Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,

In eigener Sache

Liebe Mitglieder und Freunde des AKN,

hoffentlich gerade rechtzeitig zur zweiten Mitgliederversammlung erscheint nun bereits die fünfte Ausgabe unserer Mitteilungen. Neben der Dokumentation der Geschehnisse des vergangenen halben Jahres sollen sie auch wieder der Information dienen und zur Öffentlichkeitsarbeit beitragen.

Zuerst einige erfreuliche Mitteilungen: Ende vorigen Jahres geschah ein kleines Wunder. Der AKN hatte sich seit vielen Jahren bemüht, Geldquellen für einen Balkenmäher zu erschließen, mit dem Mäharbeiten auf unebenen Flächen durchgeführt werden sollen. Aber weder der Landkreis noch die Samtgemeinde konnten Gelder zusagen, und wir hatten uns schon damit abgefunden, eigene Mittel zu nutzen, als plötzlich die Mitteilung aus Lüneburg kam, daß ein selbstfahrender Balkenmäher im Wert von 15 000 DM für den AKN angeschafft werden könnte. Dies ist im Dezember 96 dann auch tatsächlich geschehen, so daß ab sofort ein solches Gerät zur Verfügung steht.

Im Rahmen der Biotoppflege-Arbeiten, die der AKN als Ausgleichsmaßnahme für die Firma E-Plus im NSG "Everstorfer Moor" durchführt, ist bereits die Hälfte der vorgesehenen Fläche in zwei Arbeitseinsätzen entkusselt worden. Die Zahl der Aktiven dabei war beeindruckend: Am 11.1.97 beteiligten sich sogar 24 freiwillige Helfer, und 5 Kettensägen kamen zum Einsatz! Allen Aktivisten sei hiermit herzlich gedankt!

Die finanzielle Situation des AKN hat sich weiterhin verbessert: Nicht nur dadurch, daß die Zahl der Mitglieder inzwischen auf 54 gestiegen ist, son­dern auch durch die Tatsache, daß der AKN beim Amtsgericht Tostedt als Empfänger von Bußgeldzahlungen Anerkennung gefunden hat.

Aus dem Verkauf von einigen Hundert Wanderführern für Handeloh konnte der AKN nicht unerhebliche Einnahmen tätigen, und nicht unerwähnt bleiben soll auch eine Spende des Autohauses Lohmann (Heidenau), das einen Trabold-Filter kostenlos eingebaut und den Arbeitslohn dem AKN gespendet hat. Vielen Dank.

Wie auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen, ist inzwischen eine Haftpflichtversicherung für die Mitglieder des Arbeitskreises abgeschlossen worden, die in erster Linie der Absicherung der aktiven Helfer bei Arbeitseinsätzen dienen soll.

Das in den letzten Mitteilungen angesprochene Tümpelprogramm des AKN hat inzwischen konkrete Formen angenommen. Einen ausführlichen Bericht hierzu finden Sie ebenso in diesem Heft, wie einen Rückblick auf bereits 10 Jahre AKN. Denn schon lange vor der Vereinsgründung waren viele Mitglieder des AKN aktiv im Naturschutz in Tostedt tätig und als "Geburtsstunde" des Arbeitskreises müssen die ersten Zusammenkünfte im Jahre 1987 gelten, auf denen die Konzeption einer Biotopkartierung geboren wurde.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen,
Ihr U.Quante

[Inhalt]

 

10 Jahre AKN
Ein kräftiger Sproß mit langen Wurzeln

So stark sproßt der Stamm, daß kaum Zeit da ist, einmal innezuhalten, ein wenig Bilanz zu ziehen und zurückzuschauen.
Der kräftig sprossende Stamm, der Arbeitskreis Naturschutz e.V., ist nunmehr 2 Jahre, der Arbeitskreis Naturschutz, ohne e.V., im März 87 gegründet von E.Schacht, U.Quante, H.-E.Miersch, M.Koslowski, C.Müller und R.Kempe, wird in diesen Tagen ein rundes Jahrzehnt alt; aber die sich in ihm vereinigenden Wurzeln reichen viel weiter zurück.

Um 1957 begannen Kempe und Freunde im Raum Tostedt  -ausgehend von ihrem Wohnort Höckel-  Beobachtungsdaten über Blütenpflanzen und vor allem Vögel systematisch zusammenzutragen.
In den 60iger Jahren wurde diese Arbeit verstärkt, angeregt durch das eigene Biologie-Studium und bald auch durch neue jüngere Kräfte, unter denen sich auch U. Quante befand. Seit 1960 entstanden auch umfangreiche Bilddokumentationen in Form von Farbdia-Sammlungen, insbesondere von Vögeln, Amphibien, Reptilien, Insekten und Blütenpflanzen.

Im Frühjahr 1976 kam es dann zu einer für den örtlichen Naturschutz in der Tat "schicksalhaften" Begegnung zwischen E.Schacht und R.Kempe an einem Habichtshorst im Großen Moor bei Wistedt. Die S-8-Filmaufnahmen jenes Tages, aufgenommen aus einem 50m entfernt vom Horst aufgebauten Beobachtungszelt, existieren noch heute. 
Aus dem ersten recht anonymen Kurzgespräch, getrennt durch die Zeltplane (Schacht wollte nur nach seinem Habicht sehen und entdeckte dann mein Zelt!), wurden schnell sehr intensive Begegnungen mit reichem Erfahrungsaustausch. Gleichgesinnte hatten sich getroffen.
Unserer kleinen, schlagkräftigen BUND-Gruppe mit E.Schacht, R.Müller/Winsen (unser Chef-Botaniker bis heute!), G.Köster und seit jenem Maitag auch mit R.Kempe gelang es, daß fast Jahr für Jahr von der Bezirksregierung in Lüneburg und unter Befürwortung des Landkreises Harburg neue Naturschutzgebiete im Raume Tostedt eingerichtet werden konnten:
1975 das NSG Großes Moor/Wistedt, 1977 das NSG Rauhes Moor bei Hollinde, 1978 das NSG Ottermoor, 1984 das NSG Kauers Wittmoor, 1981-1987 das NSG Obere Wümme, 1988 das NSG Großes Everstorfer Moor.

In enger Zusammenarbeit mit der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde wurden von unserer Gruppe die Anträge auf Ausweisung dieser genannten Landschaftsteile als Naturschutzgebiete erstellt bzw wichtige Daten zur Begründung der Schutzwürdigkeit erarbeitet. Alle Anträge wurden von den Behörden durchgesetzt. Das waren Zeiten!

