wurde daher auf einem Expertentreffen mit mehr als 250 Fachleuten aus Naturschutz, Wissenschaft und Unternehmen zum 2. Nationalen Forum zur biologischen Vielfalt am 15. Januar 2009 formuliert: Es gibt kein Erkenntnis- und Wissensproblem auf diesem Feld, sondern eines der Vermittlung und praxisnahen Umsetzung!
Wie wahr. —— (Siehe auch den Kurzartikel aus der „ZEIT" vom 30.04.09 in diesem Heft).

In die (nahe) Zukunft vorausdenkend, erfüllen den um die Natur Besorgten sehr gemischte Gedanken und Gefühle. Konkret auf unsere Samtgemeinde bezogen und frei nach Heinrich Heine drängt sich der Satz auf:
„Denk ich an Tostedt in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht".

Die Naturschutzverbände sind leider einmal mehr die kritischen Mahner. Sie wären gerne häufiger konstruktive Partner der Entscheidungsträger.

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Boden und Grundwasser, wichtige Grundgüter für eine biologische Vielfalt, sind in Gefahr

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Neue Dränagen in einem Quellgebiet: Grünland wird Ackerland - nivellierender Eingriff in den Wasserhaushalt und damit auch in die Vegetation

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Vielfalt am toten Stamm im naturnahen Laubwald: viele Insekten als Pilz- und Totholzbewohner

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Vielfalt an sonnigem Waldwegrand: Kriechender Günsel mit Würfel-Dickkopffalter

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Ein seltener Anblick: Lichter Waldweiher mit vielen Angeboten für Pflanzen und Tiere

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Vorher – nachher: Irreversibler Doppelfehler ohne Notwendigkeit: Verschwendung von Steuergeldern für eine Zerschneidung gewachsener Vielfalt. Die völlig unzeitgemäße Waldweg-Asphaltierung zwischen Langeloh und Hoinkenbostel

[Inhalt]

 

Überraschung I
Revierkampf in luftiger Höhe

Wümmeniederung, südlich Otter, 1.3.09:
Die weithin hörbaren rauh-krächzenden und hechelnden Rufe hatten meine Aufmerksamkeit schon eine Weile geweckt. Ein Birkenbruchwaldstück versperrte aber die freie Sicht in Richtung der Rufe. Sie veränderten einerseits laufend ihre Position, andererseits schienen sie auch einen festen Bezugspunkt zu haben. Näher herangekommen und mit freier Sicht auf über eine Wiese hinweg, sah ich dann zunächst ein Paar Nilgänse (Alopochen aegyptiacus) aufgeregt rufend vor der gegenüberliegenden Gehölzinsel dicht beieinander hin- und herfliegen.
Dann flogen sie in den Kronenbereich des Gehölzes hinein. Das Geschrei, die Rufe wurden lauter, heftige Erregung drang aus den Birkenkronen. Dann waren es plötzlich vier Gänse, zwei Paare, die aus dem Wäldchen herausflogen, in wilder Verfolgung und mit heftigem Rufen.
Ich holte meinen Wagen und fuhr langsam immer näher an das Gehölz heran. Der „Luftkampf" wurde heftiger, dann verschwand ein Paar im Wald.
Aus dem Wagen – jetzt vom Waldrand aus – sah ich dann ein Paar der Nilgänse hoch im Wipfel einer starken Birke auf einem letztjährigen Mäusebussardhorst stehen, mit hängenden Flügeln, ihre weißen Armschwingen präsentierend und laute Revierverteidigungsrufe ausstoßend immer dann, wenn das zweite Paar im drohenden Anflug war. Schließlich verschwand das Konkurrenzpaar und das Horstpaar kam zur Ruhe. Wohl das Weibchen drückte sich mit leichten Drehbewegungen auf den Horstboden. Dann standen beide lange mit wachsam gestreckten Hälsen auf dem Horst. Nach ca. 15 Minuten verließ ich meine Beobachtungsstation im Wagen. Der Horst befindet sich in ca. 10 – 12 Metern Höhe und steht etwa 10 Meter vom Gehölzrand entfernt.
Die Fachliteratur weist die Nilgans als Boden-, Gebäude- und auch Baumbrüter aus. Ich werde die Vorgänge am Horst – wenn diese Besetzung denn Folgen haben sollte – im weiteren Frühjahr beobachten.
Für die ggf. als Nestflüchter schlüpfenden Jungen ist ein solcher Geburtsplatz auf den ersten Blick mehr als eine Herausforderung. Aber auch Schellenten (Baumhöhlenbrüter) und viele Klippenbrüter muten ihren Küken solche Absprünge zu – mit Erfolg!

Überraschung II
Afrikaner im Schnee

Auch ich möchte zum Thema Überraschungen mit Nilgänsen noch einiges Aktuelles beitragen.
Bereits seit mehreren Jahren können diese Zuzügler aus Afrika in unserer Region beobachtet werden und sicher brüten sie auch schon einige Zeit bei uns. Bereits im Jahre 2003 habe ich im Mitteilungsblatt 17 ausführlich über die Nilgans berichtet.
Seit dieser Zeit häufen sich Nachweise dieser „Neubürger" (Neozoen) aus verschiedenen Biotopen. Sie halten sich sehr konstant im Raum Heidenau – Birkenbüschen – Mastbruch auf und haben dort mit Sicherheit auch im letzten Jahr gebrütet: Beim Betreten einer Wiese in der Nähe eines Teiches wurde ich von einem Paar regelrecht ausgeschimpft, umrundet und zu Fuß weggelockt.
Aber auch das Große Moor bei Wistedt ist inzwischen von ihnen besetzt und auf dem Todtglüsinger Baggersee wurden sie bereits mit Jungen beobachtet.
Im letzten Winter hielten sie sich in der Nähe der Fischteiche in Dohren auf und besuchten regelmäßig die Silagen am Ortsrand, schon von weitem an ihren Rufen zu erkennen. Auch der Schnee hat sie nicht vertrieben, so dass ich von unserem Garten aus diese auffälligen, robusten Eindringlinge fotografieren konnte - ein ungewohntes Bild: Nilgänse im Schnee. Sie besuchten noch zu Beginn des Frühjahres regelmäßig die Silage zur Nahrungsaufnahme.
Es bleibt abzuwarten, ob ihre Ausbreitung negative Auswirkungen auf die heimische Vogelwelt haben wird.

