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Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,

Nun ist er endgültig vorbei, der lange Winter. - Selten war die Natur so spät dran wie in diesem Jahr. Die Frühblüher, wie Buschwindröschen und Scharbockskraut, die sonst schon im März blühen, öffneten in diesem Jahr erst im April ihre Blüten. Die Bauern konnten nicht wie üblich im März die Felder bestellen und sogar Anfang Mai waren einige Felder noch so nass, dass keine Einsaat erfolgen konnte.
Die lang anhaltende Nässe hat für die Natur aber auch Vorteile. So profitieren insbesondere die auf Nässe angewiesenen Biotope davon: die Moore, Nasswiesen, Tümpel, Sümpfe und Sumpfwälder haben zur Zeit einen optimalen Wasserstand und die standort-typischen Pflanzen sind in ihrem Element. Und die Natur holt sich teilweise sogar Lebensräume vom Menschen zurück. Dies betrifft besonders solche Flächen, die unsere Vorfahren wohlweislich nicht bewirtschaftet hatten, die aber inzwischen aufgrund massiver Eingriffe in den Wasserhaushalt genutzt wurden, und die nun wegen des hohen Wasserstandes wieder aus der Nutzung herausfallen.
Gleiches gilt für Auenbereiche, die im natürlichen Zyklus von Jahreszeiten und Wetter immer wieder mal überschwemmt werden. Auch hier hatten Menschen, die Natur ignorierend, die Überschwemmungsräume bewirtschaftet oder sogar bebaut. So schrecklich die Überflutungen für die Betroffenen auch sind, so absehbar ist es, dass die Sünden der Menschen an der Natur sich langfristig rächen. Fehlende Überflutungsräume in den Auen können nicht durch mehr und höhere Deiche ersetzt werden; im Gegenteil, die Eingriffe des Menschen in die natürlichen Wasserverhältnisse - fehlende Versickerungsmöglichkeiten durch Flächenversiegelung, Gewässerbegradigungen, Einzwängen der Bäche und Flüsse durch Dämme und Deiche usw. - bringen kurzfristig nur scheinbar eine Lösung des Problems, führen langfristig jedoch zu immer stärkeren Hochwassern.

Auch in unserer Samtgemeinde werden, trotz verstärkten Schutzes der Fließgewässer, immer noch Sünden an den Bächen begangen, sei es aus Unkenntnis oder wider besseren Wissens; und das nicht nur durch die Landwirtschaft, sondern in verstärktem Maße auch im Siedlungsbereich durch die Anlieger!
Der AKN bemüht sich, die Lebensräume unserer Heimat natürlich oder zumindest naturnah zu erhalten, zu sichern und, wenn nötig, zu verbessern.
Dieses Heft gibt Auskunft über die vielen Aktivitäten und Projekte, die im letzten Winterhalbjahr angegangen bzw. fortgesetzt wurden.
Interessanterweise fügen sich die zum Vogel des Jahres 2006 (Kleiber) und zur Blume des Jahres 2006 (Wiesen-Schaumkraut) ernannten Objekte lückenlos in die Arbeitsschwerpunkte des AKN ein; hierüber wird ebenfalls berichtet.
Auch für dieses Mitteilungsblatt konnten wir erfreulicherweise wieder neue Autoren gewinnen, die nicht zum Vorstand des AKN gehören und somit zur Vielfalt beitragen. - Lassen Sie sich überraschen.

Viel Spaß beim Lesen,
Ihr
U.Quante

 

 

 

 

 

 

 

 

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AKN-Splitter
Wichtiges - kurz berichtet

Krötenzaun Knick
Dank für viele unbürokratische Hilfen
Unser Dank geht an alle, die unsere Planung dieses Krötenzaunes am Knick bis zu seiner Verwirklichung in jeder Phase voll unterstützt und gefördert haben: allen voran danken wir ganz herzlich Herrn Detlef Gumz von der Abteilung Naturschutz des Landkreises Harburg für seinen umfassenden unbürokratischen Einsatz für unsere Sache, insbesondere auch für die Inaussichtstellung einer Materialkostenerstattung. Unser Dank gilt auch Herrn Herbert Busch, Bürgermeister der Gemeinde Otter, der das Grundstück gehört, Frau Bolz, Frau Rower aus der Verwaltung der SG Tostedt und Herrn Hoppe, Leiter des Bauhofes in Tostedt und nicht zuletzt Herrn Wobke vom Winsener Straßenbauamt für sein Plazet gleich dort vor Ort an der Straße, zwei Tage vor dem angesetzten Tag der Aufstellung !
Ein ganz herzliches Dankeschön auch an die Firma Pankop, besonders an Herrn Ratjen, für die Bereitschaft – trotz Zeitknappheit – sogar an einem frühen Samstagmorgen die wichtigen Vorarbeiten mit dem Bagger zu besorgen und dies wie immer: mit viel Geduld, Engagement und Sorgfalt !
Ein ausführlicher Bericht über den Krötenzaun befindet sich in diesem Heft.


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Vorarbeiten für den Krötenzaun an der L141

Exkursionen im Jahre 2006
Auch in diesem Jahr führt der AKN wieder zwei Exkursionen durch. Die erste Exkursion findet statt am:
Sonntag, 2.Juli 06 und geht ins Springmoor/ Rauhes Moor nördlich von Heidenau. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr vor der Volksbank in Heidenau.
Die zweite Exkursion ist angesetzt für:
Sonntag, 3.September 06 und wird uns in die Wümmeniederung, zu den Beekwiesen, ins Große Torfmoor und auf die mit Highlands bewirtschafteten Flächen führen. Man trifft sich um 9.30 Uhr in Otter an der Schule.
Einzelheiten sind bei Herrn Kempe zu erfragen.

 

Natur-Objekte des Jahres 2006
Von verschiedenen Organisationen wurden auch in diesem Jahr wieder die Naturobjekte des Jahres benannt.
Die gewählten Objekte sollen auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhalten. Sie sind in der Regel beispielhaft für die entsprechende Kategorie bzw. stellvertretend für einen Bereich der Natur, der es verdient, beachtet zu werden, oder der durch menschliche Eingriffe gefährdet ist.
Die bekanntesten Naturobjekte sind der „Vogel des Jahres" und die „Blume des Jahres", über die dann auch in diesem Heft weiter hinten ausführlich berichtet wird.
Von der Vielzahl der Naturobjekte des Jahres wurde hier eine Auswahl getroffen, die sich auf bekannte Lebensformen beschränkt. Diese sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.

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Blume 2006:
Das Wiesen-Schaumkraut

[Inhalt]

 

Eine Sache des Grundbesitzes
Zum Kauf der zum Hingste-Fläche in Heidenau

Um die Ziele unseres Vereines zu verwirklichen, ist es regelmäßig erforderlich, an Grund und Boden Veränderungen herbeizuführen bzw. auch wertvolle Flächen dauerhaft zu sichern. Das hat zwingend zur Folge, dass das Einverständnis der Grundeigentümer einzuholen ist, denn ohne deren Kooperation ist eine Verbesserung der Natur nicht erreichbar.

Wir sind damit immer auf die Grundeigentümer angewiesen und dies sind insbesondere:

1. Landwirte
2. Erben der Landwirte
3. Gemeinden,
3.1 mit großem Wegegrundbesitz und Einzelflächen
3.2 als Eigentümer von z.B. Ausgleichsflächen von der Ausweisung neuer Baugebiete

Nur im gegenseitigen Miteinander ist eine Verbesserung der Natur möglich und insofern müssen wir als Naturschützer die obigen Gruppen mit in unseren Bann ziehen.
Letztmalig ist uns dies in Heidenau gelungen. Dort besitzt die Familie zum Hingste eine Fläche im Naturschutzgebiet Everstorfer Moor. Als Schlüsselfläche in Bezug auf die Entwässerung, hat sie besondere Bedeutung. Nur ein Erwerb der Fläche wird es ermöglichen, einen Entwässerungsgraben, der quer durch das Moor verläuft, zu schließen. Zunächst fiel dem Eigentümer der Verkauf der Fläche schwer: Familie zum Hingste lebt nicht weit entfernt davon und genießt die dortige Ruhe - und das Rufen der Kraniche.

Wesentlich für die Gespräche mit Grundbesitzern über den möglichen Verkauf ist unser Gespür für die Bedeutung des Grundbesitzes für die Eigentümer. Solange noch landwirtschaftliche „Gedankenstrukturen" beim Verkäufer vorherrschen, hat das Wort Verkauf eine Funktion, die ähnlich ist, wie die eines roten Tuches beim Stier. Landwirte verkaufen kein Land, denn dies bedeutet Verkleinerung der Lebensgrundlage, die Basis für das Familienwohl ist. Nur wenn dies erkannt wird und wir in der Lage bleiben, den Grundeigentümern zu vermitteln, dass wir diese Grundhaltung zu schätzen wissen und auch ähnlich denken, denn auch für uns ist das Land ein wertvolles Gut ähnlich wie für den Landwirt, kann es zur Verständigung kommen. Auch bei dem für denNaturschutz so bedeutsamen Grundstück der Familie zum Hingste hat das gegenseitige Verständnis letztendlich zum Kauf des Grundstücks geführt.

Kurzer Rückblick auf die Notwendigkeit des Kaufes
Auf dem Grundstück der Familie zum Hingste endet ein Entwässerungsgraben, der vom Kalber Bachverband zu unterhalten ist. Der Grabenverlauf (siehe Karte) durchschneidet das Everstorfer Moor an seinen zentralen Flächen und ist vergleichbar mit einer aufgeschnittenen Pulsader, aus der das Wasser des Moores pulsiert. Hermann Aldag und Reinhard Kempe vom AKN sind bereits seit über 10 Jahren bemüht, diese gefährliche Wunde zu schließen. Heinrich Busch und Eckhard Miersch haben mit sehr viel persönlichem Einsatz beispielsweise nachgewiesen, dass durch Änderung der Wasserstände im Moor die Grundwasserstände in den benachbarten Grünlandflächen (flussabwärts) mit ziemlicher Sicherheit nicht beeinträchtigt werden. Hierzu wurden Pegelmessstellen (kleine Brunnen) eingerichtet und über mehrere Jahre regelmäßig der Wasserstand abgelesen. All diese Bemühungen drohten jedoch mit der Feststellung des Kalber Bachverbandes wie eine Seifenblase zu zerplatzen, dass nur ein Grundstückserwerb des letzten Anliegers eine Schließung des Grabens möglich macht. Auch jetzt noch versucht der Verband dem Naturschutz das Leben schwer zu machen.