Das Ausweisen von Naturschutzgebieten ist inzwischen schwieriger, komplizierter geworden, die gute Zusammenarbeit mit der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde in allen Fragen des Naturschutzes in unserem Raum ist aber bis heute geblieben.

So begannen folgerichtig seit 1981 dann auch die ersten Pflegemaßnahmen in den schon ausgewiesenen Naturschutzgebieten, zuerst im Ottermoor und in der Otterheide südöstlich von Groß Todtshorn, seit 1984 im Großen Moor bei Wistedt, seit 1985 im Kauers Wittmoor (Wistedt) und seit 1989 auch im Großen Everstorfer Moor. Anfangs wurden diese Arbeiten ausschließlich mit Schülern des Friedrich-Ebert-Gymnasium/Harburg unter R.Kempe und bald dann auch mit Schülergruppen des Gymnasiums Tostedt unter Herrn Quante durchgeführt. Auch gemeinsame BUND- und NABU-Gruppen beteiligten sich ab 1985 wenigstens einmal in der Wintersaison.

1987 kam es dann zur Gründung des Arbeitskreises Naturschutz in der SG Tostedt mit dem Ziel, eine flächendeckende Biotop- und Nutzungskartierung für das Areal der Samtgemeinde zu erstellen. Dieses Vorhaben wurde vorbildlich unterstützt vom damaligen Samtgemeindedirektor Nissen und den Kommunalpolitikern aller Parteien.

Nach 2jähriger Arbeit konnte das ca 350 Seiten starke Karten- und Textwerk im Herbst 89 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Als Würdigung für die geleistete Arbeit erhielt der Arbeitskreis im Frühjahr 1990 den Umweltschutzpreis des Landkreises Harburg.

Dieses Kartenwerk ist seitdem Grundlage unserer Aktivitäten mit dem Ziel, Naturschutz verstärkt vor allem außerhalb der Naturschutzgebiete zu betreiben, in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten, Verwaltungen und vor allem mit den Bürgern, den Eigentümern von Flächen vor Ort.

Neben der Betreuung der örtlichen großen und kleinen Naturschutzgebiete, deren Pflege und Entwicklung als Langzeitaufgabe geblieben ist, ist es dem Arbeitskreis in den Jahren 89 bis heute gelungen, in den Gliedgemeinden Handeloh, Heidenau, Kakenstorf, Wistedt und Königsmoor in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Räten, mit den Landwirten, mit der Forstwirtschaft auf inzwischen mehr als 110 Flächen die Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren nachhaltig zu verbessern und zu sichern.

In den Gemeinden Welle, Otter, Dohren und Tostedt blieb die Zusammenarbeit aus verschiedenen Gründen bisher fragmentarisch, wenngleich, was die Sicherung einiger wertvoller Flächen betrifft, durchaus auch produktiv. In Dohren ist sie lediglich mit einigen Landwirten erfolgreich, wird aber von Seiten der Mehrheitsfraktion und des Bürgermeisters verweigert. So sehr uns ersteres freut, so sehr bedauern wir das letztere.

Im Frühjahr 95 war die Zeit dann reif, den AKN, als losen Zusammenschluß Gleichgesinnter, in einen gemeinnützigen eingetragenen Verein umzuwandeln. Nach 2 Jahren ist es mehr als deutlich, daß dieser Schritt richtig war.

Die Mitgliederzahl hat sich von 25 auf über 50 verdoppelt; die gute finanzielle und die rechtliche Grundlage des Vereins erlauben es, langfristige Pachten einzugehen, neue Geldquellen zu erschließen und insgesamt offensiver aufzutreten. Wir sind handlungsfähiger geworden.

Nicht nur die 50 Mitglieder unseres Vereins, sondern zwischen 70 und 100 Engagierte, Interessierte, Freunde und Förderer des Vereins und Mitstreiter für die Belange der Natur machen unsere vielfältigen Arbeiten erst möglich. Sie vermitteln Gespräche mit Eigentümern, unterstützen uns in verschiedenen Räten und Ausschüssen, lassen uns Spenden zukommen und fördern damit die Arbeit des Vereins.

Viele bieten ihre Hilfe an, wenn die Kerngruppen des AKN in den einzelnen Gemeinden in immer neuen personellen Zusammensetzungen, sich wechselseitig stützend, Samstag für Samstag im Winterhalbjahr Hecken legen und pflanzen, Heiden und Moore entkusseln, letztere auch wiedervernässen oder Teiche und Tümpel naturnah gestalten. Besonders erfreulich ist dabei das dauerhaft tatkräftige, stets fröhlich zupackende Engagement vieler junger Leute aus unserer Samtgemeinde, die meisten auch Mitglieder des Vereins.

Wir erleben eine durchaus erfreuliche Entwicklung unsere Arbeit, ein Befund, der auch nach unvermeidlichen Rückschlägen unsere Motivation nachhaltig stärken und zu neuen Plänen und weiterer Arbeit ermuntern sollte.

Also tatkräftig auf in die nächste Saison!!!

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Der AKN 1990 bei der Verleihung des Umweltpreises durch den Landkreis

Landrat Gellersen, C.Müller, OKD Röhrs, M.Koslowski, U.Quante, H.-E.Miersch, R.Kempe, E.Schacht (von links)

 

 

[Inhalt]

 

Ein Gedicht

Ermüdung

Ein Mensch erfährt es mit Empörung:
Der schönsten Landschaft droht Zerstörung!
Ein Unmensch baut, und zwar schon bald,
Ein Industriewerk nah am Wald.

Der Mensch hat Glück und ihm gelingt,
Daß er die Welt in Harnisch bringt.
Ja, alles stellt er auf die Beine:
Behörden, Presse, Funk, Vereine,
Die scharf in Resolutionen
Auffordern, die Natur zu schonen.

Der Unmensch hat das oft erprobt:
Er wartet, bis man ausgetobt.
Dann rückt - die Zeit ist ja sein Acker -
Er an mit Säge und mit Bagger.
Eh neuer Widerspruch sich regt,
Hat er den Wald schon umgelegt.

Inzwischen hat sich längst der Haufen
All der Empörer müd verlaufen;
Vergebens stößt in seinem Zorn
Der Mensch nun abermals ins Horn.

Der Landrat rät dem Unbequemen,
Die Sache nicht mehr aufzunehmen;
Es wollen Presse auch und Funk;
Sich nicht mehr mischen in den Stunk.

Der Mensch steigt von den Barrikaden:
Er ist zum Richtfest eingeladen.

Eugen Roth

 

 

 


 


[Inhalt]

 

Noch einmal: Der Kranich  

Als Ergänzung zu dem Kranich-Artikel von R.Kempe in den AKN-Mitteilungen Nr.4 (2/96) hat uns A.Dörp den folgenden Text geschrieben. Herr Dörp ist sowohl Mit­glied im AKN als auch im NABU und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Schutz von Großvögeln.