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Nilgans besetzt Mäusebussardhorst

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Ein ungewohntes Bild: Eine Nilgans im Schnee

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Im Fluge sind die weißen Armschwingen besonders auffällig

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Dieses Paar besuchte regelmäßig die Maissilage

[Inhalt]

 

Obstbaumpflanzung und -pflege
- eine nie endende Fleißarbeit

Martin Luther hätte es vor 500 Jahren getan, Hoimar von Ditfurth forderte uns 1985 auf und jeder Mann sollte es sowieso einmal in seinem Leben tun: Einen Apfelbaum pflanzen.
Da wollte auch der AKN nicht nachstehen und pflanzte und pflanzte - und schon standen südlich der Ortslage von Wistedt innerhalb von nur zwei Jahren 50 junge Obstbäume. Äpfel, Birnen, Pflaumen Zwetschen und Kirschen dürfen nun unter dem Motto „ Die Töster Viehtrift blüht auf!" zumindest schon einmal visuell ihr Bestes geben.
Nimmt man die in der Feldmark von Heidenau gepflanzten hinzu, sind es schon 100 Bäumchen, die der AKN betreut bzw. betreuen soll und natürlich auch will. Zweifellos eine Menge Holz!
Kaum einer von uns war sich wohl anfangs darüber im klaren, wie zeit- und personalaufwändig die Pflege dieser alten Kulturpflanze Obstbaum sein würde. Das Einpflanzen und Anbinden ist im Vergleich zu dem, was danach kommt, doch recht überschaubar.
Sollte das der Grund sein, weshalb sich recht oft Politiker beiderlei Geschlechts bei der Pflanzung pressewirksam einbinden lassen? Wenn dann der „Apfelpapst" Eckard Brandt noch mit ins Bild gerückt wird und im Untertitel die alten Sorten lobt, sind alle zufrieden.
Dagegen ist ja im Grunde auch nichts einzuwenden, man sollte aber auch die jahre- und jahrzehntelang währenden Arbeiten nach dem „ersten Spatenstich" nicht unerwähnt lassen.
Denn dann beginnt die jahrelange Fleißarbeit, für die wir uns in Heidenau in die Pflicht haben nehmen lassen.
Nun ist hier bereits der Standort der Bäumchen mit einem Abstand von nur einem halben Meter zur intensiv bewirtschafteten Ackerlage ein sicherer Garant für eintretende Schäden am Wurzel- und Astwerk. Das macht eine nachhaltige Pflege nicht eben leichter!
Ein mittelfristig anzupachtender zusätzlicher Randstreifen würde die Beschädigungen deutlich reduzieren. Immerhin wurden für die Beschaffung der Bäume und des Anbindematerials auch öffentliche Mittel verwendet. Wiederholtes Nachpflanzen darf hier nicht die Lösung sein, denn wir wollen doch prächtige Obstbäume heranwachsen sehen!
Wenn man bedenkt, dass mit Beginn der vergangenen 50er Jahre mit z.T. erheblichen öffentlichen Mitteln die Beseitigung der alten Hochstammkulturen am Rande oder zwischen den Ortslagen zugunsten von Niederkulturplantagen gefördert wurde, sollte man ohne Einschränkung gewährleisten, dass die heutigen Investitionen aus Steuermitteln langfristig auch „Früchte tragen". Defizite sind leider allerorten sichtbar.
Wenn man sich beispielsweise einmal die Obstbaumpflanzungen in der Gemeinde Handeloh anschaut - ob auf gemeindlichem, kirchlichem oder privatem Grund - wird rasch deutlich, wie defizitär hier Pflege und Entwicklung sind. Bei der Betrachtung einiger Standorte kann es einem schon grausen: Nagerverbiss an Stamm und Wurzel, gänzlich vertrocknete Bäume, von Baumkrebs zerfressene Stämme und Äste, kein Triebspitzenzuwachs aufgrund des zu mageren Standortes und nicht durchgeführter Düngung (Ergebnis: sogenannte jugendliche Greise), zugewucherte Baumscheiben, eingewachsener Verbissschutz, abgescheuerte Stammpartien durch unsachgemäße Stützpfahlsetzung, fehlender Pflanz-, Erziehungs-, Pflege- und Ertragsschnitt.
Pflege und Schnitt der Obstbäume gestaltete sich hier wie auch in Heidenau recht zäh bzw. sie unterblieb in Teilbereichen. Der Obstbaum als jahrtausendealte Kulturpflanze bedarf jedoch einer regelmäßigen Betreuung – insbesondere in den ersten 10 – 15 Jahren nach der Pflanzung. In späteren Jahren reduziert sich bei Hochstämmen die Pflegeintensität etwas.
Nur wenn sie zu Beginn ständig im jährlichen Rhythmus durchgeführt wird, ist ein nachhaltiges Gedeihen und der daraus resultierende Ertrag gewährleistet.
Was schert mich der Ertrag, hört man oftmals, ich will kein Obst ernten, das macht doch nur Arbeit! In meiner Obstwiese sollen Kauz und Wendehals heimisch werden! Dazu ist zu sagen, dass gerade die Besiedlung durch diese Vogelararten frühestens 50 Jahre nach der Pflanzung zu erwarten ist. Erst dann sind die Gehölze geräumig genug, um Höhlen auszubilden.
Diese können sich auch nur dann in dem ausgefaulten Totholz bilden, wenn ein großer Ast zwecks Pflege abgesägt und dadurch das Kernholz freigelegt wurde.

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Auf geht‘s zum Obstbaumschnitt auf unserer Obstbaumwiese an der Töster Viehtrift

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Henry Holst führt einen dringend notwendigen Reduzierungsschnitt durch

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Beseitigung einer eingewachsenen Verbissschutz-Drahthose

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Fehlerhafte Stützpfahlsetzung, Folge: Scheuerschaden an der Rinde

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Nicht beseitigter Sekundärtrieb an der Stammbasis

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Nicht fachgerechte Anbinde-variante, Folge Scheuerschaden

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Schäden an Obstgehölzen

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Ohne Wundverstrich

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mit Wundverstrich (Lac-Balsam)