Schon während der Erwerbsphase der zum Hingste-Fläche hat der Unterhaltungsverband in Auseinandersetzung mit der Abteilung Naturschutz beim Landkreis Harburg eine neue Hürde aufgebaut: Der Landkreis soll in einer rechtsverbindlichen Vereinbarung mit dem Unterhaltungsverband die möglichen Instand-setzungsarbeiten an dem neu zu schaffenden Fanggraben am Westrand außerhalb des Moores übernehmen. Und zwar für Schäden, die nachweislich mit der Wiedervernässung zusammenhängen. Wer will das im Einzelfall entscheiden, etwa bei Wolkenbrüchen, Frostschäden u.a. ? Rechtlich ist das Ganze – vorsichtig ausgedrückt – ohnehin eine fragwürdige und spitzfindige, nach Rechtsauskunft sogar unzulässige Angelegenheit, unter dem Aspekt bürokratischer Entscheidungsfindung schlicht nicht mehr nachvollziehbar.

Der nächste Schritt, der das Moor voranbringen wird, ist die von der Naturschutzbehörde zu verordnende Unterlassung der Räumung des Grabens.
Daher sind wir sicher, dass mit der Zustimmung der Familie zum Hingste zum Verkauf der Fläche die Geschichte des Everstorfer Moores nunmehr eine glückliche Wendung nehmen wird. Dabei haben tatkräftig mitgewirkt:

- Familie zum Hingste (mit viel Verständnis für Naturschutzbelange)
- viele Heidenauer Bürger, die Geld gespendet haben, um den Kauf zu ermöglichen
- die Gemeinde Heidenau, die aus ihrer Gemeindekasse ebenfalls eine erhebliche Spende freigemacht hat
- der Modellflug-Verein Condor mit einer großzügigen Spende
- der LK Harburg, der das restliche Geld aufbringen konnte, um die Fläche zu kaufen

Durch den Kauf dieser etwa 23.000 m2 großen Fläche wird die Wunde im Moor sicherlich demnächst geschlossen. Vor der Jahrtausende währenden Entwicklungsgeschichte dieses Moores wird kleinmütiges Bedenkenträgertum letztlich verwehen.
Vielleicht führt uns ja eine Exkursion im Jahre 2007 ins Everstorfer Moor, damit wir den Erfolg sehen und in der Sprache des Obstbauern „die Früchte unserer Arbeit" ernten können.

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Dieser Graben durchschneidet den gesamten Moorkörper von Ost nach West

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2001: Hermann Aldag und Heinrich Busch beim Messen an einem Rammpegel

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Das Wollgras fruchtet - und braucht Wasser

[Inhalt]

 

Was fliegt und singt denn da?
Vogeldaten für ein großes Ziel

Fast unversehens und unbemerkt und daher für viele Vogelfreunde mehr oder weniger überraschend haben systematische Vogelbeobachtungen, Vogelzählungen (wieder) einen sehr hohen Stellenwert erlangt. Und das nicht nur bei den Ornithologen selbst, die ja nur zu oft milde belächelt wurden und werden wegen ihrer Leidenschaft für die scientia amabilis, die liebenswerte Wissenschaft.

Das neu geweckte Interesse geht weit über die normalen Ziele der Vogelfreunde hinaus. Es hat seine Gründe in einer viel umfassenderen Aufmerksamkeitsebene und stellt damit auch viel umfassendere Anforderungen an die Ornithologie als Wissenschaft und an ihre berufs- und hobbymäßigen Mitarbeiter und Mitstreiter: Das Vogelmonitoring ist Teil einer bundesdeutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Darüber etwas weiter unter gleich mehr.
Standen bisher im Zentrum des Interesses überwiegend seltene und gefährdete Vogelarten, ob nun als Brutvögel in Deutschland oder als Durchzügler oder Irrgäste, so gilt das jetzt geforderte Interesse allen Vogelarten bei uns, auch den häufigen (wie z.B. Zaunkönig, Kleiber, Kohlmeise und Mönchsgrasmücke). Es gilt auch und in besonderem Maße den mittelhäufigen Arten, zu denen z.B. Misteldrossel, Wacholderdrossel, Pirol, Neuntöter, auch Turmfalke und Mäusebussard, sowie alle Eulen gehören. Gerade bei mittelhäufigen Arten fallen Bestandsschwankungen, Ausbreitungs- oder Rückgangstendenzen bei kontinuierlicher Erfassung nach wissenschaftlichen Standards am ehesten auf.
Die Übergänge zu den seltenen Arten bzw. zu den häufigen Arten sind dabei fließend und regional durchaus unterschiedlich.
Nur drei Beispiele: Feldlerche, Distelfink und Kernbeißer gelten deutschlandweit als häufige Arten. Sind Kernbeißer und Distelfink bei uns hier in der Samtgemeinde wirklich häufig ?
Hat die Feldlerche nicht weite Agrarräume bei uns verlassen ?

Die Zuordnung zu den Kategorien „häufig" und „mittelhäufig" fällt – mindestens regional – oft schwer genug, ganz zu schweigen von gesicherten Aussagen darüber, ob Rückgangs- bzw. Zunahmetendenzen oder eine relative Konstanz des örtlichen bzw. deutschlandweiten Bestands einer Art zu beobachten sind. Und dann die Kernfrage: Gibt es eigentlich wissenschaftlich begründete Zielzahlen für die Größe der Vogelbestände der einzelnen Arten in den verschiedenen Landschaftsräumen ?
Mit diesem Fragenkomplex sind wir ins Zentrum der Zielsetzungen vorgedrungen, die sich die beiden Vogelmonitoring-Programme gesetzt haben, die seit zwei Jahren deutschlandweit und damit auch in Niedersachsen angelaufen sind. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter sind daran beteiligt, denn es gilt, eine flächendeckende Bearbeitung zu erreichen. Auch der AKN beteiligt sich mit 8 Mitgliedern an dieser Arbeit. Wir haben in unseren Mitteilungsheften Nr. 20 und 21 darüber berichtet, und der Verfasser verweist – soweit es die Arbeitsweise der beiden Monitoring-Projekte und ihre Methoden betrifft – auf das dort Gesagte.

Hier soll im Zusammenhang mit dem Vogelmonitoring über die oben bereits erwähnte Nachhaltigkeitsstrategie berichtet werden. Die Entwicklung der Bestände bestimmter Tierarten (hier: Vogelbestände) ist dabei eines von 21 Nachhaltigkeitskriterien dieser von der Bundesregierung festgelegten Nachhaltigkeitstrategie. Mit ihr möchte die Bundesregierung die Umwelt auch für kommende Generationen in ihrer Vielfalt erhalten.

Wir sollten in diesem Zusammenhang durchaus bewusst positiv zur Kenntnis nehmen, dass solche wichtigen Ziele auf der obersten Ebene unseres Landes formuliert und fixiert worden sind. Wir sollten dabei aber auch die dazu nötigen Anstrengungen der Politik auf allen Ebenen wachsam und kritisch beobachten und immer wieder einfordern !

Zu den 21 Indikatoren, die als Gradmesser für eine nachhaltige Entwicklung in unserem Lande festgelegt wurden, gehören neben der Entwicklung der Bestände ausgewählter Tierarten

ü die Energie- und Rohstoffproduktivität
ü
die Emmissionen der sechs Treibhausgase des Kyoto-Protokolls
ü
der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch
ü
die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche (also der „Landverbrauch")
ü
der Finanzierungssaldo des Staatssektors
ü
die Investitionsquote
ü
die Transportintensität und der Anteil der Bahn an der Güterverkehrsleistung
ü
der Anteil des ökologischen Landbaus
ü
die Schadstoffbelastung der Luft
ü
die Zufriedenheit mit der Gesundheit
ü
die ganztägigen Betreuungsangebote
ü
die Quote der Erwerbstätigen
ü
das Verhältnis des Bruttojahresverdienstes von Frauen und Männern
ü
die Zahl der Einbruchsdiebstähle in Wohnungen
ü
die privaten öffentlichen Ausgaben für Forschung und Bildung
ü
die Ausbildungsabschlüsse der 25-Jährigen und die Zahl der Studienanfänger
ü
das Bruttoinlandsprodukt
ü
die Zahl der ausländischen Schulabgänger ohne Schulabschluss
ü
die Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit
ü
die Einfuhren der EU aus Entwicklungsländern

Aus dem breiten Spektrum der festgelegten Kriterien wird sofort erkennbar, dass alle wesentlichen Seiten menschlichen Handelns vom Prinzip der Nachhaltigkeit geprägt sein sollten.
Zitat: Nachhaltig ist eine Entwicklung dann, wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.

Ob wir nun den seit Jahrzehnten exorbitanten Landschaftsverbrauch in unserem Land betrachten oder die Zunahme des Güterverkehrs auf der Straße, die Renten- und Gesundheitsabsicherungssysteme, die Belastungen von Boden, Wasser und Luft oder eines der anderen Handlungsfelder (sprich: Indikatorenfelder), jedem wird deutlich, dass in diesen Bereichen das Handeln der jeweils gegenwärtigen Generation in besonders schwerwiegender Weise zu Zukunftsbelastungen für kommende Generationen führen kann (und ja auf vielen Feldern bereits massiv geführt hat !).
Die „Erfindung" der Nachhaltigkeit hat zumindest in der Forstwirtschaft unseres Landes schon eine lange Geschichte. Aus der mittelalterlichen Übernutzung der Wälder und ihren Folgen hatte man die Erkenntnis gezogen, nur so viel an Holz dem Wald zu entnehmen wie auch wieder nachwächst. Das uns von vielen Nutzungsfeldern des Menschen bekannte Wort vom "Raubbau" beschreibt treffend den in die Zerstörung führenden gegenteiligen Weg zum nachhaltigen Handeln.
Nicht bei allen genannten Indikatorenfeldern handelt es sich allerdings um die sog. endlichen Resourcen wie freie Landschaft, Waldfläche, Artenvielfalt, Erdöl.
Andere Indikatoren betreffen Belastungen der Gesellschaft, des Menschen, durch Schadstoffe, Lärm, Zersiedlung, Gewalt und Kriminalität.
Wieder andere Indikatoren sagen nur etwas aus über das zukunftgerichtete Engagement von Staat und Gesellschaft hinsichtlich Bildung, Ausbildung, Entwicklungshilfe, Friedensförderung.
Alle diese Handlungsfelder und damit auch Politikbereiche sollen nach den Beschlüssen von Rio im Jahre 1992 (Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung) dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung folgen.
Es ist also nur sinnvoll, diese Handlungsbereiche in Zukunft nicht nur „im Auge zu behalten", sondern konzentriert zu kontrollieren, sie mit gesicherten Daten zu dokumentieren, um negative wie positive Trends rechtzeitig zu erkennen. Nur dann kann der Mensch – auch wieder rechtzeitig – korrigierend bzw. verstärkend eingreifen. Schon jetzt zahlen wir in fast allen Lebensbereichen mächtig drauf für die Altlasten vergangener Jahrzehnte. Und es ist nicht nur eine finanzielle Frage wie wir damit fertig werden, es ist eine sehr viel komplexere: die der Lebensqualität.