Der AKN bemüht sich mit allen Kräften, die in der SG Tostedt ansässigen Kraniche zu schützen und ruft daher alle Mitglieder und Freunde auf, diese herrlichen Großvögel nicht in ihren Brutrevieren zu stören. An verschiedenen Wegen im Moor wurden vom AKN bereits entsprechende Hinweisschilder (siehe rechts) aufgestellt.

Meiden Sie die Kranichreviere im Frühjahr und und helfen Sie mit, störende Einflüsse fernzuhalten!   

Brut- und Revierverhalten des Kranichs

Voraussetzung für die erfolgreiche Brut und auch Jungenaufzucht ist die absolute Ruhe im Bruthabitat. Um hier bei eventuellen Beobachtungen keine Störungen zu verursachen, einige Hinweise auf das Verhalten und die Bruthabitate: 
Die durchschnittliche Ankunftszeit der Kraniche in unserer Region bewegt sich je nach Witterung im langjährigen Mittel um den 10. März herum. Von diesem Zeit­punkt an muß in den Brutrevieren absolute Ruhe herrschen. Die Vögel schreiten zur Balz und zum Nestbau, so daß die meisten Gelege in die erste Aprilhälfte fallen. Kälteperioden in der ersten Brutperiode werden gewöhnlich ohne größere Ausfälle überstanden, sofern die brütenden Vögel nicht durch Störungen zum Verlassen des Nestes gezwungen werden. Nach ca. 28 bis 31 Tagen schlüpfen die Jungen. Vielseitige und eiweißreiche Nahrung benötigen die Jungen besonders in den ersten Lebenswochen, da sie sehr schnell wachsen. So ist das Nahrungsrevier ziemlich ausgedehnt, die Altvögel unternehmen mit den Jungvögeln ausgedehnte Wanderungen - die Nahrungsreviere können bis zu 3 km vom Brutplatz entfernt liegen!

Alle zwei Jahre durchleben die Vögel eine besonders kritische Zeit. Im Mai bis An­fang Juni setzt die Mauser der Schwungfedern ein. Eine sog. Synchronmauser bewirkt, daß die Vögel alle zum Fliegen erforderlichen Großfedern der Schwingen binnen zwei bis drei Tagen verlieren!! Bis zum Nachwachsen der Flügelfedern sind sie dann fünf Wochen flugunfähig. Die Schwungfedermauser fällt in die Zeit der Jungenaufzucht und damit in eine Periode, in der die Vögel noch stärker als sonst am Boden gebunden sind. So brauchen die Kraniche neben einem störungsfreien Nistplatz auch ein ruhiges und ergiebiges Nahrungsrevier. Es besteht sonst die Gefahr, daß die Futtermenge für die Jungenaufzucht und Regeneration des Gefieders nicht ausreicht.

Halten wir uns also fern von den Kranichhabitaten, berücksichtigen wir die Flucht­distanzen von 300 bis 1000m. Freuen wir uns im Spätsommer, wenn wir die flugfähigen Jungvögel mit ihren Elternpaaren bei der Nahrungsaufnahme sehen. Die Jungvögel erkennt man übrigens an der fehlenden schwarz-weiß-roten Kopffärbung. Mögliche Kranichbeobachtungen bitte ich zu melden (Ort, Uhrzeit, Wetter, Anzahl, Abflugrichtung), da diese Daten von mir an den Landesbeauftragten für Kranichschutz gemeldet werden.  

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Hinweistafel

 


[Inhalt]

 

Der Sonnentau, ein "Räuber" unter den Pflanzen

Heute soll hier einmal von etwas ausgefallenen Vertretern des Pflanzenreichs die Rede sein: Es geht um fleischfressende Pflanzen. Im Allgemeinen werden solche Gewächse jedoch als viel zu exotisch für unsere Gegend betrachtet und eher in irgendwelchen tropischen Gebieten vermutet. Doch tatsächlich gibt es fleischfressende Pflanzen auch hier vor unserer Haustür. Sie leben unauffällig und zurückgezogen mitten in den Mooren unserer Umgebung und hören auf den schönen Namen "Sonnentau ".

Doch warum wächst der Sonnentau ausgerechnet auf den kargen Moorböden, und warum ist er fleischfressend? Die Antworten auf diese beiden Fragen stehen in einem direkten Zusammenhang.

Pflanzen benötigen für ihr Wachstum verschiedene Nährsalze, insbesondere Stick­stoffverbindungen. Nun sind Moore wie die Hoch- und Zwischenmoore ausgesprochene Stickstoffmangelgebiete. Nur wenige "Hungerkünstler" können hier gedeihen: Spezialisten, die in der Lage sind, mit den wenigen Nährsalzen hauszuhalten, oder es schaffen, durch raffinierte Methoden die Nährsalzversorgung zu verbessern. Eine Strategie ist es, den erforderlicher Stickstoff nicht nur aus dem Boden zu beziehen, sondern auch andere Stickstoffquellen zu nutzen.

Der Sonnentau ist ein solcher Hochmoorspezialist. Er besitzt B1ätter, die übersät sind von Tentakeln mit kleinen Köpfchen. Und diese Köpfchen sind von einer kleb­rigen, durchsichtigen F1üssigkeit überzogen, so daß es aussieht als habe sich Tau auf ihnen niedergeschlagen (Name). Der flüssige Überzug enthält Substanzen (Enzyme), die ähnlich dem Magensaft des Menschen dazu in der Lage sind, tierisches Eiweiß abzubauen und daraus Stickstoff freizugeben. Ein Insekt, das von diesem Sekret auf den B1ättern angezogen worden ist und sich darauf niederläßt, klebt fest und wird von den zersetzenden Stoffen angegriffen. Zur besseren Verdau­ung schließt das Blatt das Opfer langsam ein. Dieses Wölben des Blattes kann Stunden dauern. Nicht nur Fliegen und Mücken werden vom Sonnentau gefangen, auch so manch unvorsichtiger Schmetterling ist an den Fangblättern hängengeblieben und sogar Libellen können zu Opfern werden.

Allerdings zu glauben, daß das Blatt sofort zuschnappen würde, sobald man mit seinem Finger dessen Oberfläche berührt, und anschließend einen angeknabberten Finger zu erwarten, ist reiner Unsinn. Damit erweist sich die Suche nach dem Sonnentau als völlig gefahrlos. Sie sollte aber dennoch unterbleiben, denn die bei uns heimischen Sonnentauarten sind selten, im Bestand gefährdet und daher geschützt. Zudem sind sie so unscheinbar, daß Unerfahrene bei ihrer Suche nach den kleinen Pflanzen bereits mehrere zertreten haben können, bevor sie die ersten entdecken.