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neue fachgerechte Bindung

Obstbaumkrebsbehandlung

Auch ist m.E. die Anpflanzung einer Obstbaum-Hochstammkultur nur dann erstrebenswert, wenn damit eine gewisse Nutzung durch den Menschen verbunden ist. Dies wird vornehmlich die Ernte des Obstes zur Mostproduktion sein. Als Tafelobst eignen sich die alten Sorten in den meisten Fällen weniger, weil ihnen insbesondere ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis fehlt. Ein Ausnahmefall ist beispielsweise der bei uns gut gedeihende Krügers oder Celler Dickstiel, der jedoch aufgrund seiner geringen Fettpräsenz auf der Schale und seiner Neigung zur Stippigkeit (Schadstellen im Fruchtfleisch) nur kurzzeitig lagerfähig ist. Trotzdem ist er bei vielen Kennern alter Apfelsorten der Lieblingsapfel.
Damit uns all die Fehler und Versäumnisse bei der Pflege von Ostgehölzen nicht unterlaufen und auch wir in wenigen Jahren Dickstiel und Goldparmäne genießen können, haben wir in diesem Frühjahr in Wistedt eine Obstbaumschnittaktion durchgeführt.
Danach waren die meisten Bäume nicht wiederzuerkennen - zumindest für einige von uns.
Unter tatkräftiger Mithilfe von Henry Holst von der Ortsgruppe Heidenau - er und seine Mitstreiter wollen zukünftig die Bäume in der Heidenauer Feldmark betreuen - , sowie Hans-Eckhard Miersch und Wolf-Rüdiger Ibelings von der Tostedter Gruppe und zeitweise Günther Neubauer und Ludwig Narewski, wurde an nahezu allen Obstbäumen ein radikaler Erziehungsschnitt durchgeführt.
Darüber hinaus wurden Baumkrebsschadstellen behandelt, die nicht mehr erforderlichen und abgängigen Stützpfähle ( am Kauers Wittmoor ) beseitigt, krebsgeschädigte Bäume neu verpflockt, Spreizhölzer zur Erzielung eines optimalen Leitastes angebracht, Verbissschutzspiralen gerichtet und eine Winterdüngung durchgeführt.
Baumscheiben wurden nicht erneuert, weil dies im dritten Standjahr zu vernachlässigen ist.
Zu Testzwecken haben wir bei der Krebsbehandlung in einem Fall einen Wundverstrich vorgenommen und in einem zweiten nicht. In den letzten Jahren ist man vom Verstrich abgewichen, weil sich hinter dieser „Schutzschicht" Pilze und Schadinsekten ansiedeln, was langfristig zum Faulen und Vermulmen des Kernholzes führt.
Auch hat sich gezeigt, dass die Verwendung von Stammverbiss-Schutzspiralen anstelle von Drahthosen sachdienlicher ist. Sie wachsen so gut wie nie in den Stamm und ins Gras ein und verhindern durch ihre Beschattung des Stammes das Austreiben von Sekundärtrieben. Der eine oder andere trotzdem ausgewachsene Trieb lässt sich problemlos direkt am Stamm nachhaltig beseitigen.
Auf das Thema Obstbaumschnitt soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Das Thema ist sehr komplex und lässt sich zudem textlich nur unzureichend darstellen. Die hier abgedruckten Bilder geben aber bereits einen kleinen Einblick in diese Problematik.

Für den Herbst/Winter 2009/2010 ist geplant, vor Ort in Heidenau eine kleine Schulung zum Thema Schnitt, Pflege und Entwicklung von Obstgehölzen durchzuführen.
Anmeldungen zur Teilnahme und/oder zur Übernahme einer Obstbaumpatenschaft nimmt Henry Holst (04182 950191) entgegen. Weil diese Arbeiten sehr stark von der Witterung abhängig sind, können die Termine nur kurzfristig bekanntgegeben werden. Aufgrund des fortgeschrittenen Jahres und der damit verbundenen früh einsetzenden Dunkelheit sind diese Arbeiten nur an einem Wochenende möglich.

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Gut ausgebildete Höhle in einem ca. 80jährigen Apfelbaum

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Ausfaulendes Kernholz in der Schnittwunde eines großen Astes

 

[Inhalt]

 

 

Überraschung im Garten
Besuch des Wespenbussards

Im vergangenen Jahr hatten wir wieder einmal Sommergäste in unserem Garten, deren Anwesenheit von uns mit gemischten Gefühlen „geduldet" wurde: Direkt neben dem Schwimmbecken, in einem Erdloch, hatte sich eine Königin der gemeinen Wespe Vespula vulgaris eingerichtet und einen Staat gegründet. Obwohl wir nun im unmittelbaren Nahbereich einem regen Flugverkehr ausgesetzt waren, gab es keine Zwischenfälle, die Kinder hielten beim Spielen respektvollen Abstand vom Nesteingang und die Wespen ließen uns in Ruhe! Ihren schlechten Ruf haben die Deutsche Wespe (V. germanica) und die Gemeine Wespe (V. vulgaris) ihrem Appetit auf Süßes zu verdanken, was sie zu unwillkommenen Gästen am Kaffeetisch macht. Da sie allerdings ihre Brut vorzugsweise mit proteinreicher Kost versorgen, die hauptsächlich aus erbeuteten Insekten besteht, vertilgen sie auch so manchen „Schädling" aus unseren Gärten und sollten – natürlich nicht nur deshalb- ein Recht auf „friedliche Koexistenz" mit den Menschen haben.
An einem Nachmittag im September kam ich mit dem Auto nach Hause und setzte mich auf unsere Terrasse, um für ein paar Minuten die Nachmittagssonne zu genießen. Als mein Blick durch den Garten schweifte, fiel mir auf, dass über dem Eingang des Wespennestes ein Schwarm Wespen hektisch und aufgeregt umherflog. Es handelte sich nicht um den normalen Flugverkehr, das ließ sich sofort erkennen! Nun doch neugierig geworden, näherte ich mich sehr vorsichtig dem Nesteingang- man konnte schon am Summen hören, dass die Wespen in Alarmstimmung waren und nicht so lässig sein würden wie bisher. Ich musste Staunen: Das normalerweise etwa daumendicke Einflugloch war zu einem 20-30 cm großen „Krater" aufgeweitet worden und ließ den Blick auf das komplett freigelegte, schutzlos daliegende Nest zu, wobei erste Nestteile bereits außen auf dem Rasen lagen. Nun begriff ich die Aufregung und versuchte mich an der Tatrekonstruktion: Wer war der Täter, den ich vermutlich durch meine Heimkehr „in flagranti" erwischt und in seinem Werk unterbrochen hatte? Ein Dachs oder ein Wespenbussard? Beides möglich, aber hier im Dorf und am helllichten Tage doch höchst unwahrscheinlich, dachte ich mir. War vielleicht eines der Hühner unseres Nachbarn entwischt und hatte das Nest aufgescharrt?- Schon eher! Ohne große Hoffnung auf Tataufklärung ging ich ins Haus.
Als ich nach zehn Minuten aus der Küche in den Garten schaute, staunte ich nicht schlecht: Vor dem Wespennest war ein großer Greifvogel gelandet und schaute sich aufmerksam um. Kein Zweifel, ein Wespenbussard (Pernis apivorus) saß da in unserem Garten. Die wütenden Attacken der Wespen ließen ihn völlig kalt und schon bald begann er sich wieder an dem Erdnest zu schaffen zu machen: Er verschwand fast gänzlich in dem Erdloch und kam nach wenigen Sekunden wieder mit Wabenplatten im Schnabel zum Vorschein. Die Beute, Wespenlarven und wohl auch erwachsene Wespen, wurde auf dem Rasen dann genüsslich verzehrt. Ich ärgerte mich, dass ich mir immer noch kein Teleobjektiv für meine Kamera angeschafft hatte, konnte aber aus dem Haus heraus ein paar Fotos machen. Immer wieder hielt der Vogel inne, schaute sich unruhig um und flog mehrmals in den nächstgelegenen Baum. Nach einer guten halben Stunde lag das komplette Nest ausgeräumt auf dem Rasen und unser Überraschungsbesuch flog ab.
Einige Wochen später fand ich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ein weiteres ausgeräumtes Wespennest im Boden- diesmal wusste ich sofort Bescheid!
Der Wespenbussard, eigentlich gar kein Bussard sondern den Habichtartigen zugehörig, wird etwas größer als der Mäusebussard und ist von diesem im Flug durch die dunklen Binden am Schwanz, an den Schwingen und einem großen „Bugfleck" an der Vorderseite der Schwingen zu unterscheiden. Darüber hinaus ist der Schnabel schlanker und länger. Beim Jungvogel ist die sogenannte Wachshaut oberhalb des Schnabels gelb gefärbt. Unser Gartenbesuch muss noch ein Jungvogel gewesen sein, da auch sein Schnabel deutlich gelb war, während die Iris seiner Augen noch nicht das charakteristische Gelb der adulten Tiere aufwies.