So sehen wir uns als Naturschützer und Vogelfreunde mit unserer Arbeit plötzlich dort angekommen, wohin wir schon immer die Ergebnisse unserer Beobachtungen und Bemühungen gerichtet haben: bei den Politikern, bei der aktuellen Politik, auf allen Ebenen.

Peter Südbeck schreibt dazu im Falke-Kalender 2006:
„Der heutige Indikator ‘Entwicklung der Bestände ausgewählter Tierarten’ ist das Ergebnis eines intensiven Arbeitsprozesses, um aus den vorhandenen Daten des deutschen Vogelmonitorings einen griffigen, aussagekräftigen und leicht verständlichen Indikator entstehen zu lassen. Damit ist es auch gelungen, ein neues Nachfragefeld für Daten aus dem Vogelmonitoring zu erschließen. Insofern lässt sich treffend sagen, dass das Vogelmonitoring in der großen Politik angekommen ist."

Vögel sind aufgrund ihrer Verbreitung, ihrer Lebensäußerungen, ihres Beliebtheits- und Bekanntheitsgrades, ihrer breiten Streuung in den Nahrungsnetzen unserer Ökosysteme, ihrer Reaktionen auf Umweltveränderungen, und auch aufgrund der großen Zahl kompetenter, erfahrener Beobachter in der gesamten Landesfläche, hervorragend geeignet als Indikator-Tiergruppe. Die Auswertung der von uns, den aktiven Beobachtern (Kartierern), gesammelten und an die Hauptvogelwarten der Bundesländer gemeldeten Daten ist keine ganz einfache Sache. Auf sie soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.
Die kompetenten fachwissenschaftlich arbeitenden Ornithologen in der Naturschutzbehörde des Landes werden die Datenfülle zeitnah zur Erhebung mit verschiedenen Zielen und für die verschiedensten Adressaten aufbereiten, z.B.

· für die oben genannte Nachhaltigskeitsstrategie. Hier sind möglichst einfache aussagekräftige Zahlen nötig, repräsentativ für auffällige Trends. Und die können geliefert werden,
·
für das „Adebar-Projekt", d.h. für den für 2010 angekündigten Brutvogelatlas Deutschland, der dann eine wichtige gestaltgewordene Momentaufnahme/Zwischenbilanz darstellt, eine jederzeit an jedem Ort zur Verfügung stehende Arbeitsgrundlage,
·
für eine weitere fundierte wissenschaftliche und naturschutzrelevante Orientierung und für angemessene Reaktionen von Forschung und Praxis auf allen Ebenen, lokal, regional, national und auch international. Denn kaum eine Organismengruppe erfordert so sehr eine internationale Zusammenarbeit wie die Vögel mit ihrer hohen Mobilität.

Die aktuelle (fast weltweite) Beunruhigung über die Ausbreitung der Vogelgrippe (besser wohl Geflügelpest genannt) führt uns nur zu deutlich dieses „Weltbürgertum" der Vögel vor Augen, das mit dem unseren – wohl auch für den letzten Zweifler jetzt erkennbar – nur zu eng verwoben ist. Der Mensch ist und bleibt Teil des Ganzen. Er sollte diese Abhängigkeit nicht als zu eliminierende Herausforderung, sondern als Chance begreifen, „seinen Umgang mit den Gesetzmäßigkeiten des Raumschiffs Erde" zu harmonisieren. Die 21 Pfade zur Nachhaltigkeit drängen sich geradezu auf.

Im Heft 2/2006, zum Ende des Jahres, werden wir über unsere Erfahrungen nach zwei Kartierungsjahren und über mögliche Ergebnisse an dieser Stelle berichten.

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Die Feldlerche hat weite Agrarräume bei uns verlassen

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Laubmischwald mit Totholzanteil erfordert nachhaltige Bewirtschaftung

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Rebhuhnpaar, sandbadend - es braucht eine abwechslungsreiche Feldmark

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Grauammer - verschwunden aus unserer Feldmark - hier vor dem Anflug ans Bodennest

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Die Stimme der Laub- und Mischwälder
Der Kleiber – Vogel des Jahres 2006

Er bleibt das ganze Jahr über bei uns in Deutschland- man sieht ihn aber dennoch recht selten. Bisweilen kommt er im Winter ans Futterhaus oder an einen Meisenknödel. Im Frühjahr ist er häufig zu hören, aber nur schwer zu entdecken. Die Rede ist von einem wahren Akrobaten, dem einzigen heimischen Vogel, der in der Lage ist, einen Baumstamm nicht nur herauf, sondern auch herab zu klettern, - die Rede ist vom Kleiber (Sitta europaea)!
Der Naturschutzbund Deutschlands (NABU), hat den kleinen, in Deutschland weit verbreiteten Singvogel zum „Vogel des Jahres 2006" gekürt.
Der Kleiber, ein ausgesprochen hübscher Vogel, ist gut kohlmeisengroß, mit meist kauernder Körperhaltung, und langem, etwas aufwärts gebogenem spitzen Schnabel und kurzem Schwanz. Oberseits ist er blaugrau mit einem schwarzen Augenstreif vom Schnabel bis zu den Halsseiten. Kinn, Kehle und Wangen sind weißlich, der Rest der Unterseite ockergelblich bis hell rostfarben. Die Männchen zeigen an den Flanken und den Unterschwanzdecken eine kräftige kastanienbraune Färbung.
Die Verbreitung des Kleibers erstreckt sich von Spanien im Westen bis nach Ostrussland im Osten, von Italien/Griechenland/Türkei im Süden bis Südschweden/Südnorwegen/Sibirien im Norden. In diesem riesigen Gebiet lassen sich drei Unterarten unterscheiden, wobei die mitteleuropäische Rasse (Sitta europaea caesia) von Westeuropa bis nach Polen vorkommt.

Man kann sich schon erschrecken, wenn man auf einem Waldspaziergang plötzlich recht nah ein lautes Pfeifen vernimmt. Unwillkürlich bleibt man stehen auf der Suche nach dem Urheber. Die Richtung und die Entfernung sind nur schwer auszumachen und trotz wiederholter Rufe ist der Verursacher nicht zu entdecken. Wenn man Glück hat, wechselt der Sänger seinen Standort und verrät sich dadurch. Meist sitzt er schwer erkennbar am Stamm eines großen Laubbaums oder drückt sich auf einen dicken Seitenast. Endgültig kann der kleine Vogel als Urheber der lauten Pfeiftöne identifiziert werden, wenn er nach einigen ruckartigen Kletterbewegungen am neuen Platz wieder zu rufen beginnt.
Im Frühjahr prägt der Kleiber zusammen mit einigen anderen Vogelarten das Konzert in unseren Wäldern, im ausgehenden Winter ist er die alleinige Stimme des Waldes. Die Männchen beginnen bereits von November an, sich mit ihrem lauten, weithin hörbaren Pfeifen bemerkbar zu machen. Sie singen, von der Witterung und nicht der Temperatur abhängig, zunächst nur kurz nach der Morgendämmerung. Die Gesangsfrequenz verstärkt sich, auch bei großer Kälte, von Ende Dezember bis zum Frühjahr hin und erreicht ihr Maximum während des Nestbaus, d.h. im März/April. Der Reviergesang besteht aus (vom Beobachter leicht imitierbaren) Pfeifstrophen (z.B. „wi wi wi…"). Charakteristisch ist ebenfalls ein „Abwärtspfeifen", eine Reihe von meist nur wenigen Pfeiflauten, von denen jeder in der Tonhöhe gleichmäßig sinkt. Unter Reviernachbarn kommt es häufig zu regelrechten Gesangs- bzw. Pfeifduellen, wobei die Pfeifstrophen in der Tonhöhe ansteigen („Aufwärtspfeifen"). Neben den Pfeifstrophen gibt
es eine Trillerstrophe, die bei der Balz (Balztriller) bei starker Erregung in Gegenwart des Weibchens geäußert wird und sich auf die eigentliche Fortpflanzungszeit beschränkt. Bei der Nahrungssuche verrät sich ein Kleiberpaar durch ein gedämpftes „sit", das als Stimmfühlungslaut der Partner dient. Bei Störungen ertönen laute Erregungsrufe („twett").