Die beiden im Raum Tostedt vorkommenden Sonnentauarten besitzen grundständige Blattrosetten, lediglich der dünnstielige Blütenstand erhebt sich einige Zentimeter hoch über den Boden. Der Rundblättrige Sonnentau besitzt langgestielte runde, rötliche Blätter, während die langgestielten rötlichen Blätter des Mittleren Sonnentaus länglich-oval sind. Die Bestäubung der kleinen weißen Blüten erfolgt durch an­gelockte Fliegen.

Beide Arten wachsen auf ähnlichen nassen Standorten: der Rundblättrige Sonnentau bevorzugt Torfmoospolster in Hochmooren, kommt aber auch auf nackten Torfböden vor. Der Mittlere Sonnentau bevorzugt die nicht so extrem armen Zwischen­moore, Torfschlammböden und sandige Quellhorizonte.

Zur Zeit gibt es im Bereich Tostedt noch eine Reihe von Fundorten der beiden Ar­ten, ihr Überleben hängt aber ausschließlich von der Erhaltung ihrer Lebensräume ab: Nur der Schutz der letzten Hoch- und Zwischenmoore, von Quell- und Heide­mooren und anderen Kleinmooren kann die Bewahrung der verbliebenen Populationen gewährleisten.

Wieder einmal sollte auch der Sonnentau als Heilpflanze nicht vergessen werden. Eingesetzt werden die Pflanze bzw. ihre Inhaltstoffe bei Husten. Der Hustenreiz wird unterdrückt, die Muskulatur der Atemwege entspannt und der Gesundungsprozeß durch die antibiotischen Eigenschaften gefördert. Viele Hustensäfte enthalten daher Sonnentauauszüge häufig als Mischung mit Thymian oder Eukalyptusöl.

Hierbei darf man nicht unerwähnt lassen, daß in Mitteleuropa das Sammeln der Pflanze ausdrücklich verboten ist. In der Bundesrepublik ist sowohl die Einfuhr von Sonnentaukraut als auch dessen Inverkehrbringen streng kontrolliert. Für die Arzneimittelproduktion werden keine heimischen Arten verwendet. Ein mehrjähriger, knollenbildender Sonnentau wird für diese Zwecke vor allem in Finnland großflä­chig angebaut. Dieser kann mehrmals im Jahr beschnitten und abgeerntet werden. Das Überleben der heimischen Arten ist hierdurch also nicht bedroht und solange gesichert, wie unsere Moore intakt bleiben.

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 Fangblatt des Rundblättrigen Sonnentaus



[Inhalt]

 

Der Raubwürger

Man bekommt ihn nur noch sehr selten zu Gesicht, diesen drosselgroßen, langschwänzigen Vogel. Dabei ist er im Grunde auffällig. Weithin leuchtet sein schwarz-weißes Gefieder, wenn er, seiner Gewohnheit folgend, frei auf einer Baum- oder Buschspitze sitzend, nach Mäusen und größeren Bodeninsekten, wie Laufkäfern und Heuschrecken, Ausschau hält.

Doch sein Lebensraum ist rar geworden in den letzten 50 Jahren. Heiden, Gras- und Ödlandschaften, nur spärlich verbuschte Moore und ihre Randgebiete gehören heute zu den seltenen Landschaftsteilen. Dort, wo es sie noch gibt, etwa in der Lüneburger Heide und damit auch in unserem Tostedter Raum, ist dieser herrliche, akut vom Aussterben bedrohte Vogel auch noch als Brutvogel anzutreffen.

Allerdings werden seine Lebensmöglichkeiten auch hier immer mehr eingeschänkt. Die Beunruhigung auch entfernter Heide- und Moorlandschaften durch den Menschen nimmt zu, auch in Naturschutzgebieten, und die Verbuschung und Verwaldung vieler Moorflächen, aber auch die Aufforstung vieler Heideflächen, haben in den letzten Jahrzehnten zu starken Biotopveränderungen geführt, zum Nachteil des Raubwürgers.

Ich werde nie vergessen, als ich vor reichlich 25 Jahren im April in meinem Beobachtungs- und Photographierzelt südlich von Königsmoor auf Uferschnepfen ansaß und plötzlich neben mir in einer Birke ein leiser, glucksender, mit vielen z.T. wohltönenden Lauten durchsetzer leiser Gesang erklang, den ich noch nie gehört hatte. Durch das seitliche Tarnfenster des Zeltes entdeckte mein neugieriger Blick einen Raubwürger, dessen Revier ich hier zwar kannte, dessen Gesang aber noch nie an mein Ohr gedrungen war.

Man vergißt es nur zu leicht, daß unsere Würger (der Neuntöter oder Rotrückenwürger und der Raubwürger) Singvögel sind. Ihr gebogener Oberschnabel, ihr raubvogelartiges Aussehen und ihr auffälliges Jagd- und Beutefangverhalten lassen sie so gar nicht singvogelhaft erscheinen.

Das Nest wird mit Vorliebe in etwas verdeckt stehenden Kiefern mit dichter Krone gebaut. Drei oder vier zusammenstehende Kiefern auf einer locker verbuschten Heide oder auf einer Moorheide, nahe einem Bruchwald- oder auch Wiesenrand vermögen den Raubwürger zum Nestbau anzuregen. Wichtig ist dabei allein ein ca 10 bis 20 ha großes Ödlandareal mit nur lockerem Baum- und Buschbestand und relativ niedriger Bodenvegetation als Jagdraum. 20 bis 40 ha werden als durchschnittliche Reviergröße in der Literatur angegeben. Der Raumanspruch dieses Vogels ist also groß !

Die von mir gefundenen Nester standen zwischen 2 und 7m hoch, oft in einer Astgabel, aber auch nicht selten auf kräftigen Seitenästen. Die Kiefer wird in unserer Gegend eindeutig bevorzugt, gelegentlich fand ich das Nest auch in Moorbirken, direkt am Stamm, dort wo auch mehrere dünne Äste Unübersichtlichkeit erzeugen. Die 5 - 7 Eier werden oft bereits ab Mitte April bebrütet. Unsere früheste Begegnung mit bereits fast flüggen Raubwürgern war an einem 27. April. Es findet stets nur eine Brut statt, auch in guten Mäusejahren. Wie unsere Greife und Eulen liefert der Raubwürger auch Speiballen mit den unverdaulichen Resten seiner Insekten und Mäusenahrung.