Die Hauptnahrung des Wespenbussards sind die Larven und Puppen und Imagines (ausgewachsene Tiere) sozialer Faltenwespen, seltener auch Bienen oder Hummeln. Vom Ansitz aus beobachtet der Wespenbussard genau seine Umgebung und folgt Wespen, die in Bodennähe verschwinden. Männchen haben kleinere Jagdgebiete mit ca. 2.000 ha, während die Weibchen bis zu 4.000 ha nutzen können. Erstaunlicherweise finden Wespenbussarde Nester von Wespen auch in hoher Vegetation oder in Sumpfgebieten.
Das starke Kopfgefieder und die schlitzförmigen Nasenlöcher schützen ihn dann beim Ausgraben der Nester vor den Stichen der Wespen. Aber auch andere Insekten, die „zu Fuß" erbeutet werden, sowie Würmer, Amphibien und Reptilien gehören zum Nahrungsspektrum.
Der Wespenbussard ist ein Langstrecken-zieher und die gesamte Population überwintert in Afrika südlich der Sahara. Wespenbussarde halten sich in Europa etwa von Anfang Mai bis Ende August auf, also nur etwa vier Monate. Erst wenn die Wespenstaaten eine genügend hohe Individuendichte erreicht haben, kann dieser Nahrungsspezialist mit der Brut beginnen. Der Neststandort ist auf alten Bäumen, oft wird neu gebaut, aber auch alte Greifvogel,-Krähen – und Kolkrabenhorste werden neu besetzt. Legebeginn ist frühestens Mitte Mai, in der Regel sind es zwei Eier, die 30 bis 37 Tage bebrütet werden. Die Jungvögel bleiben dann bis zu 40 Tage im Nest.
In der Roten Liste Niedersachsen wurde der Wespenbussard 2002 noch in der Vorwarnliste geführt, aber 2007 schon als „gefährdet" eingestuft. Ursachen sind die zunehmende Ausräumung der Landschaft, der Pestizideinsatz und Störungen an Brutbäumen. Aber auch verregnete, kühle Sommer können den Bruterfolg eines ganzen Jahrganges gefährden.
Von den in Deutschland ca. 4440 Brutpaaren werden aktuell in Niedersachsen etwa 500 Brutpaare genannt, hauptsächlich im südlichen Teil des Bundeslandes in reich strukturierten, halboffenen Landschaften. In unserer Samtgemeinde gab es 2008 drei Nachweise: An der oberen Wümme, im Großen Moor bei Wistedt und am oberen Estelauf.
Der junge Besucher in unserem Garten hatte noch eine lange Reise vor sich. Die Jungvögel ziehen etwas verspätet Richtung Afrika, wo sie im darauffolgenden Sommer verbleiben und erst im zweiten Frühling zum Brutgeschäft gen Norden fliegen. Vielleicht erinnert er sich dann noch an einen Garten in Heidenau und schaut mal wieder auf ein Mittagsmahl vorbei…?

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Gartenpanorama mit Wespenbussard - der scheue Greifvogel sitzt direkt hinter dem Gartenstuhl

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Der Wespenbussard am Rande des Rasens bei der Mahlzeit

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Immer wieder schaut sich der Jungvogel nervös um

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Wespenbussard mit Jungen im Horst:
Der Altvogel ist am dunklen Schnabel und der gelben Iris zu erkennen

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Vom Wespenbussard ausgegrabenes Wespennest: der Eingang ist verbreitert, die Waben herausgerissen

[Inhalt]

 

Warum wir trotzdem gut schlafen
Kritische Fragen der Umweltzivis

Tun euch die Bäume denn nicht leid, die ihr einfach umholzt - mit eurer Motorsense zerteilt und aus einem Leben reißt, in dem sie noch ganz am Anfang stehen? Denkt doch mal nach, diese Bäume könnten Hunderte Jahre alt werden! Wer gibt euch das Recht, sie einfach niederzumachen?
Tatsächlich ist es so, dass wir uns mit dieser Frage – so gestellt durch Dritte – konfrontiert sehen. Natürlich könnten wir sagen: Der, der uns das Recht dazu gibt, ist Herr Kempe. Im Auftrag des Arbeitskreises Naturschutz Tostedt. Aber in Wirklichkeit ist es natürlich so, dass wir nach eigener Raison handeln. Dass wir es am Ende sind, die moralisch zur Verantwortung gezogen werden. Schließlich war das „Handeln auf Befehl" auch bei den Nürnberger Prozessen kein Argument. Und so versuchen wir uns zu erklären, unser Handeln zu rechtfertigen, die Einzigartigkeit der Landschaft herauszustellen, die wir durch unseren Eingriff erhalten wollen. Aber so ganz überzeugend ist dieser Versuch dann doch nicht. Nicht einmal für uns. Haben wir nicht an anderer Stelle gelernt, dass gerade dieses Abwägen – Leben gegen Leben – ethisch nicht vertretbar ist?
Ein Beispiel: Tim hat eine Katze, die er sehr gern hat und mit der er schon viel erlebt hat. Eines Tages bemerkt Tim, dass es seiner geliebten Katze nicht sehr gut geht, weswegen er mit ihr zum Tierarzt fährt. Dieser stellt fest, dass seine Katze schwanger ist, jedoch die Strapazen nicht erträgt und sogar nach dem Wurf sterben könnte. Der Arzt stellt Tim vor eine schwere Wahl: Entweder lässt er abtreiben, damit seine geliebte Katze weiter leben kann, oder er schenkt neuen Kätzchen die Chance für ein Leben. Was ist wichtiger? Ein Leben zu erhalten oder neues Leben zu geben? Diese Frage stellen wir uns auch, wenn wir mit einer Bügelsäge vor einer jungen Birke stehen. Denn stecken wir nicht in eben dem Moment, wo wir Bäume zugunsten der Landschaft fällen, in Tims Schuhen? Warum lassen wir die Natur nicht ihren Lauf nehmen, wie sie (oder Gott) es nach dem natürlichen Entwicklungsprozess vorgesehen hat? Ist das Nostalgie, Verharren in alten Momenten der Zeit, die uns Herr Kempe mit leidenschaftlicher Stimme zurückgebracht hat: Die Geschichte einer Landschaft, die schon seit Jahrzehnten so existiert? Vielleicht ein bisschen. Vielleicht auch etwas mehr: Der Erhalt der Arten. Von kleinen Pflanzen, Wunderwerken der Natur, auf die in ihrer Schönheit einzigartige Tiere, Falter beispielsweise, angewiesen sind – einzigartige Lebewesen, derer Existenz wir uns oft gar nicht bewusst sind. Vor unserem Ausflug mit Herrn Kempe hatte noch keiner von uns einen Kleinen Feuerfalter ‚live‘ gesehen.
Ohne Flora also keine Fauna. Von unserer Arbeit hängen Arten ab. Wir sind also in gewisser Weise Beschützer eines Paradieses – grüne Engel sozusagen – die mit ihren motorisierten Schwertern der Gefahr einer dauerhaften Veränderung entgegentreten. Auch wenn die Evolution oder Gott (vielleicht schließt sich das ja nicht aus) es so vorgesehen haben, dass sich die Landschaft in den nächsten 500 Jahren verändert, in den nächsten Jahrtausenden mit ihrer biologischen Vielfalt, können wir jetzt etwas tun, um diese Vielfalt in gewissem Maße so zu erhalten, wie sie ist. Denn eins ist sicher: Die Veränderung der Welt in den letzten Jahrhunderten, getragen vom Menschen, machte aus dem ursprünglichen Paradies einen Garten, der immer kleiner wird. In dem der Boden immer unfruchtbarer wird. Und es ist immer eine Eigenschaft des Menschen gewesen (die ihn dabei weit gebracht hat) auf einen ausgelaugten Boden Dünger aufzutragen. Oder, anders gesagt: Der Mensch hat der Natur soviel genommen, dass es nun seine Verpflichtung ist, ihr auch etwas wiederzugeben. Und wir machen den Anfang.

