10 Jahre AKN Ein kräftiger Sproß mit langen Wurzeln
So stark sproßt der Stamm, daß kaum Zeit da ist, einmal innezuhalten, ein wenig Bilanz zu ziehen und zurückzuschauen. Der kräftig sprossende Stamm, der Arbeitskreis Naturschutz e.V., ist nunmehr 2 Jahre, der Arbeitskreis Naturschutz, ohne e.V., im März 87 gegründet von E.Schacht, U.Quante, H.-E.Miersch, M.Koslowski, C.Müller und R.Kempe, wird in diesen Tagen ein rundes Jahrzehnt alt; aber die sich in ihm vereinigenden Wurzeln reichen viel weiter zurück.
Um 1957 begannen Kempe und Freunde im Raum Tostedt -ausgehend von ihrem Wohnort Höckel- Beobachtungsdaten über Blütenpflanzen und vor allem Vögel systematisch zusammenzutragen. In den 60iger Jahren wurde diese Arbeit verstärkt, angeregt durch das eigene Biologie-Studium und bald auch durch neue jüngere Kräfte, unter denen sich auch U. Quante befand. Seit 1960 entstanden auch umfangreiche Bilddokumentationen in Form von Farbdia-Sammlungen, insbesondere von Vögeln, Amphibien, Reptilien, Insekten und Blütenpflanzen.
Im Frühjahr 1976 kam es dann zu einer für den örtlichen Naturschutz in der Tat "schicksalhaften" Begegnung zwischen E.Schacht und R.Kempe an einem Habichtshorst im Großen Moor bei Wistedt. Die S-8-Filmaufnahmen jenes Tages, aufgenommen aus einem 50m entfernt vom Horst aufgebauten Beobachtungszelt, existieren noch heute. Aus dem ersten recht anonymen Kurzgespräch, getrennt durch die Zeltplane (Schacht wollte nur nach seinem Habicht sehen und entdeckte dann mein Zelt!), wurden schnell sehr intensive Begegnungen mit reichem Erfahrungsaustausch. Gleichgesinnte hatten sich getroffen. Unserer kleinen, schlagkräftigen BUND-Gruppe mit E.Schacht, R.Müller/Winsen (unser Chef-Botaniker bis heute!), G.Köster und seit jenem Maitag auch mit R.Kempe gelang es, daß fast Jahr für Jahr von der Bezirksregierung in Lüneburg und unter Befürwortung des Landkreises Harburg neue Naturschutzgebiete im Raume Tostedt eingerichtet werden konnten: 1975 das NSG Großes Moor/Wistedt, 1977 das NSG Rauhes Moor bei Hollinde, 1978 das NSG Ottermoor, 1984 das NSG Kauers Wittmoor, 1981-1987 das NSG Obere Wümme, 1988 das NSG Großes Everstorfer Moor.
In enger Zusammenarbeit mit der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde wurden von unserer Gruppe die Anträge auf Ausweisung dieser genannten Landschaftsteile als Naturschutzgebiete erstellt bzw wichtige Daten zur Begründung der Schutzwürdigkeit erarbeitet. Alle Anträge wurden von den Behörden durchgesetzt. Das waren Zeiten!
Das Ausweisen von Naturschutzgebieten ist inzwischen schwieriger, komplizierter geworden, die gute Zusammenarbeit mit der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde in allen Fragen des Naturschutzes in unserem Raum ist aber bis heute geblieben.
So begannen folgerichtig seit 1981 dann auch die ersten Pflegemaßnahmen in den schon ausgewiesenen Naturschutzgebieten, zuerst im Ottermoor und in der Otterheide südöstlich von Groß Todtshorn, seit 1984 im Großen Moor bei Wistedt, seit 1985 im Kauers Wittmoor (Wistedt) und seit 1989 auch im Großen Everstorfer Moor. Anfangs wurden diese Arbeiten ausschließlich mit Schülern des Friedrich-Ebert-Gymnasium/Harburg unter R.Kempe und bald dann auch mit Schülergruppen des Gymnasiums Tostedt unter Herrn Quante durchgeführt. Auch gemeinsame BUND- und NABU-Gruppen beteiligten sich ab 1985 wenigstens einmal in der Wintersaison.