Er ist ein ausgesprochen lebhafter, flinker Kerl, der energisch und ruckartig, dabei aber sehr geschickt, klettert.
Sein Lebensraum sind Laub- und Mischwälder, in denen das Altholz nicht fehlen darf, insbesondere alte Buchen und Eichen. Dort brütet er in Höhlen, die er mit Lehm bis auf ein kleines Einschlupfloch zumauert (verklebt – Name!). Auch in Gärten und Parks ist er anzutreffen, wenn dort alte Bäume mit entsprechenden Nisthöhlen vorhanden sind.
Die Nahrung ist sehr vielseitig und wechselt je nach Jahreszeit und Angebot. Der Kleiber frisst Spinnen und Insekten aller Art ebenso wie Baum-samen, wobei er härtere Schalen zu öffnen vermag als z.B. die Kohlmeise. Die Jungvögel werden ausschließlich mit Arthropoden (Spinnen und Insekten) gefüttert und zwar größtenteils mit häufigen Raupenarten, vor allem Eichenwickler und Frostspanner (beides Forstschädlinge), in kleinerer Zahl gefolgt von Käfern, Zweiflüglern, Weichwanzen und Blattläusen. Auch im Winterhalbjahr lebt der geschickte Kletterer von versteckten Insekten und Spinnen. Wenn Baumsamen zur Verfügung stehen, spielen diese eine große Rolle. Bucheckern werden bevorzugt, aber auch Haselnüsse der Wildform werden durch kräftiges Hämmern geöffnet (die großen Nüsse kultivierter Sorten kann er nicht öffnen). Eicheln, Ahorn- und Eschensamen stellen zum Ausgang des Winters ebenso eine wichtige Nahrung dar, wie die Nüsschen der Hainbuche, die dann so weit gequollen sind, dass sie geöffnet werden können. Im Winter nimmt er außerdem die verschiedensten vom Menschen angebotenen Samen (besonders gerne von Sonnenblumen, die schon im Herbst aus den Fruchtständen geholt werden).
Der Kleiber steht als Vogel des Jahres stellvertretend für einen typischen mitteleuropäischen Lebensraum, der unverzichtbar ist für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren: für den Laubwald, insbesondere in seiner Ausprägung als Eichen- und Buchenwald.
Artenschutz muss immer auch bzw. kann immer nur Biotopschutz sein. Der Lebensraum des Kleibers, strukturreiche Laub- und Mischwälder mit einer natürlichen Verjüngung, mit einem deutlichen Anteil an Altholz, an Totholz, stellt einen charakteristischen, ursprünglichen Biotop Mitteleuropas dar, den es zu schützen und zu erhalten gilt. Es gibt unzählige Tierarten, die ausschließlich hier vorkommen und zu denen einige typische Vögel und Fledermäuse unserer Wälder gehören, die ebenso wie der Kleiber auf diesen Lebensraum angewiesen sind. Hier sind u.a. zu nennen: die Spechte, die Meisen, die Baumläufer, verschiedenen Greifvögel, die Hohltaube, der Waldlaubsänger, der Trauerschnäpper.
Es bleibt zu hoffen, dass wir (alle Bürger der Bundesrepublik) unsere Verantwortung zur Erhaltung der bedeutenden Lebensräume unserer Heimat ernst nehmen und damit unseren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten (vgl. Beitrag „Vogelmonitoring" in diesem Heft).

Quellen:
Glutz von Blotzheim, Urs N.:
HANDBUCH DER VÖGEL MITTELEUROPAS, Wiebelsheim 2001,
Nabu: www.vogel-des-jahres.de
Svensson u.a.: Der neue Kosmos Vogelführer, Stuttgart 1999

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Der Kleiber kann Baumstämme auch kopfüber herabklettern

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Bereits in der Wintersonne lässt er sein Pfeifen vernehmen

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Der Höhleneingang wird mit Lehm verklebt

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Lebensraum des Kleibers: Laubmischwälder mit alten Bäumen - hier der Düvelshöpen

[Inhalt]

 

Die Obere Wümmeniederung
Ein Naturschutzgebiet im Wandel

Mit einer Größe von ca. 1400 ha ist die „Obere Wümmeniederung" nicht nur eines der größten Naturschutzgebiete im Landkreis Harburg, sonders auch eines der vielfältigsten. Von trockenen Heiden und Magerassen bis zu nassen Erlenbrüchen, Hochmooren und zahlreichen Gewässern reicht das Biotopspektrum – zugleich Lebensraum zahlreicher bedrohter Tierarten wie z.B. Kranich, Schwarzstorch oder Fischotter. Eine überwältigende Vielfalt in einer zudem besonders reizvollen, vielfach parkähnlichen Niederungslandschaft.

Nicht erst seit seiner Unterschutzstellung im Jahr 1986 befindet sich dieses Gebiet im Focus des Naturschutzes. Der AKN hat mit seinen Untersuchungsergebnissen und Kartierungen die Naturschutzbehörden immer wieder auf den besonderen Wert hingewiesen und frühzeitig damit begonnen, eigenständig Pflegemaßnahmen durchzuführen.
Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet durch die damalige Bezirksregierung Lüneburg widmeten sich fortan ehrenamtlicher und behördlicher Naturschutz gemeinsam der oberen Wümmeniederung. Es entwickelte sich eine erfolgreiche Symbiose aus engagierten, exzellenten Gebietskennern des AKN vor Ort und begeisterungsfähigen Mitarbeitern in den Naturschutzbehörden.
Während über viele Jahre meist kleinere, eher unauffällige und isolierte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen dazu dienten den Status quo des Gebietes zu sichern, bemerken aufmerksame Beobachter seit 2-3 Jahren zunehmend Veränderungen , die eine immer rascher fortschreitende Wandlung des Gebietes einläuten.
Dies alles geschieht nicht zufällig, beiläufig oder gar unkoordiniert. Vielmehr handelt es sich um Bausteine eines einzigen großen Naturschutzprojektes.

Angesteckt vom Einsatz und Enthusiasmus des AKN gelang es den Naturschutzbehörden, von der interessierten Öffentlichkeit eher unbemerkt, einen Weg für zukünftige Entwicklung des Gebietes durch den dichten Dschungel der Gesetze und Verwaltungsvorschriften zu bahnen.
Mit bemerkenswerter Geduld von Seiten des AKN erwartet und mit langem Atem an den Schreibtischen in Winsen (Luhe) und Lüneburg vorbereitet, nimmt das angestrebte Ziel nunmehr Gestalt an:

So schön und vielfältig die Niederung des Wümmeoberlaufes auf den ersten Blick auch ist, der Menschen hat dieses Gebiet tiefgreifend verändert. Die Moore wurden entwässert, Fließgewässer vertieft und begradigt. Ehemals artenreiche Wiesen und Weiden wurden planiert und zu aufgedüngten, hochproduktiven Grasäckern umgewandelt.
Während die Intensivierung einerseits ihren Tribut einforderte, ließ auf der anderen Seite die Nutzungsaufgabe auf den Grenzertragsstandorten wertvolle halbnatürliche Landschaftselemente aus der Niederungslandschaft nahezu vollständig verschwinden.

Das Ziel des Naturschutzes war damit klar:

Wiederherstellung einer extensiv genutzten und artenreichen Kulturlandschaft mit einem hohen Anteil naturnaher Lebensräume.

Das Planungskonzept sieht eine ganze Reihe von räumlich und funktional vernetzten Einzelmaßnahmen vor:

Ø Ausweisung von Gewässerrandstreifen an Wümme, Todtgraben und Jilsbach, sowie Renaturierung und Restrukturierung der ausgebauten Fließgewässer
Ø
Wiedervernässung der Moorflächen
Ø
Wiedereinführung einer extensiven landwirtschaftlichen Grünlandnutzung
Ø
Beseitigung standortfremder Gehölzbestände
Ø
Freistellung der ehemaligen Heideflächen und Magerrasen auf charakteristischen Binnendünen
Ø
Wiederherstellung von Wiesentümpeln und Grabenanstau
Ø
Aufgabe der Fischteichnutzung und naturnahe Umgestaltung der Teiche und Tümpel

Die Umsetzung erfolgt auf verschiedenen Ebenen:

1. Flurbereinigung Otter
Als ein bedeutender Glücksfall für die Umsetzung der Planung stellte sich das Flurbereinigungsverfahren Otter heraus. Mit dem enormen Mitteleinsatz des Landes Niedersachsen von inzwischen ca. 1.2 Mill. € konnten bislang ca. 350 ha Wiesen, Äcker und Wälder erworben werden – die entscheidende Voraussetzung für die Realisierung der meisten Maßnahmen. Zudem wurden die Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe der Flurbereinigung so konzipiert, dass sie den Flächenerwerb des Naturschutzes sinnvoll ergänzen konnten.
Das Ergebnis:

Ø Das „Große Torfmoor" wurde mit Hilfe des AKN im Jahr 2005 wiedervernässt
Ø
Der Todtgraben wird im kommenden Jahr (2007) auf einer Länge von 2,6 km renaturiert. Er erhält sein altes Kiesbett, vielgestaltige Ufer und Mäander zurück
Ø
An der Wümme konnten zahlreiche Gewässerrandstreifen ausgewiesen werden. Die Wümme hat jetzt wieder Platz für eine eigendynamische Entwicklung
Ø
Große zusammenhängende Moor- und Grünlandflächen befinden sich im Eigentum der Naturschutzverwaltung

2. Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen / Informationstafeln
Ohne Unterlass flankieren die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen der Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg und des AKN die o.g. Entwicklungen. So wurden im letzten Winter

Ø mehrere standortfremde Fichtenschonungen abgeholzt
Ø
Heide- und Moorheideflächen entkusselt
Ø
und ein trockener Dünenrücken mit Resten der ursprünglichen Magerrasen- und Heidevegetation in bestimmten Bereichen von bedrängendem Birkenaufwuchs befreit.

Noch in diesem Herbst sollen zahlreiche Wiesentümpel neu angelegt werden und zusammen mit einigen zeitgleich zu renaturierenden alten Fischteichen neuen Lebensraum für Amphibien und andere Tiere im Gebiet bieten.
Um für eine breite Akzeptanz der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu werben und die interessierte Öffentlichkeit umfassend zu informieren, sollen zukünftig Hinweistafeln gezielt über einzelne Maßnahmen unterrichten.

Zusammenfassung und Ausblick
Nach vielen Jahren der kleinen Schritte greifen seit geraumer Zeit die langjährigen Planungen und Vorbereitungen des behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes im Naturschutzgebiet „Obere Wümmeniederung". Zahlreiche räumlich wie auch funktional vernetzte Entwicklungsmaßnahmen beginnen, z.T. großflächig, das gewohnte Erscheinungsbild des Gebietes im Sinne des Naturschutzes zu verändern. Die Prognose für die Entwicklung des Gesamtgebietes ist derzeit günstig.
Gezielte Besucherlenkung und Informationen sollen diese Entwicklung zukünftig erläutern.

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Wiedervernässung des Großen Torfmoores:
Ein vielversprechender Auftakt.