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Der Kleine Feuerfalter benötigt locker bewachsene, offene Lebensräume, wie z. B. Brachen und sandige Magerrasen

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Die Rauschbeere als Nahrungspflanze für den Brombeerzipfelfalter - beide sind auf freie Moorflächen angewiesen. Sie sind im Bestand bedroht, wenn ihr Lebensraum durch Verbuschung verschwindet.

[Inhalt]

 

Heimlich, still und leise . . .
. . . kommt er zurück aus Afrika.

Vor einigen Jahren hatte ich unmittelbar unter dem Dachüberstand in ca. 3m Höhe an der südost-exponierten Wand meines Hauses zwei Mehlschwalben-Nistschalen angebracht.
Die bei uns Kindern so beliebten Rauchschwalben waren nach Aufgabe von Milchviehhaltung und Stallumbau nach und nach verschwunden und so wollte ich wenigstens die an den Außenwänden der Häuser brütenden Mehlschwalben ansiedeln. Aber es kamen keine – die wenigen in Handeloh heimischen haben offenbar in der Bahnhofstraße genügend Platz für ihre Nester. Dafür versuchten regelmäßig im zeitigen Frühjahr Kohlmeisen die Räumlichkeiten zu besetzen, scheiterten jedoch ebenso regelmäßig bei dem Versuch eben diese – weil aus Holzbeton – zu vergrößern. Sie musten sich also anderweitig umsehen.
Dann doch besser einen Meisennistkasten an selbiger Stelle aufhängen.
Gedacht, getan – Werner Niehaus sei Dank- Ende April 2008 hing er weithin sichtbar anstelle der Nistschalen. Möglicherweise zu spät für diese Brutsaison.

Kurz darauf machte mich im Zuge meines morgendlichen Gartenrundganges der Fund eines ungefähr handtellergroßen, leicht verflochtenen Moosfetzens unter dem Nistkasten stutzig.
Meisen verflechten das Moos vor dem Einbringen in den Kasten nicht und ein ungewolltes Herausreißen eines derart großen Stückes durch das kleine Einflugloch ist kaum möglich.
Auf dem Rückweg zum Haus begegnete ich allsbald dem Verursacher. Ein kleiner grauer Vogel mit einem großen Moosstück im Schnabel huschte hinter dem Gartenbambus einige Meter vor mir direkt auf den Meisenkasten zu. Allerdings verschwand er nicht im Loch, sondern landete oben auf dem Kastendeckel. Hatte ich doch bis zu den Unterschlagsbrettern einen Abstand von ungefähr 15cm belassen.
Die aufrechte Sitzhaltung des Vogels verriet mir zweifelsfrei die Art. Es war der Grauschnäpper oder Graue Fliegenschnäpper (Muscicapa striata). Das deutlich erkennbare Flügelzucken verbunden mit einem leichten Knicks verriet seine Aufregung. Er hatte mich sofort entdeckt und machte kehrt zum nahestehenden Kirschbaum. Im Zuge dieser kleinen Flucht ließ er sein Nistmaterial fallen. Beide Moosstückchen hatten sowohl von der Größe, als auch von der Struktur keinerlei Ähnlichkeit. Demzufolge vermutete ich, dass das große Moosstück vom Morgen durch den scharfen Ostwind als Ganzes vom Dach des Nistkastens geweht worden sein musste.
Beim Bau von Nisthilfen sollte man deshalb immer darauf achten, dass die Unterlage nicht ganz plan ist, sondern nach außen hin einen kleinen, ca. 2cm hohen Rand aufweist.
Ein Wegwehen oder das Mitreißen des Nestes beim fluchtartigen Abfliegen dieses reaktionsschnellen Vogels kann so zumindest stark eingeschränkt werden.
Da war er also wieder, „mein" Grauschnäpper – gerade mal eben zurück aus Afrika.
Eines Morgens nimmt man plötzlich war, wie er still und leise sein Nest baut. Zumeist innerhalb von zwei Tagen werden auf einer Basis aus Moos kleine Holzmaterialien, Halme, Stängel, Haare, Spinnweben und Flaumfedern eingebaut. Auch nicht natürliche Materialien wie Dämmwolle findet man darunter.
Wählerisch bei der Nistplatzwahl ist dieser kleine Singvogel aus der Verwandtschaft der Drosselvögel ganz und gar nicht. So wird von Nistplätzen auf Fenstersimsen, in Blumenkästen, hinter Fensterläden, auf Spalierholz in Efeuwänden, auf einem Elchgeweih, Bruchstellen an Bäumen, Schwalbennestern, Schwemmgut und Steilufern in Flusstälern, Elektromasten usw. berichtet. Wichtig ist bei allen Niststandorten ein freier Flugraum für rasches Abfliegen – zumindest nach einer Seite.