Mäuse, Jungvögel, zur Zeit der Jungenaufzucht und im Sommer aber auch viele Bodeninsekten, werden von hoher oder niedriger Warte aus erspäht und dann erbeutet, oft kann man dabei längeres Rütteln über der beuteverdächtigen Stelle beobachten. Dann, ebenso wie bei seinem weitbogigen Streckenflug, zeigt dieser Vogel die ganze Pracht seines Schwarz-Weiß-Gefieders mit der prächtigen weißen Flügel- und Schwanzzeichnung.  

Immer finden sich in einem Würgerrevier sogenannte Spieß- und Vorratsplätze, an denen der Vogel bevorzugt größere Beute, etwa Mäuse, Vögel, zerlegt. Dazu werden die Tiere zwischen Astgabeln eingeklemmt oder auf Dornen, z.B. des Weißdorns, aufgespießt und dann in verwertbare Brockengröße zerkleinert. Bei einem zeitweisen Überangebot an Beutetieren werden u.U. erheblich Vorratsmengen angelegt. Besonders ausgeprägt ist dieses die Arterhaltung sichernde Verhalten während der Brutphase und Jungenaufzucht und im Winter.

Zwischen 1960 und 1970 kannte ich im Raume der Samtgemeinde Tostedt 9 Raubwürgerreviere, die meist ganzjährig besetzt waren, wenn es auch im Winterhalbjahr durch Teilzug unserer heimischen und durch nordische Zuzügler immer wieder zu Verschiebungen und auch zu dichterem Besatz kam.

Von Inzmühlen bis Königsmoor und von Ottermoor bis zum Everstorfer Moor westlich von Heidenau haben wir damals in manchen Jahren mehr als 30 Jungwürger für die staatliche Vogelschutzwarte Helgoland beringt. Manche Brut ging auch verloren. 
Und wie steht es heute um den Raubwürger in unserem Bereich?
Schlecht, muß die Antwort leider lauten, denn dieser Vogel der stillen, halboffenen Moor- und Heidelandschaften hat in fast allen ehemaligen Brutrevieren seinen Lebensraum weitgehend verloren; Fläche für Fläche wurde aufgeforstet, umgebrochen oder verbuschte zu sehr. Neue Gebiete sind nicht dazugekommen, wie sollten sie auch!
   

Nach wie vor, Jahr für Jahr ist das Heide-Revier bei Inzmühlen besetzt, mit gelegentlichen Unterbrechungen ein zweites auf der Drögen Heide bei Handeloh. Auch im östlichen Teil des Großen Moores hat es in den letzten Jahren mindestens 2 Bruten gegeben. Alle anderen Brutvorkommen sind in den letzten 20 Jahren erloschen und, wie gesagt, neue sind m.E. nicht hinzugekommen. Über diesbezügliche Meldungen wäre ich sehr dankbar.

Unsere Moorentkusselungsarbeiten in unseren Naturschutzgebieten dienen u.a. auch dem Raubwürger. Sie erhöhen die Chancen, daß wir diesem wunderschönen Einzelgänger, diesem Jäger auf freier Warte, an zwei oder drei Stellen  neuen Lebensraum schaffen, richtiger gesagt, alten, angestammten dauerhaft zurückgeben können.

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Vom Raubwürger aufgespießte Beute

 

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Raubwürger am Nest

 

[Inhalt]

 

Renaturierung von Teichen und und Regeneration von Tümpeln

Wie bereits in den letzten Mitteilungen des AKN erwähnt, hat der Arbeitskreis mit der Renaturierung eines in Wistedt gepachteten Teiches begonnen. Die im Herbst 1996 durchgeführten Maßnahmen erfolgten unter erheblichem Maschineneinsatz: Ein schwerer Raupenbagger arbeitete mehrere Stunden lang, von Herrn Pankop einfühlsam bedient, so daß kaum noch mit der Schaufel nachgearbeitet werden mußte. Herrn Pankop gebührt unser Dank ebenso wie Herrn Gerken von der Allianz-Versicherung, der die Finanzierung der Arbeiten übernommen hat.

Desweiteren wurde im November mit Regenerationsmaßnahmen am Tümpel südlich vom Düvelshöpen begonnen, ebenfalls mit der "Maschinen-Power" von Herrn Pankop und der "Finanz-Power" der Allianz-Geschäftsstelle in Tostedt. Die Arbeiten hierzu werden im Laufe dieses Jahres mit einem weiteren Maschineneinsatz fortgeführt und abgeschlossen werden. Einen Bericht hierüber werden wir in einem späteren Heft veröffentlichen. 
Jetzt aber erst einmal zu dem Wistedter Teich.

Zustandsbeschreibung:
Der gepachtete Teich liegt sehr ruhig und abgelegen nahe der Oste am Rande von moorigen Wiesen. Die Wasserqualität wurde im letzten Jahr mehrfach durch chemische und biologische Untersuchungen überprüft (s. rechts). Hierbei zeigte sich, daß der Teich, obwohl er zeitweise durch eine Massenvermehrung von braunen Kieselalgen ("Algenblüte") einen stark "verschmutzten" Eindruck machte, insgesamt nur als "mäßig verschmutzt" eingestuft werden muß. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Erkenntnis, daß die Belastung mit den Verschmutzungsindikatoren (Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat) durch den Zufluß erfolgt und im Bereich des Abflusses aufgrund der Selbstreinigungskraft des Teiches wieder deutlich verringert ist. Die Folge der Belastungen ist eine nicht unerhebliche Schlammbildung am Boden verschiedener Gewässerteile.

Die biologischen Untersuchungen ergeben ein insgesamt recht positives Bild. Im Wasser lebt und vermehrt sich der Dreistachelige Stichling, und neben Erdkröten und Teichmolchen laichen mindestens 10 Libellenarten dort. Im Jahre 1996 habe ich insgesamt 16 verschiedene Libellenarten am Teich angetroffen, davon 4 Rote-Liste-Arten.

Die Umgebung des Teiches mit Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren und Bruchwald ist ökologisch sehr wertvoll, da artenreich an Pflanzen, Heuschrecken und Schmetterlingen. Allerdings ist das Relief des Teiches als negativ einzustufen: die Ufer sind sehr gerade und überall relativ steil.