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Die „Moorfroschwiese" profitiert von der Nässe

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Extensive Beweidung durch Highland-Rinder erhält und schafft vielfältige Strukturen

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Sonnige Saumstrukturen zwischen nass, feucht und trocken am Heiderücken

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Ein langes kurzes Winterhalbjahr
Die winterlichen Arbeitseinsätze des AKN

Zu lesen jetzt im Mai, geschrieben im März, noch mitten in der (spät-) winterlichen Arbeitssaison 2005/2006: der Arbeitsbericht dieses Winters. Geschrieben in den Mußestunden zwischen zwei Aktionen am Knick zur Lebensrettung von Kröte, Frosch und Co. und einer Aktion auf unseren Eigentumsflächen am Handeloher Friedhof: so prall voll sah der gesamte Winter für den AKN aus, von Oktober 2005 bis Ende März 2006.
Mit fast 60 unermüdlichen Helferinnen und Helfern in wechselnden Zusammensetzungen und Gruppenstärken zwischen 2 und 4 und maximal 26 Aktiven waren wir unterwegs.
Zwischen Handeloh und Heidenau zwischen Ottermoor und Wistedt gab es 18 Arbeitseinsätze an Samstagen mit zusätzlich 17 Einsätzen unter der Woche (meistens am Mittwoch) mit 2-4 Leuten für die Vorbereitungs- bzw. Nacharbeiten mit Motorsäge und Freischneider, mit Bagger bzw. Trecker. An manchen Samstagen waren sogar zwei, einmal gar drei Gruppen mittlerer Stärke parallel an verschiedenen Orten tätig.

Allein 9 Arbeitseinsätze galten den von uns betreuten Naturschutzgebieten, galten der Fortführung der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in den Moor- und Heideflächen

· des Ottermoores (2x am Samstag/mit 4 zusätzlichen Kleineinsätzen)
·
des Großen Moores bei Wistedt (3x/plus 4)
·
von Kauers Wittmoor (2x/plus 3)
·
in den „Beekwiesen" (1x/plus 1) und auf einem Heiderücken (1x plus 5), beides Kleinflächen im NSG Obere Wümmeniederung

Alle Maßnahmen wurden durchgeführt nach vorheriger Begehung und genauer Absprache mit Herrn Hirt von der Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg.
Außerhalb der genannten Naturschutzgebiete wurden folgende Projekte durchgeführt:

· eine Heckenpflanzung für die Edmund-Siemers-Stiftung auf dem Gelände Neddernhof
·
Pflanzung von Jungeichen auf extensivem Weideland und Aufhängung eines Schleiereulenkastens in einer Scheune
·
Rodungsmaßnahmen zur Zurückdrängung der Späten Traubenkirsche auf der Drögen Heide bei Handeloh
·
Entkusselung einer Pfeifengraswiese am Timmerloher Weg bei Handeloh, und einer Heide-Grasfläche am oberen Wörmer Weg
·
Pflege- und Entwicklungsarbeiten auf unseren Eigentumsflächen am Handeloher Friedhof (Benjes-Hecke und Sandmagerrasen)
·
Heckenschnitt an einer Benjes-Hecke am Füssel bei Heidenau
·
Entkusselung eines wertvollen Kleinmoores am Fuchswinkel, südlich Heidenau
·
Freistellung zweier Tümpel am Westrand des NSG Großes Evestorfer Moor
·
Aufbau eines stationären Krötenzaunes an der K 141 am Knick-Wald

Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Bericht wie dieser – auch wenn er sich jährlich mindestens einmal (im Frühjahrsheft) wiederholt – seinen festen Platz in unserem Mitteilungsblatt haben muss, vielleicht sogar vor allen anderen Beiträgen.
Legt er doch, wenn auch nur mit dürren Worten, Zeugnis ab von der Energie, der Begeisterung, dem Engagement unseres Vereins, seiner vielen Mitglieder; von der Projektvielfalt, unseren Langzeitaufgaben, die ja zugleich auch Verpflichtungen sind – wenn wir uns alle für den Erhalt unserer natürlichen Schätze hier vor Ort einsetzen.

Daher ein ganz großer Dank an alle Aktiven dieses Winters ! Am Ende dieses Artikels findet der Leser ihre Namen aufgeführt. So sehr ich hoffe, niemanden vergessen zu haben, so sehr möchte ich aus der großen Zahl der Aktiven einige extra namentlich erwähnen, weil sie in besonderem Maße an bestimmten Organisationsphasen, Vorbereitungsarbeiten oder auch Spezialarbeiten mehrfach beteiligt waren.
Vieles hätte an den Samstagen mit unseren Großtrupps nicht so erfolgreich geklappt oder gar nicht bewältigt werden können, ohne ihren Einsatz.
Besonderer Dank also an:
Hermann Aldag, Hansmartin Steffens, Günther Knabe (immer wieder mittwochs!), Ralf u. Udo Kolm (Spezialrodungen auf der Drögen Heide), Yannick Lehmann (Spezialfällungen), Karsten Müller (für 200 Krötenzaunbleche und mehr) und an Matthias Feßler von Hof Quiellen. Torsten Peters und Claus Bohling (für wichtige Arbeiten mit dem Trecker).
Dank auch an unsere Förderer, Sponsoren, innerhalb und außerhalb des Vereins, an gute Ratgeber, kritische Mitdenker und Hürdenbeseitiger bei Verwaltungen und Behörden.
Ein besonderer Dank gilt dabei vor allem den Mitgliedern der Naturschutzabteilung des Landkreises Harburg, allen voran den Herren Böttcher, Gumz und Hirt für ihre ständige Bereitschaft, unsere Projekte in jeder Phase der Entwicklung zu unterstützen, zu fördern, nicht nur mit wichtigen fachspezifischen Entscheidungen, sondern auch finanziell.
Dank auch an die Jugendfeuerwehren von Handeloh für ihren Einsatz im Büsenbachtal und von Otter für ihre Tatkraft in den Beekwiesen. Mit ihren Jugendwarten Jörg Christenson und Klaus Böttcher gab es eine gute und vielversprechende Zusammenarbeit. Begleiter und Jugendliche erhalten bei diesen Arbeiten wichtige Einblicke in wertvolle Landschaftsteile ihrer unmittelbaren Lebenswelt.
Dank auch an die beiden Zivildienstleistenden Christian Herrmann und Dennis Gras aus Tostedt und ihre Betreuerin in der Verwaltung dort, Frau Bolz. Die beiden jungen Leute haben an vier verschiedenen Schauplätzen wichtige Arbeit für die weitere Entwicklung unserer Moore und Heiden geleistet.
Es muss im Vorfeld jeder einzelnen Aktion viel geplant, geredet, verhandelt, begutachtet, abgestimmt, organisiert und „auf den Punkt gebracht" werden. Dank an alle, die da engagiert helfen.

Am Schluss bleibt aber wahr: Es geschieht nichts Gutes, es sei denn, man tut es.
Und dann schmecken in der Gemeinschaft Brötchen, Mars, Tee und Bier in den Arbeitspausen ganz besonders gut !
Bis zur nächsten Arbeitspause, irgendwann in naher Zukunft, und nochmals: Dank an Euch !

Stefan Amelung, Hermann Aldag, Günther Aldag, Karl-Heinz Aldag, Edith Birger, Werner Block, Claus Bohling, Edda Boethel, Peter Büsing, Heinrich Busch, Helmut Duden, Horst-Dieter Fehling, Heiner Fehling, Annette Gutenschwager, Harald Günther, Alexander Gröngröft, Ralf Gerlach, Tina Hostmann, Fredrike Heller-White, Henry Holst, Adolf Henning, Wolf-Rüdiger Ibelungs, Ralf Kolm, Udo Kolm, Rolf Kolm, Volker Knopf, Jutta Kempe, Reinhard Kempe, Manfred Koslowski, Günther Knabe, Jutta Knabe, Joachim Knüppel, Christel Kühne, Thomas Kurps, Dieter Kessler, Hinnerk Lehmann, Yannick Lehmann, Volkmar Lührsen, Dieter Löden, Eckhard Miersch, Karsten Müller, Jürgen Meyer, Meyer u. Sohn Jakob , Hans-Jürgen Marquardt, Mia Nyhuis, Günther Neubauer, Ludwig Narewski, Torsten Peters, Bernd Risse u. Tochter Johanna, Hans-Hinrich Riepshoff, Peter Rooks, Klaus Rademacher, Hansmartin Steffens, Stefan Tuchel, Kai Tibke, Matthias Teßler, Karl-Heinz Vollmer, Helmut Winkelmann, Rolf Westphal.

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Vorbildlicher Einsatz im NSG Obere Wümme ...

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und in den „Beekwiesen"

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Kauers Wittmoor: Freistellung des Übergangs von Heide zu Grünland

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NSG Obere Wümme: Räumung eines Heiderückens

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Ottermoor: Freistellung des Moorrandes

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Aufopfernde Arbeit bei strömendem Regen im Kauers Wittmoor

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Großeinsatz im NSG Ottermoor:

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Viele Helfer ...

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engagieren sich für eine gute Sache

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Auch Pausen müssen sein!

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Ein Indikator für Biotopverluste
Das Wiesen-Schaumkraut - Blume des Jahres 2006

Ein wenig überrascht war ich schon, als ich hörte, welche Blume von der „Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen" („Loki-Schmidt-Stiftung") zur Blume des Jahres 2006 gekürt wurde. Man hatte sich für eine „Allerweltsblume" entschieden, einer Charakterart feuchter bis nasser nährstoffreicher Wiesen, wie sie in der Samtgemeinde Tostedt in den Auen von Wümme, Oste, Este und Seeve sehr häufig sind. Auf den zweiten Blick erscheint die Wahl des Wiesen-Schaumkrauts aber als eine sehr weise Entscheidung. Während es vor einiger Zeit noch im Frühjahr zum gewohnten Anblick gehörte, wenn ganze Wiesen vom blühenden Wiesen-Schaumkraut weiß leuchteten, ist dieser Frühjahrsaspekt heutzutage doch nur noch selten zu erleben.