Vor der Besiedlung Mitteleuropas durch den Menschen war der Grauschnäpper, der neben dem Trauerschnäpper am häufigsten in menschlicher Nähe anzutreffen ist, ein Bewohner der lichten Wälder, offenen Parklandschaften, Auwaldränder und offenen Gebüschlandschaften bis ins Vorgebirge.
Lichte Waldränder mit Totholz und Halbhöhlen werden auch heute bei uns regelmäßig besiedelt.
Die erste Begegnung mit dem Grauschnäpper auf meinem Grundstück hatte ich vor ca. 10 Jahren. Er hatte sich für die anschließende erfolgreiche Brut mit 4 Jungen eine Bruthalbhöhle ausgewählt. Unter dem Schuppendachüberstand in 2m Höhe angebracht, war dieser Nistplatz relativ gut gegen Nesträuber wie Elster und Eichelhäher geschützt. In den Folgejahren habe ich keine erfolgreiche Brut registrieren können. Zwei von mir beobachtete Brutversuche schlugen fehl.
2007 entstand ein Nest in einem Wandspalier. Nach heftigen Revierkämpfen mit mindestens einem zusätzlichem Männchen wurde der Brutplatz von allen Tieren verlassen.
Ein Jahr zuvor ist ein bereits bebrütetes Gelege in einer Nische am Garagendach vermutlich aufgrund einer nächtlichen Marderbeunruhigung verlassen worden.
Wahrgenommen habe ich den Grauschnäpper allerdings auch in den anderen Jahren, wenn er nach seinem 4 monatigen Aufenthalt im südlichen Afrika Ende April bis Anfang Mai hier eintraf. Die Zugzeit kann jeweils 2 ½ Monate für die 12.000 km betragen, so dass die Aufenthaltszeit bei uns lediglich 3 Monate, längstens 4 Monate, beträgt.

Der feine Lockruf des Männchens - tsri oder ein scharfes tst – war deutlich in den Eichenkronen zu hören. Oftmals folgt auch noch ein geschnalztes - teck teck der Vögel- . Dagegen fällt der leise zwitschernde Gesang - sip sip srii – sriiti srii sip - wenig auf, zumal er recht selten vorgetragen wird. Er endet bereits mit der Paarbildung, die nicht selten schon am ersten Tag nach der Ankunft erfolgt.
Außer gelegentlichen Anflügen auf meine östlich exponierte, noch unfertige Giebelwand aus Holz habe ich keinerlei Aktivitäten in Richtung Brut wahrgenommen.

Zum Thema Brut ist anzumerken, dass in den allermeisten Fällen eine erfolgreiche Brut im Jahr stattfindet. Nach früher Ankunft im April und im Falle eines trockenen Sommers mit gutem Insektendargebot kann eine zweite Brut erfolgen. Diese beginnt häufig bereits schon während der noch andauernden Fütterungszeit der flüggen Erstjungen. Es wird das alte oder auch ein neugebautes Nest genutzt. Nachgelege aufgrund zerstörter Erstbrut bestehen oft nur aus zwei Eiern. Diese kann bei günstiger Witterung auch noch im Juni erfolgen.
Die Nahrung der Schnäpper besteht nahezu vollständig aus fliegenden Insekten, die sie selbst im Flug erbeuten. Dazu wird der an der Basis fast schwalbenartig breite Schnabel weit geöffnet und nach erfolgtem Fang manchmal hörbar zugeklappt.
Als Startplatz für den Insektenanflug wählt er einen sogen. „Lugposten" – bei mir war es der Rosenbogen - aus, auf dem er immer aufrecht sitzt und mit seinen großen, scharfen Augen auch noch das kleinste Insekt erspäht. Bemerkenswert ist die Leichtigkeit seines Fluges. Bald flatternd, bald schwebend, mit schnittigen Kurven und eleganten Schlenkern. Zurück auf dem Posten lauert er „achselzuckend" auf das nächste Insekt.
Die hauptsächliche Beute sind Schweb- und Kotfliegen. Aber auch gewöhnliche Fliegen , Mücken und Schnaken machen einen Großteil der Nahrung aus. Hautflügler wie Hummeln, Bienen sowie Tag- und Nachtfalter ( vor allem im Herbst ), Libellen und Florfliegen schließen sich an. Einen kleinen Teil der Nahrung machen Käfer, Wanzen, Blattläuse und sogar Spinnen aus.

Bei nasskaltem Wetter mit geringem Fluginsektenangebot wird auch auf Bodentiere wie z.B. kleine Schnecken und Asseln zurückgegriffen. Mitunter - wenn der Hunger allzu groß ist – müssen auch Beeren, wie z.B. Holunder oder Hartriegel herhalten.
Diese kleinen, wenig scheuen Flugkünstler lassen den Menschen auffallend nahe an sich herankommen, weil sie allein auf ihre fliegende Beute fixiert sind. Meines Erachtens ist der oftmals angestellte diesbezüliche Vergleich mit den Rauchschwalben allerdings unzulässig, zumal Brutvorkommen von Grauschnäppern innerhalb von genutzten Gebäuden nicht bekannt sind.
Auch ist meinen Beobachtungen zufolge die Stresstoleranz wesentlich geringer ausgeprägt.
Schwalbeneltern haben, wenn wir im Kuhstall arbeiteten, das Nest eher selten verlassen. Brütende Grauschnäpper hingegen fliegen bei Wahrnehmung des Menschen in relativer Nestnähe schnell einmal ab. Insbesondere ist dies der Fall, wenn man unvermittelt seitlich (z.B. plötzlich aus der Tür kommend ) ins Blickfeld des Altvogels tritt. Die Gewöhnung daran kann sich – wenn überhaupt – über Wochen hinziehen. Die Toleranz ist in der Regel kurz vor oder nach dem Schlüpfen der Brut am größten. Auch Gartenarbeiten waren in der ersten Zeit im Nestumfeld nicht möglich.
Die Anbringung von Nisthilfen sollte demzufolge auch unter Berücksichtigung dieser Aspekte erfolgen. Ansonsten sollte man sich für die Zeitdauer von Brut (im Mittel 14 Tage) und Aufzucht (nochmals zwei Wochen) aus dem unmittelbaren Nestbereich fernhalten.
Häufige Abflüge und langes Fernbleiben vom Nest kann irgendwann dann auch zum Absterben der bebrüteten Eier führen.

Den Bruterfolg vorausgesetzt ist Ende August normalerweise die Zeit für Jung- und Altvögel gen Afrika aufzubrechen. Über Frankreich, Spanien, Portugal zumeist – seltener über Italien für die bei uns lebenden Exemplare – weiter durch Marokko über Westafrika bis ins Kongobecken. Hier überwintern bereits die ersten, die meisten jedoch ziehen weiter – einige bis ans Kap der guten Hoffnung!

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Grauer Fliegenschnäpper bzw. Grauschnäpper

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Der Nistplatz oben auf einem Meisenkasten

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Brutplatz in einem Zapfenloch eines Fachwerkgebäudes.

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Meist werden höhlenartige Nischen gewählt, hier eine Blumenampel

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Fütterung kurz vor dem Ausflug der Jungvögel

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Nistplatzwahl in einer künstlichen Rauchschwalben-Nistschale

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Fütterung von halbwüchsigen Jungvögeln im Nest unter einem Dachüberstand

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In Erwartung einer heranfliegenden Beute auf Ansitzwarte bzw. „Lugposten".