Zielsetzung:
Aus dem Beschriebenen ergeben sich zwangsläufig die Zielvorgaben für die Renaturierung:
1. Ufergestaltung
: Die Uferlinie muß unregelmäßig mit Buchten und kleinen Landzungen so strukturiert werden, daß eine längere und vielfältigere Übergangszone zwischen Land und Wasser entsteht. Die Ufer müssen zumindest zonenweise so flach sein und sich in Flachwasserzonen fortsetzen, daß für Pflanzen und Kleintiere ein amphibischer Lebensraum entsteht.
2. Verbesserung der Wasserqualität:
Durch höhenregulierbare Dämme soll die Zu­fuhr an Stickstoff- und Phosphorverbindungen durch den Zulauf unterbunden oder zumindest verringert werden. Ebenso kann ein kontrollierter Ablauf zur Steuerung der Verschmutzungen beitragen.
3. Entschlammen:
Es sollte erreicht werden, daß der übermäßige Schlamm entfernt wird, damit die Sauerstoffzehrung möglichst gering gehalten wird und Fäulnispro­zesse eingeschränkt werden.

Renaturierungsmaßnahmen:
Einige der genannten Maßnahmen sind, wie bereits erwähnt, im Herbst 96 erfolgt: Durch Einsatz eines Baggers wurde die Uferlinie verlängert und abgeflacht, im Bereich vom Zu- und Abfluß eine Sumpfzone gestaltet (s. Skizze) und teilweise der Schlamm entfernt. Von Schülern der Naturschutz-AG des Gymnasiums Tostedt wurden inzwischen auch die Feinarbeiten durchgeführt und am Zufluß ein regulierbares Wehr errichtet. Hier ist das handwerkliche Geschick und besondere Engagement von Patrik Buhmann (bis zum Bauch im Schlamm) dankend zu erwähnen.

Das Entschlammen dürfte die größten Probleme machen, da hierzu der Teich vollständig abgelassen werden müßte. Wie dies zu bewerkstelligen ist und ob ein solch massiver Eingriff wegen der Auswirkungen auf die im Teich lebende Fauna überhaupt vertretbar ist, müssen weitere Beobachtungen zeigen.

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Abschrägen der Ufer und Entschlammen mit dem Bagger

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Renaturierungsplan


Insektenvorkommen

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Chem. Parameter

[Inhalt]

 

Der Hollenbeck und seine Bewohner  

Im Rahmen einer einmaligen Untersuchung ausgewählter Abschnitte des Hollenbeck, eines kleinen Fließgewässers vom Typ des sommerkalten Niederungsforellenbaches in der Gemeinde Handeloh, im späten Frühjahr 1996 konn­ten insgesamt 32 Wirbellosen-Arten - sowie als Beifang eine Neunaugenart - nachgewiesen werden. Das faunistische Inventar der einzelnen Probenstellen ist unten aufgelistet.

Der Bach
Der Hollenbeck entspringt etwa 2km südlich von Handeloh in einem leicht anmoorigen Bereich östlich der Trasse der Heidebahn, fließt über weite Strecken begradigt nach Norden und mündet schließlich nach ca. 2,5km östlich von Handeloh in die Seeve. Während der Oberlauf in Grünland eingebettet und zumeist unbeschattet ist, wird der Bach (in Fließrichtung) unterhalb der Kreisstraße von schattenspendenden Erlen und anderen Gehölzen gesäumt.

Probennahme
Um einen Überblick über die Bewohner des Hollenbeck zu bekommen, wurden an drei Abschnitten des Gewässers mit Netzen verschiedener Maschenweite alle Kleinlebensräume abgekeschert. Der Netzinhalt wurde in eine weiße Schale gegeben und auf die Anwesenheit von Tieren, zumeist Larven von Insekten, überprüft. Daneben wurden auch im Wasser wurzelnde Pflanzen sowie Steine und hereingefallene Äste und dergleichen untersucht.
Leider gibt es nicht für alle vorgefundenen Arten deutsche Namen, so daß vielfach nur der in der Wissenschaft übliche lateinische Name benutzt werden kann.

Beschreibung der Probenstellen
H 1
(quellnah): ca. 50m oberhalb des Wanderweges gelegen, der von der Straße ‘Am Gehege’ zur Seeve führt; der Hollenbeck ist hier 0,5-0,75m tief in (als Pferdewiese genutztes) Grünland eingeschnitten und begradigt, verläuft aber in dem 1-2m breiten Bett leicht schwingend; die Wassertiefe beträgt 0,1-0,3m; der Gewässergrund besteht aus Sand mit viel Mulm; z.Zt. der Probennahme wurzeln große Bestände vom Aufrechten Merk (Berula erecta) [weitere Pflanzen u.a. Seggen (Carex sp.), Flutender Schwaden (Glyceria fluitans), Binsen (Juncus sp.) und Wasserlinse (Lemna minor)]; die Ufer sind z.T. zertreten (vermutlich nicht immer gezäunt); auf der Böschung stehen einzelne Gehölze, das Gewässer ist also praktisch unbeschattet. Im unteren Bereich dieses Abschnittes befindet sich eine ausgezäunte Pferdetränke; hier finden sich Hartsubstrate durch eingebrachtes steiniges Material (z.T. auch Bauschutt) - dadurch kommt es zum Auftreten zusätzlicher Arten.

Anmerkung: Im Bereich der Übergänge zwischen den Wiesenflächen ist der Hollenbeck - ökologisch ungünstig - verrohrt (z.B. Durchlaß 15m oberhalb Wanderweg mit engem Querschnitt, der mit einer entsprechend starken Strömung ein potentielles Aufwanderungshindernis für die meisten Bewohner darstellt). Die Holzbrücke im Bereich des Weges ist dagegen ökologisch deutlich günstiger.
Oberhalb der Kreisstraße verläuft der Hollenbeck beschattet am Rande eines Grundstückes; Unterquerung der Straße mit rechteckigem Durchlaß.
H 2: unterhalb der Kreisstraße zwischen Straße und Brücke des Wanderweges; der Bach ist kaum eingeschnitten und verläuft leicht schwingend; er wird tunnelartig von Erlen gesäumt, ist z.T. über 3m breit, bis 0,15m tief und weist 'Inselchen' auf, auf denen Schwarz-Erlen wurzeln; das Substrat besteht aus Sand mit einigen hereingefallenen Zweigen und Ästen, z.T. auch Mulm (Feindetritus); im Bachgrund wurzeln nur wenige Exemplare des Aufrechten Merks [(Halb)-Schatten]; angrenzend Wiese (mit ausgezäunter - wohl nicht mehr genutzter -  Tränke) bzw. Wanderweg; einmündendes Drainrohr.
Auf natürlichem Hartsubstrat finden der Rollegel Erpobdella octoculata und Larven der netzbauenden Köcherfliegenart Hydropsyche sp. eine geeignete Unterlage. Das Bachneunauge konnte nicht gefangen werden und muß als unsicher gelten, kann aber sehr wohl vorkommen (Bestände in der Seeve).
H 3 (mündungsnah): an der rechtwinkligen Abknickung am Hollenbeck-Wanderweg östlich von Handeloh gelegen; der Hollenbeck verläuft hier begradigt, leicht eingeschnitten und vollständig beschattet in einem Gehölzstreifen (u.a. Schwarz-Erle und Eberesche) - im Bach findet sich daher keine Vegetation; Gewässerbreite: 1-1,5m, Tiefe: 0,1-0,15m, der Grund besteht aus Sand, stellenweise zeigen sich kleine 'Stromschnellen' durch eingefallene Äste usw..
Erwähnenswert hier sind im Sand grabende Larven der Eintagsfliegenart Ephemera danica sowie die auf ins Wasser gefallenen Zweigen galeriebauenden Larven der Köcherfliegenfamilie Psychomyidae.