Das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) gehört zur Familie der Kreuzblütler („Brassicaceae", früher „Cruciferae"), die weltweit verbreitet ist und zu der u.a. auch die Kohlsorten und der Raps gehören.
Die Pflanzenfamilie der Brassicaceaen ist eine gut erkennbare und von anderen Familien klar unterscheidbare Gruppe. Ihre Blüten bestehen aus 4 Kronblättern, die in den Lücken zwischen den 4 Kelchblättern, also über Kreuz, stehen. Die Früchte werden als Schoten bezeichnet (nicht zu verwechseln mit den Hülsen der Schmetterlingsblütler, zu denen die Erbse gehört) und besitzen eine Scheidewand, die zwei Kammern mit Samen trennt. Bei einigen Arten bleibt diese Scheidewand auch nach dem Aufspringen und Ausstreuen der Samen erhalten und wirkt bisweilen recht dekorativ. Bekannte heimische Vertreter der Kreuzblütler sind das Hirtentäschelkraut, die Brunnenkresse, das Hungerblümchen und das Brillenschötchen. Von den Gartenblumen zählen der Goldlack, das Silberblatt, die Levkoje, das Blaukissen und die Schleifenblume zu dieser Pflanzengruppe, außerdem der Senf, die Kresse und Meerrettich.

Das Wiesen-Schaumkraut wird bei uns bis zu 50 cm hoch und besitzt eine bodennahe Blattrosette sowie einige gefiederte Blättchen am hohlen, fast runden Stängel. Die Blüten, in einer lockeren Traube angeordnet und von weißer Farbe, manchmal blasslila oder rosa überzogen, zeigen sich im April / Mai.
Das recht anspruchslose Wiesen-Schaumkraut wächst auf frischen bis feuchten, aber auch auf nassen, nährstoffreichen Böden, trockene oder entwässerte Bereiche werden allerdings gemieden. Da es viel Licht benötigt, kommt es bei uns in unterschiedlichen offenen Biotopen vor: auf Feuchtwiesen bzw. -weiden in Niederungen, in Flachmooren, auf feuchten Stellen in offenen Wäldern (z.B. Erlenbruchwald), an Gräben und Ufern und auch auf geeigneten Böden in Grünanlagen, Parks und Gärten.

Die Herkunft des Namens ist umstritten. Meistens wird das häufige Vorkommen von Schaumnestern in den Blattachseln, in denen sich die Larven der Schaumzikaden entwickeln, als Namensgeber benannt. Bei häufigem Vorkommen können aber auch die Wiesen zur Blütezeit wie mit Schaum bedeckt wirken und damit als Ursache für den Namen gelten.

Bis vor kurzem galt diese Feuchtwiesenart bundesweit als allgemein verbreitet und nicht gefährdet. Neuerdings wird in verschiedenen Bundesländern aber ein erheblichen Bestandsrückgang des Wiesen-Schaumkrauts verzeichnet; Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern stufen mittlerweile die Art als gefährdet ein. Auch in unserer Region erscheint mir ein deutlicher Rückgang von Cardamine pratensis erkennbar. Als Ursachen für den Bestandsrückgang müssen Meliorationsmaßnahmen im Bereich der Feucht- und Nasswiesen der Bachniederungen angesehen werden; d.h. durch Entwässerung, Drainage, Einebnung, Einsaat von Hochleistungsgräsern und Bachbegradigungen wurden in vergangener Zeit die auf Nässe angewiesenen Lebensgemeinschaften zumindest geschwächt, häufig aber auch zerstört. Hierfür ist das Wiesen-Schaumkraut nur ein Indikator. Zusammen mit ihm sind ebenso die Sumpfdotterblume, die Kuckuckslichtnelke, verschieden Seggen sowie einige auf diese Pflanzen angewiesene Insekten im Bestand rückläufig.

Als Beispiel sei hier der Aurora- Falter (Anthocharis cardamines) genannt, ein hübscher Tagfalter -die Männchen sind weiß mit orange-farbigen Flügelspitzen-, der früher im Frühjahr eine Charakterart der Feuchtwiesen war. Inzwischen ist auch diese Schmetterlingsart wesentlich seltener zu sehen, was nicht verwunderlich ist, wenn man weiß, dass die Raupen sich überwiegend vom Wiesen-Schaumkraut ernähren (s. lateinischer Name!).

Gegenmaßnahmen für den Verlust des ökologisch wertvollen Feucht- und Nassgrünlands kann nur der Schutz der verbliebene Flächen sowie eine Verbesserung gestörter Wiesen durch schonende, extensive Bewirtschaftung sein. Der AKN ist auch hier „am Ball", insbesondere im Bereich der Aue, Oste und Wümme, in enger Zusammenarbeit mit der Naturschutzabteilung des Landkreises, sowie diversen Rindern.

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Das Wiesen-Schaumkraut - eine typische Pflanze nasser Wiesen

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Das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) gehört zur Familie der Kreuzblütler

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Große Bestände des Wiesen-Schaumkrauts sind nicht mehr sehr häufig

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Der Aurorafalter besucht gerne die Blüten des Wiesen-Schaumkrauts - seine Raupen ernähren sich ebenfalls davon

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Besuch aus dem Norden
Der Seidenschwanz

Als ich in den vergangenen winterlichen Wochen in einer benachbarten Streuobstwiese einen Schwarm Vögel (ca. 60 – 65 Exemplare) ausmachte, erkannte ich erst bei genauerem Hinsehen den „Invasionsvogel" aus dem hohen Norden: den Seidenschwanz (Bombycilla garrulus).

Was sollte/möchte der ornithologisch interessierte Naturbetrachter über diese farbenschöne Vogelart wissen?

Name: In der Literatur wird der lateinische Name von „Bombyx" = Seide abgeleitet; „garrulus" steht für geschwätzig. In früheren Zeiten deuteten die Menschen sein Erscheinen als böses Zeichen für kommende Kriege oder Seuchen. Deshalb erhielt er auch den Beinamen „Pestvogel".

Biotop: Der Seidenschwanz kann als Charaktervogel der borealen (nördlichen) Waldzone (Fichten- und Tannenwälder mit Birken und Lärchen) angesehen werden. In strengen Wintern fliegt er nach Süden und Westen bis in unsere Breiten (auch bis Süddeutschland), wo er sich gern in Parks, Gärten, Friedhöfen, Obstbaumalleen aufhält, um die noch nicht gefressenen Beeren zu verspeisen.

Kennzeichen: Dieser starengroße Vogel (ca. 18 cm) hat ein Gewicht zwischen 50 – 64 g und besitzt eine auffallend rötlich-braune Haube; Kopf, Nacken und Rücken sind kastanienbraun. Die Flügel haben eine auffallende Zeichnung in den Farben weiß - gelb – rot. Der Schwanz ist schwarz mit einer leuchtend gelben Spitze. Die Unterseite erscheint graubraun; der Schnabel ist relativ kurz. Merkwürdig sind die in Vorkommen und Größe variablen roten Hornplättchen an Schwung- und Schwanzfedern.

Nahrung: In den Sommermonaten lebt dieser Vogel von tierischem Eiweiß (Insekten, besonders Mücken), die er von einer Warte aus erspäht und im Flug fängt. Im Herbst sind die Beeren der Eberesche seine Hauptnahrung, aber auch die Früchte des Wacholder-, Schneeball-, Liguster- und Weißdornstrauches frisst er.

Nest: Er brütet versteckt auf Bäumen in sumpfigen Wäldern. Das Nest besteht aus Tannen- und Fichtenreiser und wird mit Flechten, Grashalmen, Federn und Tierhaaren ausgepolstert. Die im Juni gelegten 4 – 5 Eiern sind rötlich oder bläulichgrau mit schwarzen und grauen Flecken; sie werden vom Weibchen bebrütet. Nach ca. 14 Tagen schlüpfen die Jungen, um nach drei Wochen das Nest zu verlassen. Beide Elternteile füttern. Es findet – klimatisch bedingt – nur eine Jahresbrut statt.

Gesang: Während meiner Beobachtung der Seidenschwänze gab es zwischen ihnen eine intensive Kommunikation, die ich als klirrendes Trillern bezeichnen möchte.

Um diesen hübschen, geselligen Vogel mit seinem weichen, seidigen Gefieder öfter bei uns betrachten zu können, hoffe ich auf entsprechende Winter.

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Die Gäste aus dem Norden sind wunderschöne Vögel

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Die Seidenschwänze fraßen mehrere Wochen lang täglich von den alten Äpfeln direkt an der belebten Bahnhofstraße in Tostedt

[Inhalt]

 

Der Krötenzaun bei Knick
Eine dauerhafte Lösung muss her

Das Problem ist ja allgemein bekannt: Im zeitigen Frühjahr, wenn es denn mal einige Tage so um die 10° C warm wird und es nachts regnerisch und trüb ist, kommen sie aus ihren Winterquartieren und streben ihren Laichgewässern zu, die Kröten, Frösche und Molche. Wenn sie dabei Straßen überqueren müssen, kommt es tragischerweise oft zu Massensterben dieser Tiere durch den Straßenverkehr.
Seit Jahren verhindert der AKN das Gemetzel u.a. im Bereich Otter/ Knick durch das Aufstellen von mobilen Leitzäunen links und rechts der Straße nach Welle auf einer Länge von jeweils weit über 200 m. Auf der Seite mit dem Radweg ist das Auf- und Abbauen des Zauns relativ problemlos, wenn genügend freiwillige Helfer mit anfassen. Auf der gegenüberliegenden Seite dagegen ist’s gefährlich: nur auf einem schmalen Streifen zwischen der von schnellen Autos befahrenen Kreisstraße und dem steilen Straßengraben konnte der Zaun aufgebaut werden. Dafür wurde die Straße mit Unterstützung durch das Verkehrsamt Winsen unter Vermittlung der dortigen Naturschutzabteilung halbseitig gesperrt und der Verkehr, geregelt durch mobile Ampeln, an den arbeitenden Naturschützern vorbeigeführt. Das gleiche Theater gab es dann nach Ende der Wanderzeit beim Abbau der Anlage: Eine komplizierte logistische Situation jedes Mal.
Seit diesem Jahr gibt es nun eine erhebliche Verbesserung, über die ich hier berichten möchte.