1987 kam es dann zur Gründung des Arbeitskreises Naturschutz in der SG Tostedt mit dem Ziel, eine flächendeckende Biotop- und Nutzungskartierung für das Areal der Samtgemeinde zu erstellen. Dieses Vorhaben wurde vorbildlich unterstützt vom damaligen Samtgemeindedirektor Nissen und den Kommunalpolitikern aller Parteien.
Nach 2jähriger Arbeit konnte das ca 350 Seiten starke Karten- und Textwerk im Herbst 89 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Als Würdigung für die geleistete Arbeit erhielt der Arbeitskreis im Frühjahr 1990 den Umweltschutzpreis des Landkreises Harburg.
Dieses Kartenwerk ist seitdem Grundlage unserer Aktivitäten mit dem Ziel, Naturschutz verstärkt vor allem außerhalb der Naturschutzgebiete zu betreiben, in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten, Verwaltungen und vor allem mit den Bürgern, den Eigentümern von Flächen vor Ort.
Neben der Betreuung der örtlichen großen und kleinen Naturschutzgebiete, deren Pflege und Entwicklung als Langzeitaufgabe geblieben ist, ist es dem Arbeitskreis in den Jahren 89 bis heute gelungen, in den Gliedgemeinden Handeloh, Heidenau, Kakenstorf, Wistedt und Königsmoor in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Räten, mit den Landwirten, mit der Forstwirtschaft auf inzwischen mehr als 110 Flächen die Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren nachhaltig zu verbessern und zu sichern.
In den Gemeinden Welle, Otter, Dohren und Tostedt blieb die Zusammenarbeit aus verschiedenen Gründen bisher fragmentarisch, wenngleich, was die Sicherung einiger wertvoller Flächen betrifft, durchaus auch produktiv. In Dohren ist sie lediglich mit einigen Landwirten erfolgreich, wird aber von Seiten der Mehrheitsfraktion und des Bürgermeisters verweigert. So sehr uns ersteres freut, so sehr bedauern wir das letztere.
Im Frühjahr 95 war die Zeit dann reif, den AKN, als losen Zusammenschluß Gleichgesinnter, in einen gemeinnützigen eingetragenen Verein umzuwandeln. Nach 2 Jahren ist es mehr als deutlich, daß dieser Schritt richtig war.
Die Mitgliederzahl hat sich von 25 auf über 50 verdoppelt; die gute finanzielle und die rechtliche Grundlage des Vereins erlauben es, langfristige Pachten einzugehen, neue Geldquellen zu erschließen und insgesamt offensiver aufzutreten. Wir sind handlungsfähiger geworden.
Nicht nur die 50 Mitglieder unseres Vereins, sondern zwischen 70 und 100 Engagierte, Interessierte, Freunde und Förderer des Vereins und Mitstreiter für die Belange der Natur machen unsere vielfältigen Arbeiten erst möglich. Sie vermitteln Gespräche mit Eigentümern, unterstützen uns in verschiedenen Räten und Ausschüssen, lassen uns Spenden zukommen und fördern damit die Arbeit des Vereins.
Viele bieten ihre Hilfe an, wenn die Kerngruppen des AKN in den einzelnen Gemeinden in immer neuen personellen Zusammensetzungen, sich wechselseitig stützend, Samstag für Samstag im Winterhalbjahr Hecken legen und pflanzen, Heiden und Moore entkusseln, letztere auch wiedervernässen oder Teiche und Tümpel naturnah gestalten. Besonders erfreulich ist dabei das dauerhaft tatkräftige, stets fröhlich zupackende Engagement vieler junger Leute aus unserer Samtgemeinde, die meisten auch Mitglieder des Vereins.
Wir erleben eine durchaus erfreuliche Entwicklung unsere Arbeit, ein Befund, der auch nach unvermeidlichen Rückschlägen unsere Motivation nachhaltig stärken und zu neuen Plänen und weiterer Arbeit ermuntern sollte.
Also tatkräftig auf in die nächste Saison!!! |
Der AKN 1990 bei der Verleihung des Umweltpreises durch den Landkreis
Landrat Gellersen, C.Müller, OKD Röhrs, M.Koslowski, U.Quante, H.-E.Miersch, R.Kempe, E.Schacht (von links)
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