Einschätzung
Mit dem Nachweis von 18 bis 19 Wirbellosen-Arten (incl. einer Neunaugenart) im Rahmen einer einzigen Probennahme sind die untersuchten Abschnitte des Hollenbeck - im Vergleich - als durchschnittlich artenreich zu charakterisieren. Dabei ist zu bedenken, daß in den quellnahen Abschnitten eines Fließ­gewässers aufgrund der besonderen Bedingungen immer z.T. deutlich weniger Arten anzutreffen sind als weiter unterhalb; bachabwärts nimmt in der Regel mit zunehmender Zahl an besiedelbaren Kleinlebensräumen auch die Zahl der tierischen Besiedler zu.

Nicht alle Arten, die in einem Bach nachgewiesen werden, sind ausgesprochene Fließgewässerbewohner. Viele vermögen auch im stehenden Wasser zu leben - sie sind ggf. in allen (Süß-)Gewässertypen zu finden, haben also eine entsprechend weite ökologische Amplitude. Von besonderem ökologischen Interesse ist aber der Anteil solcher Arten, die praktisch ausschließlich in fließendem Wasser anzutreffen sind. Es sind dies hier insgesamt vier Arten (= 12% der festgestellten Arten), nämlich die Eintagsflie­gen­art Baetis sp., der Stoßwasserläufer Velia caprai, die Köcherfliegenart Hydropsyche sp. sowie die Kriebelmücken aus der Zweiflügler-Familie Simuliidae.

Gewässergüte
Bei der Ermittlung der Gewässergüte zeigt sich, daß der Hollenbeck im Ober- und Mittellauf - bei biologischer Bewertung nach MEYER (1983) - als mäßig belastet einzustufen ist (Güteklasse II), während der mündungsnahe Abschnitt infolge der Selbstreinigung nur mehr gering belastet ist (Güteklasse I-II).

Eine biologische Bestimmung der Güte ist auch bei einmaliger Untersuchung schon aussagekräftig, weil sie über die An- bzw. Abwesenheit der tierischen Bewohner zu einem Ergebnis kommt, und diese Tiere müssen während ihrer gesamten Entwicklung, die z.B. bei bestimmten Libellen mehrere Jahre dauern kann, zusagende Bedingungen vorfinden, um dort (über-)leben zu können.

Die aufgrund chemischer Kenngrößen bestimmte Güte ist dagegen immer nur eine Momentaufnahme.

Literatur
BLAB, J., E. NOWAK, W. TRAUTMANN & H. SUKOPP (Hrsg.) (1984): Rote Liste der gefährdeten Tiere und Pflanzen in der Bundesrepublik Deutschland. - Greven: Kilda.
GAUMERT, D. & M. KÄMMEREIT (1993): Süßwasserfische in Niedersachsen. - In: Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (Hrsg.), Binnenfischerei in Niedersachsen 1.
HAASE, P. (1996): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Wasserkäfer mit Gesamtartenverzeichnis (Insecta: Coleoptera, partim). - Inform.d. Naturschutz Nieders. 16(3): 81-100 MEYER, D. (1983): Makroskopisch-biologische Feldmethode zur Wassergütebeurteilung von Fließge­wäs­sern. - Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Limnologie + Gewässerschutz und Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland.
REUSCH, H. & D. BLANKE (1993): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen (Insecta: Ephemeroptera, Plecoptera, Trichoptera). - Inform.d. Naturschutz Nieders. 13(4): 129-148.

Tabelle: Liste der im Juni 1996 in ausgewählten Abschnitten des Hollenbeck nachgewiesenen Wirbellosenarten (sowie einer Neunaugenart) mit Angaben zur Häufigkeit (7-stufige Skala: 1 = Einzeltier, ..., 7 = Massenvorkommen), zum Grad ihrer Gefährdung lt. Roter Liste Niedersachsen (RL-N: REUSCH & BLANKE 1993, HAASE 1996) bzw. Bundesrepublik Deutschland (RL-D: BLAB et al. 1984) [H1 - H3 = Probenstellen; vgl. Text]

Art

RL-N

RL-D

H 1

H 2

H 3

Strudelwürmer (Turbellaria)

 

 

 

 

 

Dugesia gonocephala DUGES

 

 

1

 

2

Weichtiere (Mollusca)

 

 

 

 

 

Erbsenmuschel (Pisidium sp.)

 

 

 

1

 

Bernsteinschnecke (Succinea sp.)

 

 

 

1

 

Saitenwürmer (Nematomorpha)

 

 

 

 

 

Gordiidae

 

 

 

 

1

Wenigborster (Oligochaeta)

 

 

 

 

 

Tubificidae

 

 

1

 

 

Egel (Hirudinea)

 

 

 

 

 

Rollegel (Erpobdella octoculata L.)

 

 

 

1

 

Milben (Acari)

 

 

 

 

 

Hydracarina

 

 

2

1

 

Krebstiere (Crustacea)

 

 

 

 

 

Wasserassel (Asellus aquaticus (L.))

 

 

2

 

 

Bachflohkrebs (Gammarus pulex L.)

 

 

4

3

3-4

Eintagsfliegen (Ephemeroptera)

 

 

 

 

 

Baetis sp.

 

 

2

2

2-3

Ephemera danica MÜLLER

-

-

 

 

4

Libellen (Odonata)

 

 

 

 

 

Mosaikjungfer (Aeshna sp.)

 

 

1

 

 

Steinfliegen (Plecoptera)

 

 

 

 

 

Amphinemura standfussi (RIS)

-

-

1

2

2

Isoperla grammatica (PODA)

-

-

 

 

2

Wanzen (Heteroptera)

 

 

 

 

 

‘Schlittschuhläufer’ (Gerris sp.)