[Inhalt]

 

Wiederfund einer zarten Kostbarkeit
Die Heide-Segge (Carex ericetorum)

Wiederfund der Heidesegge im Rahmen von Schutzmaßnahmen an der Bahnlinie Buchholz – Handeloh – Schneverdingen.
Totgeglaubte leben länger, diese abgegriffene Redensart schoss mir (am 20. April 2009) spontan durch den Kopf – begleitet von wirklich großer Freude und ungläubigem Staunen.

Ort des Geschehens: ein an diesem Tag kräftig durchsonnter Bahnabschnitt südlich von Handeloh. Genauer: der relativ steile, noch im Schatten liegende lockerrasige Hang zum Gleisbett hinab.
Dort ragten aus dem noch braun-welken, sehr lückigen Gras kaum 10 cm hohe, zarte „Grashalme" empor, mit gelbem Staubblatt-Puschel nahe dem Ende des kurzen Blütenstandes. Meine Frau Jutta war die glückliche Entdeckerin. Ich stand etwas hilflos und aufgeregt auf der anderen Seite des Bahnkörpers, gestützt auf meine Gehhilfen.
Die Heide-Segge (Carex ericetorum) war wieder da! Sie blühte mit 20 Exemplaren an genau der Stelle, an der sie von mir 1985 entdeckt worden war. Bei der Erstentdeckung war sie nicht gleich von mir als solche bestimmbar gewesen. Ich wusste damals nur, dass dieser Fund etwas „Besonderes" sein musste, eine Segge mit Sicherheit, bis dahin mir aber völlig unbekannt. Der Zufall wollte es seinerzeit, dass unser Chef-Botaniker, Rolf Müller aus Winsen, mit mir dort unterwegs war. Auch er musste zunächst passen; seine Vermutung wurde aber dann zur Gewissheit: ein kräftiger Wuchsort der seltenen Heide-Segge mit damals rund 50 Exemplaren auf knapp 2qm.
Früh blüht diese Segge, je nach Wärmeeinstrahlung von Mitte April bis Anfang Mai. Klein ist ihr Blütenstand, bestehend aus einem an der Spitze stehenden männlichen und ein bis zwei weiblichen Ährchen unmittelbar darunter. Die Blätter kommen aus einer Rosette, erreichen knapp die halbe Länge des ausgewachsenen Blühtriebes (Stängel/Halm) und sind schwach bogig geneigt.
Schon Mitte Mai, spätestens Ende Mai, ist der ehemalige Blütentrieb mit seinen wenigen jetzt reifenden Samen (Schläuchen) ziemlich hinfällig. In der aufstrebenden Vegetation ist erdann rundum sehr unauffällig und auch für den Kenner leicht zu übersehen.
Klein und damit konkurrenzschwach wächst diese Segge in mageren, lichten Kiefernwäldern, auf Heiden, in sandigen lückigen Binnendünentälchen und auf mageren Weiden.
Insgesamt ist die Heide-Segge in Nordwestdeutschland schon immer selten gewesen. In einer zunehmend überdüngten Landschaft sind daher solche nährstoffarmen Standorte wie an der Bahnlinie von herausragender ökologischer Bedeutung. Ein kleiner Verbreitungsschwerpunkt der Segge liegt im östlichen Teil Niedersachsens, im Wendland. Für das Tiefland ist sie in die Gefährdungskategorie 2 (stark gefährdet) eingestuft worden. Für den Landkreis Harburg allerdings ist dieser nunmehr 25 Jahre alte Wuchsort meines Wissens der einzige!

Noch im Dezember 2008 hatte ich dem NLWKN (Niedersächsisches Landesamt für Wasser, Küsten- u. Naturschutz) mitgeteilt, dass dieses Vorkommen offenbar erloschen war, denn in den letzten fünf Jahren konnten wir keine Pflanzen nachweisen. Auch war die Anzahl der Blütentriebe zwischen 1994 und 2003 von ca. 30 auf 3 – 4 zurückgegangen.
Um so größer war jetzt unsere Freude über diese Wiederentdeckung.
Wir wären wohl gar nicht an jenem Montag im April an diesen Abschnitt der Bahnstrecke gefahren, wenn nicht dort in diesen Tagen (lt. Information der Bahn) Schutzmaßnahmen für Reptilien (Zauneidechse und Schlingnatter) beginnen sollten. Sie wurden nötig für die im Herbst auf dieser Strecke durchzuführende Gleisbetterneuerung und –ertüchtigung. Das Gleisbett und die trocken-warmen Randstreifen der Strecke sind Lebensraum dieser geschützten Reptilien, die Randstreifen zudem Wuchsorte zahlreicher seltener Blütenpflanzenarten.
Die Bahn hat von einem Planeungsbüro sehr differenzierte Schutzmaßnahmen für verschiedene Streckenabschnitte der Heidebahn entwickeln lassen, denen für die Situation um Handeloh herum unsere langjährigen Kartierungsergebnisse von Pflanzen und Tieren zugrunde liegen.

Im letzten Heft hatte ich schon kurz über die effektive Zusammenarbeit zwischen dem AKN, der Naturschutzabteilung des Landkreises (Herrn Gumz, Herrn Hirt), dem NLWKN (mit den Herren Täuber und Bruns) und dem Planer der Bahn (Herrn Hugo) berichtet. Der wiederentdeckte Wuchsort der Heide-Segge wird nun auch ganz konkret geschützt werden können.

Nachtrag:
In der Woche vom 20.4. – 24.4.09 wurden die ersten vier Ruhe- bzw. Fortpflanzungs-Ausweichlebensräume für Zauneidechse und Schlingnatter auf dem Weststreifen des Bahnkörpers südlich von Handeloh eingerichtet. Sie sollen als sonnenexponierte Stein- und Holzhaufen, leicht eingebettet in den Boden, die dort in der Umgebung lebenden Reptilien anziehen und zur Überwinterung „einladen".
Bei gezielter Nachsuche gefangene Tiere werden in diese Holz-/Steinhaufen entlassen in der Hoffnung, sie so aus dem steinigen Gleisbett für die Zeit der Erneuerungsarbeiten in den Wintermonaten 2010/11 fernzuhalten.