Mittwoch, 22. Februar: Mit schnittfester Hose, Helm und Motorsäge treffen Reinhard Kempe und ich uns beim „Knick" und schneiden eine Trasse jenseits des Grabens frei. Dort soll ein stationärer, also dauerhafter Zaun entstehen. Dafür hat Karsten Müller in beispielhaftem Einsatz 230 Aluminiumplatten von je 1m Länge zugeschnitten und abgekantet. Die Platten werden ca. 10 cm in den Boden eingegraben, mit Popnieten zusammengehalten und mit abgekanteten Baustahlstangen (auch durch Karsten) im Boden verankert. Diese Methode ist bei uns ein absolutes Novum auf dem Gebiet des Amphibienschutzes! Wir müssen auch etliche Bäume an den Stellen entfernen, an denen der Bagger von Fa. Pankop einige Geländemodellierungen in den nächsten Tagen vornehmen soll.

Donnerstag, 2. März: Um 9 Uhr treffen Reinhard und ich uns am Bauhof, um die Teile für den mobilen Krötenzaun abzuholen. Wir haben Glück, die Riesenkiste mit den Erdankern steht bereit, wir müssen sie nur noch rausziehen, sichten, zählen und auf den Hänger laden. Die aufgerollten Netze sind dank guter Beschriftung vom Vorjahr leicht auseinander zu halten und sind schnell verstaut.

Sonnabend, 4. März (kalt, aber sonnig):
Um 9 Uhr haben wir uns „vor Ort" verabredet. Mitzubringen sind Spaten, Akkubohrer (für die Löcher der Nieten), Popnietzange. Als ich kurz vor 9 mit Ludwig Narewski und Günther Neubauer dort ankomme, ist die Arbeit dort schon voll im Gange. Langsam fährt Reinhard am Graben entlang, und alle paar Meter werfen kräftige Hände Platten und Stahlstangen aus seinem Anhänger über den Graben. Dann bilden sich spontan drei Arbeitsgruppen und beginnen ihre Arbeit: 10 cm tiefen Graben ausheben, Platte einstecken mit ca. 5 cm Überlappung, 4 mm Loch bohren, Niete in Zange und Loch fummeln, zudrücken, dann 2. Loch, fertig. Boden links und rechts vom Blech provisorisch festtreten, nächstes Blech...

Um 20 vor 11 ist Pause. „Frühstück": 2 Frauen und 8 Männer unterbrechen ihre Arbeit und treffen sich an Juttas Verpflegungswagen. Es gibt –wie immer- Brötchen mit Mettwurst und Käse, heißen Kaffee und Tee, richtiges und alkoholfreies Bier und natürlich für die Schleckermäuler Mars und Schogetten. So eine Pause tut gut, man unterhält sich und ... kühlt aus. Also ran an die Arbeit zum Endspurt. Die Ankereisen werden in den Boden gedrückt und reingeschlagen, das sieht schon alles sehr gut aus. Zum Schluss kommt die Malgruppe. Unter der künstlerischen Leitung von Jutta Kempe werden die Platten mit freien Pinselstrichen in grüner Farbe optisch in die (noch weiße, aber später grüne) Umgebung eingepasst. Reinhard ist glücklich! Um 12 Uhr –perfektes Timing- sind wir fast fertig. Es fehlen noch ein paar Bleche und der mobile Zaun auf der anderen Straßenseite. Das schaffen wir mit 3 oder 4 Mann im Laufe der kommenden Woche, wenn das Wetter es zulässt. Für heute aber ist jetzt Schluss und wir fahren nach Hause. In einer tatkräftigen Gemeinschaft von Umweltschützern und Naturfreunden haben wir etwas Sinnvolles gemacht. Das gibt uns ein gutes Gefühl, das wir gern mit vielen teilen!

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Auf dem Bauhof

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Beim Verteilen der Bleche

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Kurze Lagebesprechung

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Das Malerteam

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Krötentunnel
Das Amphibienleitsystem an den Holmer Teichen

Wenn es sich nicht im letzten Moment jenes Pferd noch anders überlegt und vor die bewusste Apotheke stapft, dann sieht es ganz so aus, dass die Krötentunnel im Bereich der Holmer Teiche im Sommer gebaut werden !!
Die Finanzierung ist gesichert – es kann wirklich losgehen - die jahrelangen Bemühungen haben endlich Erfolg gezeitigt. Die EU, das Land Niedersachsen, die Niedersächsische Lottostiftung BINGO!, der Kreis, die Stadt Buchholz und die Aktion Krötenrettung machen es möglich – die Krötenretter mit immerhin 10.000 €, Geld, das im wesentlichen durch Einzelspenden zusammengekommen ist.

Zur Zeit – Ende März – sind übrigens schon vorbereitende Maßnahmen an der Kreisstraße zu beobachten. Zum einen sind Baumfällarbeiten durchgeführt worden, die – allerdings nur in geringem Umfang – für den Bau der Anlage notwendig sind, zum anderen sind sog. Schürfe angelegt worden. Das sind Gruben, in denen der Aufbau des Bodens an der Straße erkennbar ist und der Grundwasserstand festgestellt wird, beides wichtige Grundlagen für die Baumaßnahme.

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die Lage am Zaun, der jetzt hoffentlich letztmalig zu betreuen ist: es gab einen - für mich in der Form unerwartet - gewaltigen Start. Bereits zwei Tage nach „Frühlingsbeginn" am Samstag, den 25. März, an dem es erstmals auch nachts über 6° C warm war, wurden am Montag im Verlaufe eines einzigen Tages insgesamt fast 3.000 Tiere über die Straße gebracht !! Morgens haben Anne von Mauschwitz und Ranghild Finkenwirth 1298 Exemplare (aus allen am Zaun vorkommenden Arten) gesammelt, am Abend hat Hinnerk Lehmann 1474 Lurche gezählt – der Wanderpokal ist also wieder in Inzmühlen.

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Aktion Krötenrettung

 

[Inhalt]

 

Anmutig und kaum bekannt
Die Wasserfeder

Feingliedrig und fiedrig zerteilt sind sie und „leicht", eben wie Federn, schwimmen die Blätter dieser Blütenpflanze an und auf der Oberfläche des verschwiegenen Tümpels. Wunderschön sternförmig ausgebreitet um den im Schlamm wurzelnden Stengel liegen die gefiederten Blätter im Wasser. Auch sie wollen und müssen zum Licht; hier unter z.T. dichtem Weidengebüsch ist für diese Pflanze das zeitige Frühjahr die Phase des Wachsens, Blühens und Energiesammelns, bevor sich das Blätterdach weiter schließt.
Diese anmutige, kaum bekannte Wasserpflanze gehört zu den Primelgewächsen. Sie heißt daher auch mancherorts Wasserprimel. Sie überrascht an ihren meist verborgenen Wuchsorten im lichtfleckigen Halbschatten mit einem oft 20-30 cm über die Wasserfläche hinausragenden grazilen Blütenstand. Er trägt in 3-5 Quirlen auf jeder Ebene 2-5 ca. 2 cm große Blüten, weißlich bis blassrosa mit schwacher rosa Aderung. 5 Blütenblätter entfalten sich radförmig aus einem 5-zipfeligen Kelch, der auch 5 Staubblätter umschließt. Die Samenkapsel öffnet sich mit 5 Schlitzen, also haben wir eine typische 5-zählige Blütenorganisation, wie der Botaniker sagt. Die Wasserfeder ist kein Frühblüher. Als wir auf einer unserer Donnerstags-Exkursionen, am 19.Mai, in die Dreihausener Wümmeniederung auf diese Pflanze stießen, begannen sich ihre Blüten gerade zu entfalten.
Schwebfliegen und andere kleine Insekten leisten die Bestäubung.
Die zarten fiederartig zerteilten Blätter der Wasserfeder dienen im Wasser dem Gasaustausch, nicht nur der Aufnahme von Kohlendioxid für die Fotosynthese von Traubenzucker und letztlich Zellstoff zum Aufbau der Pflanze, sondern auch von Sauerstoff. Ein ausgedehntes „Luftgewebe", ein Röhrensystem, versorgt die tiefer im Wasser befindlichen Organe der Pflanze, besonders die im Schlamm sitzenden Wurzeln. An den Wuchsorten dieser Pflanze ist der Boden nun einmal nicht durchlüftet!
Auch Nährsalze können aus dem Wasser über die Blätter aufgenommen werden.
Die Verbreitung der Pflanze erfolgt einerseits über die im Wasser schwimmenden Samen, die auch gut am Gefieder von Wasservögeln haften und so passiv über weite Entfernungen neue Lebensräume erobern können. Zum andern vermehrt sich die einzelne Pflanze in ihrem Gewässer in erster Linie durch Verzweigung ihrer Unterwassertriebe. Dadurch können dichte Bestände entstehen, deren zartes Blätternetz die gesamte Oberfläche abdecken kann. Wie „leuchtende kleine Segel auf einem grünlichen See" begeistern dann die aus dem Wasser ragenden Blütentriebe.
Erstaunlich ist, dass die zarten Blätter, winterhart, sogar das Einfrieren ins Eis vertragen.
Die Pflanzen vermögen die oft schwankenden Wasserstände ihrer jeweiligen Standortgewässer, wie Tümpel, Altarme von Fließgewässsern, Gräben und andere Flachwasserlebensräume sehr gut zu ertragen. In gelegentlich austrocknenden Gewässern liegen die Blattrosetten dann wie ein dichter Teppich auf dem Gewässerboden, die Wurzeln im meist schlammig-feuchten Grund gut geschützt. Trotz dieser Anpassungsfähigkeit ist die Wasserfeder seit langem bei uns (in Deutschland) gefährdet. Sie ist daher streng geschützt.
Ihre Hauptverbreitung hat sie hier bei uns in Norddeutschland, auch in den großen Flussebenen, der Rheinebene etwa, findet sie geeignete Lebensräume, z.B.in den Altwässern.
Bei uns in der Samtgemeinde gibt es gesunde Bestände in den alten vom Bach abgetrennten Wümmeschleifen über Erlentorf und im NSG Ottermoor. Zerstreut und unbeständig finden sich Kleinstbestände in so manchem Graben südlich von Wistedt. Auch aus verschiedenen dauerhaft Wasser führenden Tümpeln von Erlenbrüchen in den Auenbereichen von Seeve, Este, Oste sind mir in den letzten Jahren kleine Bestände bekannt geworden.
In letzter Zeit wird diese grazile Blütenpflanze vielerorts auch als Pflanze für den heimischen Gartenteich angeboten, als feingliedriges belebendes Element der Schwimmblattzone.