 

 

1

 

 

Stoßwasserläufer (Velia caprai TAMANINI)

 

-

1

1

1

Schlammfliegen (Megaloptera)

 

 

 

 

 

Sialis sp.

 

 

2

 

 

Käfer (Coleoptera)

 

 

 

 

 

Anacaena sp.

 

 

1

1

 

Colymbetinae

 

 

1

 

 

Helodidae

 

 

1

1

1

Platambus maculatus (L.)

-

-

2

 

2

Köcherfliegen (Trichoptera)

 

 

 

 

 

Hydropsyche sp.

 

 

 

1

2-3

Limnephilidae

 

 

4

2

3

Polycentropodidae

 

 

 

1

1

Psychomyidae

 

 

 

 

1

Rhyacophila sp.

 

 

1

 

 

Sericostoma personatum (SPENCE)

-

-

 

1

2-3

Zweiflügler (Diptera)

 

 

 

 

 

Gnitzen (Ceratopogonidae)

 

 

 

 

1

Zuckmücken (Chironomidae)

 

 

2

1

1

Dicranota sp.

 

 

 

 

1

Diptera indet.

 

 

 

1

 

Kriebelmücken (Simuliidae)

 

 

2

1

 

Rundmäuler (Cyclostomata)

 

 

 

 

 

Bachneunauge (Lampetra planeri (BLOCH))

2

3

 

1

 

Artensummen

 

 

19

18

18

 

eintagsfliegen.jpg (117990 Byte)

Larven der Eintagsfliegen-Gattung Ephemera

 

hollenbeck.jpg (257343 Byte)
Der Hollenbeck

[Inhalt]

 

 

Aktivitäten des AKN im Winterhalbjahr 1996/97

1. Arbeits- und Pflegeeinsätze

02.11.     Vorstand            Renaturieren eines Teiches in Wistedt mit Einsatz eines Baggers,
09.11.     Schülergruppe   Grabenschließungen im Großen Moor,
13.11.     Vorstand            Ausbaggern des Tümpels am Düvelshöpen (1. Teil),
16.11.     Handeloh           Heckenschnitt und Nachlegen einer Benjes-Hecke am Wörmer Weg,
07.12.     Schülergruppe   Entkusselungsarbeiten im Großen Moor,
21.12.     Handeloh           Freistellen von Moorlilienbeständen im Kehmoor - Inzmühlen,
11.01.     Heidenau            Entkusseln von großen Flächen im NSG "Everstorfer Moor",
18.01.     Kakenstorf         Auslichten und Schneiden von Kopfweiden am Möhlensoll,
01.02.     Handeloh           Entkusselung auf der Drögen Heide,
08.02.     Heidenau            Schneiden von Kopfweiden, Entkusseln im NSG "Everstorfer Moor",
15.02.     Wistedt              Beschneiden von Kopfweiden,
15.02.     Handeloh           Entkusselung von Kleinmooren und anmoorigen Heideflächen südl. v. Handeloh,
17.02.     Kindergruppe    Entkusseln auf Torfsockeln im NSG "Gr.Moor",
18.02.     Schülergruppe   Errichten von Barrieren auf Wegen im Gr. Moor,
19.02.     Kindergruppe    Entkusseln auf Torfsockeln im NSG "Gr.Moor",
21.02.     Heidenau            Schneiden von Kopfweiden an der Kallmoorer Straße,
22.02.     Vorstand            Entfernen von Stubben im Zusammenhang mit der Regeneration des Tümpels am Düvelshöpen,
24.02.     Vorstand            Aufstellen von Hinweisschildern im Gr. Moor,
01.03.     Kakenstorf         Anlage von Benjes-Hecken am Schießstand,
08.03.     Handeloh           Nachlegen und Nachpflanzen einer Benjes-Hecke,
15.03.     Wistedt              Nachlegen von Benjes-Wällen.


 

2. Begehungen, Bereisungen, Treffen und Sitzungen

* 14.11. 96: Jahrestreffen der Arbeitsgruppe Heidenau zwecks Planung der    Arbeitseinsätze,
*  Nov.  96:  Einweisung der Firma Meyer/Luhdorf im Großen Torfmoor/Otter und im Großen Moor/Wistedt hinsichtlich der zu leistenden Entkusselung,
*  09.12.96:  Begehung in Heidenau: Mühlenstraße und Gemeindeweg Campingplatz-Birkenbüschen (Heckenanlagen), Brachweiden nördl. des Großen Moores (ev. Pacht), Quellbereich Dohrener Heide,
*  16.12.96:  Jahrestreffen der Arbeitsgruppe Kakenstorf,
*  07.01.97: Besprechung mit dem Bürgermeister von Heidenau, Herrn Oelkers, wegen Ausgleichs- und Naturschutzmaßnahmen in Heidenau,
*  12.01.97: Besichtigung einer Teichanlage in Dohren (Pacht?),
*  19.01.97:  Begehung in Kakenstorf: Schafweiden an der B 75 (zwecks Pacht) und Trelder Moorkoppel (Abstimmung von Pflegemaßnahmen),
*  28.01.97:  Umwelt-Ausschußsitzung des SG - Rates Tostedt,
*  29.01.97:  Begehung mit Herrn Lütkepohl (VNP) zwecks weiterer Festlegung von Pflegemaßnahmen auf kleineren Heide- und Anmoor - Flächen,
* 13.02.97: Besprechung mit dem Landschaftsplanern (Herrn Steffen und Frau Mau), die den Landschaftsplan für die Gemeinde Tostedt entwickeln,
*  20.02.97:  Umwelt-Ausschußsitzung SG. Tostedt,
*  26.02.97: Besichtigung des Teiches in Wistedt wegen Renaturierungsmaßnahmen,
*  Nov 96 und Febr. 97:
    a) Vier Begehungen bzw. Treffen des “Kleinen Arbeitskreises” der Edmund-Siemers-Stiftung,
    b) Drei Treffen mit der Oberen (Frau Körbel) und der Unteren Naturschutzbehörde (Herr W. Müller) zwecks kurzfristiger und langfristiger Abstimmung über die Pflegemaßnahmen in den NSGs Großes Moor bei Wistedt, Obere Wümmeniederung und Großes Everstorfer Moor,
*  Teilnahme an diversen Sitzungen der Ausschüsse in den Gemeinden Handeloh, Heidenau und Tostedt.

3. Sonstige Aktivitäten:
*  06.02.97: Informationsveranstaltung über den Trabold-Filter im Meierhof
*  15.02.: “Festessen” der Gruppe Handeloh mit ihren Helfern aus Tostedt bei Lehmanns als Nachfeier auf den gewonnenen Sven-Simon-Preis.

[Inhalt]

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