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Nur scheinbar monoton: Versteckte Artenfülle auf dem Randstreifen der Bahnlinie

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Die zarte Heide-Segge: Ein männl. Ährchen an der Spitze mit schon welken Staubblättern. Zwei weibl. Ährchen darunter mit fädigen Narben

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Einer der Ausweichlebensräume für Reptilien

[Inhalt]

 

Aktivitäten des AKN im Winterhalbjahr 2008/2009
Begehungen, Bereisungen, Treffen, Sitzungen, Arbeits- und Pflegeeinsätze
Sa.08.11.08: Arbeitsgruppe Handeloh, Auslichtung der Gehölze auf dem alten Sandgrubengelände am Friedhof,

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Die Jugendfeuerwehr der Samtgemeinde beim Anrücken auf das Große Moor

So.09.11.08: Teilnahme an der Jubiläumsfeier der Nabu-Gruppe Buchholz,
Di. 11.11.08: Teilnahme an der Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss-Sitzung der Samtgemeinde (SG) Tostedt,
Do.13.11.08: Entkusseln auf dem Heide-Gras-Areal am Dössel in Kakenstorf mit den Naturschutzfreunden Kakenstorf,
Sa.15.11.08: Arbeitseinsatz mit der SG-Jugendfeuerwehr im Großen Moor,
Mo.17.11.08: Mit Armin Hirt von der Naturschutzabteilung des Landkreises im Gelände,
Do.21.11.08: Treffen mit Herrn Lohmann, Heidenau, auf seinen Wunschflächen für einen privaten Leichtflugzeugstart- und Landeplatz,
Mo.24.11.08: Abnahme der Grabenkammerung und des neuen Fanggrabens im Schutzgebiet Everstorfer Moor zusammen mit dem Kalber Bachverband, Armin Hirt u.a.,
Mi. 26.11.08: Vorsägearbeiten im Großen Moor (Rentner-Band),
Sa.29.11.08: Begutachtung eines Quell- u. Stauteiches zusammen mit dem Eigentümer, Herrn Poppe, in Dohren,
Di.02.12.08: Begutachtung des Flachbärlappwuchsortes in den Lohbergen mit Herrn Hanstein zwecks möglicher oder ggf. nötiger Pflegemaßnahmen,


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Nicht nur Arbeit – auch Spiel ist möglich!

o.04.12.08: Teilnahme am Wümmetreffen in Rotenburg mit Verbands- und Behördenvertretern,
Sa.06.12.08: Arbeitseinsatz auf der Drögen Heide der Gruppe Handeloh zusammen mit Vertretern der Astronomischen Arbeitsgruppe Hamburg,
Mi.10.12.08: Vorsägen im Großen Moor mit der Rentner-Band,
Do.11.12.08: Demonstration von Elektrofischzügen im Todtgraben mit Herrn Gerken aus Lauenbrück,
Sa.13.12.08: Großer Arbeitseinsatz im NSG Großes Moor,
Mo.15.12.08: Begehung mit Armin Hirt im Everstorfer Moor und im NSG Obere Wümme, Teil Tostedt-Land/Dreihausen, dort zusammen mit Herrn Rose (Eigentümer): Mögliche Anlage von Stillgewässern,
Fr.19.12.08: Zaunreparaturen am Dössel,
Mi.07.01.09: Vorsägen im Todtschlatt (I) (Rentner-Band),
Do.08.01.09: Mit NDR III auf Kranichtour im Raum Heidenau-Tiste,
Sa.10.01.09: Arbeitseinsatz der Handeloher Gruppe auf der Drögen Heide,
Fr.16.01.09: Vorsägen im Todtschlatt (II),
Sa.17.01.09: Arbeitseinsatz im Todtschlatt,
Mo.19.01.09: Besichtigung versch. Problemflächen im Raum Heidenau,

Mi.21.01.09: Begehung des Eichenkrattwaldes mit Ehepaar Bauer als Moosexperten,
Do.22.01.09: Begehung des Timmerloher Weges mit Herrn Lürzing (Verwaltung Handeloh) zwecks Abstimmung von Schnittmaßnahmen an den wegbegleitenden Gehölzen durch den AKN,
Mi.28.01.09: Vorarbeiten zum Arbeitseinsatz auf der Langen Wiese im Großen Moor (Rentner-Band),
Sa.31.01.09: 1. Handeloher Gruppe am Oberen Wörmer Weg,
2. Weller Arbeitsgruppe im Ottermoor,
3. Heidenauer Arbeitsgruppe im Großen Moor (Lange Wiese),
Mo.02.02.09: Begehung der Trelder Moorkoppel mit Herrn Konrad (Forstbetrieb) zwecks Abstimmung,
Do.05.02.09: Auslichtungsarbeiten im Bereich des Zypressenbärlapp-Wuchsortes in den Lohbergen (Rentner-Band),
Mi. 11.02 09: Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Gem. Tostedt,
Do.12.02.09: Vorsägen Trelder Moorkoppel (I) (Rentner-Band),
Sa.14.02.09: Arbeitsgruppe Handeloh: Pflege der wegbegleitenden Gehölze am Timmerloher Weg,
Sa. 14.02.09: Teilnahme an einem Empfang der Firma Pankop,
Mi.18.02.09: Vorsägen Trelder Moorkoppel (II) (Rentner-Band),
Sa.21.02.09: Arbeitseinsatz Trelder Moorkoppel,
Do. 26.02.09: Teilnahme an der Besprechung der Umweltverbände mit der Verwaltung des LKr Harburg
Do.26.02.09: Jungkiefernbeseitigung am Schmokbach-Teich (Rentner-Band),
Sa.28.02.09: Arbeitsgruppe Handeloh: Traubenkirschenbeseitigung am Oberen Wörmer Weg (Kirschenreißer),
Mi.04.03.09: Aufbau der Krötenzäune am Knick u. am Otterberg/Riepshof,
Do.05.03.09: Obstbaumschnitt I (Kauers Wittmoor),
Mi.11.03.09: Obstbaumschnitt II (Kauers Wittmoor),
Fr.13.03.09: Obstbaumschnitt III (Quellner Straße),
Fr. 20.03.09: Mitgliederversammlung des AKN im Gasthaus Estetal,
Mi.18.03.09: Begehung zum Obstbaumschnitt am Füssel (Heidenau),
Do.26.03.09: Ortstermin mit Frau Bolz und dem Eigentümer Gosselk, sowie mit Herrn Hamann, bei den gefällten Bäumen an der Weller Straße. Thema: Neupflanzung von Eichen,
Do.02.04.09: Vorbereitungsgespräch des AKN zum Projekt „Griesen Bült" in der Wümmeniederung (Erörterung eines Konzepts vor dem Hintergrund der Projektpläne Peter Seides vom NLWKN,
Do.02.04.09: Teilnahme am Elektrofischen mit Herrn Gerken, Herrn Gumz, Herrn Hirt und Ludwig Tent am Todtgraben, Herrichtung der Uferschwalbenwand mit der Firma Pankop am Handeloher Friedhof,
Mo.20.04.09: Reparatur der Schäden nach dem Einbruch in die Fischerhütte an den Dittmer-Teichen.
Do.30.04.09: Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Gem. Tostedt.

[Inhalt]

 

Lösungen der Kinderseite

Raten: Die Knäkente.

Kennen: 1: Rotmilan, 2: Baumläufer, 3: Waldohreule, 4: Grauschnäpper, 5: Grünspecht, 6: Wiedehopf, 7: Eichenbock, 8: Hirschkäfer, 9: Hornisse, 10: Baummarder

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