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Ein großer Bestand an einem Wümme-Altwasser

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In einem Graben südlich von Wistedt

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Der quirlige Blütenstand

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Wissen und Poesie
Das Moschuskraut in Text und Bild

Moschuskraut = Adoxa moschatellina L.
(Moschuskrautgewächs) adoxos = ruhmlos

Es ist ein kleines, zartes Frühlingskraut, das im Juni seine Blätter schon wieder eingezogen hat. Die Seitenblüten sind fünfzählig, die Gipfelblüte vierzählig gebaut. Dadurch, dass die Staubblätter tief zweispaltig sind, scheinen es doppelt so viele wie Kronblätter zu sein. Kelchblätter sind nur zwei oder drei vorhanden. Der eigenartige Blütenstand und Blütenbau machen es den Wissenschaftlern schwer, dieses Pflänzchen einzuordnen. So haben sie eine Familie mit nur einer Art geschaffen, die in die Nähe der Geißblattgewächse, zu der der Holunder gehört, gestellt wird. Andere Familien können sehr viel mehr Arten haben, so die Habnenfußgewächse etwa 1200, die Korbblütler 13 000. Das Moschuskraut kommt weit verbreitet in Eurasien und Amerika vor, ist aber doch nur an wenigen Stellen zu finden.

Adoxa moschatellina,
kleines, ruhmloses Kraut,
verzweifelt haben Wissenschaftler
dich angeschaut.

Sie sannen hin, sie sannen her
und wiegten ihre Köpfe schwer.
Du bist so klein,
stehst ganz allein
im großen System der Pflanzen.

Adoxa moschatellina,
Kraut mit Moschusgeruch.
Nur Kleinstzuckmücken
kommen sirrend zu dir zu Besuch.

Sie fliegen hin, sie fliegen her.
Vier Blütenblätter oder mehr?
„Uns ist’s egal,
die Kost ist schmal,
wir trinken und wir tanzen."

Adoxa moschatellina,
nährst mit dem Wurzelschopf
bis sieben grüne Blütchen
am quadratischen Kopf.

Sie stehn über Kreuz, je zwei und zwei,
die Gipfelblüte noch dabei.
Milzkrautbekannt?
Holunderverwandt?
Ist’s wichtig im Weltganzen?

Gisela Ernst

 

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Das Moschuskraut
(Zeichnung G.Ernst)

[Inhalt]

 

Aktivitäten des AKN im Winterhalbjahr 2005/2006
Begehungen, Bereisungen, Treffen, Sitzungen, Arbeits- und Pflegeeinsätze
Do. 29.06.05:

Sitzung des WBPU-Ausschusses der Gemeinde Heidenau,

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Arbeitseinsatz: Entkusseln im Ottermoor - auch Pausen müssen sein!

Do. 01.09.05: Sitzung des WBPU-Ausschusses der Gemeinde Heidenau,
Mo. 14.11.05: Sitzung des WBPU-Ausschusses der Gemeinde Heidenau,
Mi. 16.11.05: Vorarbeiten im NSG Ottermoor,
Mi. 17.11.05: Einweisung der beiden neuen Zivildienstleistenden in ihre Arbeit im Großen Torfmoor,
Sa. 19.11.05 : Arbeitseinsatz (1) NSG Ottermoor,
Mo.21.11.05: Begehung auf dem Gelände der Edmund-Siemers-Stiftung, Neddernhof,
Mo.21.11.05: Gespräch in der SG Tostedt (Bolz, Seute, Wilms) über Flächennutzungsplanänderungen i.d. SG,
Di. 22.11.05: Begehungen im NSG Obere Wümmeniederung mit Herrn Hirt (Landkreis Harburg),  
Sa. 26.11.05: Entkusselungsarbeiten am oberen Wörmer Weg, Handeloh, u. Rodung der Späten Traubenkirsche,  
Mo.28.11.05: Treffen am Todtglüsinger Kiesgrubengelände mit Frau Bolz (SG) und Vertretern des Sportvereins Todtglüsingen,

 

Di. 29.11.05: Begehung der Oberen Wümmeniederung mit dem LKr. (Herrn Hirt),
Mi. 30.11.05: Vorarbeiten im NSG Ottermoor,
Sa. 03.12.05: Arbeitseinsatz (2) im NSG Ottermoor und im NSG Großes Moor,
Do. 08.12.05: Vorarbeiten im NSG Großes Moor/Wistedt,
Fr. 09.12.05: Begehung Großes Torfmoor u.a. mit Herrn Hirt (Landkreis Harburg),
So. 11.12.05: Rundgang im Bereich des Ostequellgebietes mit dem Eigentümer, Herrn Dittmer,
Mo.12.12.05: Begehung und Bewertung eines Auengrundstücks an der Fuhlau (Welle) auf Anfrage des Eigentümers,
Di. 20.12.05: Schneiden der Benjes-Hecke am Füssel,
Do. 29.12.05: Aufhängen eines Schleiereulenkastens in der Wiesenscheune i.d. Oberen Wümmeniederung,
Sa.07.01.06: Freischneiden des Kleinmoores am Fuchswinkel,
Mi.11.01.06: Vorarbeiten zum Entkusseln einer Pfeifengraswiese in Handeloh,  
Fr. 13.01.06: Vorbesprechung der Naturschutzverbände für Treffen mit dem Landkreis Harburg,  
Sa.14.01.06: Entkusselung einer Pfeifengraswiese/Handeloh,


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Beim Aufstellen eines Info-Schildes im Großen Moor

Mo.16.01.06: Begehung versch. Flächen i.d. Oberen Wümmeniederung mit Herrn Hirt (Landkreis Harburg),
Mi.18.01.06: Vorarbeiten im Kauers Wittmoor,
Sa. 21.01.06: Arbeitseinsatz Kauers Wittmoor,
Mo.23.01.06: Gespräch über Pflege- u. Entwicklungsmaßnahmen auf Teilflächen der Edmund-Siemers-Stiftung auf dem Gelände Neddernhof,
Di. 24.01.06: Begehung versch. Flächen am Ostrand d. Everstorfer Moores mit H. Aldag u. H. Busch,
Mi. 01.02.06: Vorarbeiten auf dem Areal Beekwiesen im NSG Obere Wümme,
Sa. 04.02.06: Arbeitseinsatz Beekwiesen, mit Jugendfeuerwehr Otter,
Sa. 04.02.06: Restarbeiten im Kauers Wittmoor (Kleingruppe),  
Sa.04.02.06: Freistellungsarbeiten im Großen Moor/Wistedt (Heidenauer Gruppe),  
Di. 07.02.06: Flächenbegehung mit den Zivis u. Arbeitseinweisung,  
Mi.08.02.06: Vorarbeiten auf dem Heiderücken im NSG Obere Wümmeniederung,  
Mi.08.02.06 +
Mi.22.02.06:
Besprechungs-Treffen der Teilnehmer am Vogelmonitoring,  
Sa. 11.02.06: Arbeitseinsatz Dröge Heide (Rodung Späte Traubenkirsche),  
Mo.13.02.06: Nacharbeiten auf der Fläche Beekwiesen und im Kauers Wittmoor mit Freischneider,  
Di.14.02.06: Treffen der Naturschutzverbände mit Vertretern des Landkreises Harburg (Bordt + Abteilungsleiter)  
Sa.18.02.06: Arbeitseinsatz auf dem Heiderücken im NSG Obere Wümme (Freiräumen der Fläche),  
Mo.20.02.06: Abstimmungsgespräch mit der Vorwerk-Stiftung (Tödter), der Forst (N.Meyer), dem Landkreis (Böttcher) und dem AKN über das geplante Stiftungs- Konzept: Ökokonto,

 

Mi.22.02.06: Umwelt-, Bau- und Planungsausschuss der SG Tostedt,
Mi.22.02.06: Freisägearbeiten für die Erstellung des stationären Krötenzauns am Knick,
Sa.25.02.06: Baggerarbeiten für den Krötenzaun am Knick mit der Firma Pankop,
Sa.25.02.06 Arbeitseinsatz Dröge Heide (Rodung d. Späten Traubenkirsche),
Do.02.03.06: Ortstermine mit Straßenbauamt und Naturschutzbehörde am Knick,
Vorbereitungen für Aufbau d. Krötenzaunes am Knick in Zusammenarbeit mit Ordnungsamt und Bauhof Tostedt,
Do.02.03.06: Sitzung des Bau- und Planungsausschusses der Gemeinde Tostedt,
Sa.04.03.06: Arbeitseinsatz: Aufbau d. Krötenzaunes Knick,
Mi.08.03.06: Aufstellung neuer Informationsschilder im NSG Großes Moor in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Landkreises,
Do. 09.03.06:

Sitzung des WBPU-Ausschusses der Gemeinde Heidenau,

Fr.17.03.06: Jahreshauptversammlung des AKN in Heidenau (Burmester),
Mi.22.03.06: Abschließende Arbeiten am Krötenzaun Knick
Do.23.03.06: (mobiler + stationärer Teil) und
Fr. 24.03.06: Aufbau Krötenzaun bei Riepshof,
Sa.25.03.06: Arbeitseinsatz Gruppe Handeloh (Pflege d. Benjes-Hecke auf eigener Fläche),
Mo.27.03.06: Begehung des Gr. Torfmoores südl. Otter: Begutachtung der Wiedervernässungsmaßnahmen mit dem Landkreis Harburg (Herr Hirt) und dem Amt für Agrarstruktur, Verden (Herr Scheffner),
Mo.27.03.06: Notarieller Abschluss des Kaufvertrages mit Herrn zum Hingste.
Erste Aprilhälfte: Dränage u.a. Vorarbeiten für die Pflanzarbeiten auf der Viehtrift,
Mi.05.04.06: Maschinelle Verletzungen der Grasnarbe auf unseren Eigentumsflächen am Handeloher Friedhof mit Hermann Kröger,
Mi.05.04.06: Herrichtung der Uferschwalbenwand in der alten Sandgrube am Handeloher Friedhof mit der Firma Pankop,
Fr. 07.04.06: Jungerlenziehen an den Dittmer-Teichen,
Sa.29.04.06: Pflanzung von Obstbäumen auf der Juulsgaard-Fläche an der Viehtrift.
 

 

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